Zwischen Weltschmerz und Übermut
„Auerhaus“– Gelungene Verfilmung des Jugendromans
Was macht glücklich? Kann man Liebe teilen? Wo will ich hin? Vier Freunde auf der Schwelle zum Erwachsensein suchen den Sinn des Lebens. Die Romanverfilmung „Auerhaus“zoomt in ein düsteres wie aufregendes Gefühlschaos.
Frieder (Max von der Groeben) ist schlau, witzig, aufgeweckt – und er hat gerade versucht, sich in der Scheune seines Vaters umzubringen. Damit wirbelt er sein Leben und das seiner drei Freunde in der schwäbischen Provinz gehörig durcheinander. Um aus der geschlossenen Anstalt wieder herauszukommen, muss er „unter Aufsicht“wohnen. „Ich mach' für dich Physik und du machst für mich den Aufpasser“, schlägt Frieder deshalb ganz pragmatisch seinem Kumpel Höppner (Damian Hardung) vor.
In die neue SchülerWG in einem alten, düsteren Haus im Dorf ziehen zudem Höppners freiheitsliebende Freundin Vera (Luna Wedler) und die aus gutem Hause stammende Streberin Cäcilia (Devrim Lingnau) mit ein. Und so prallen im „Auerhaus“Lebens und Gedankenwelten von Jugendlichen aufeinander.
Die vier Freunde stürzen sich in ein emotionales Abenteuer, auf das keiner vorbereitet war. Wie sollen sie mit dem Selbstmordversuch von Frieder umgehen? Wird er es wieder tun? Sind sie dann schuld, weil sie es nicht verhindern konnten? Frieder bringt sie zudem mit seinen waghalsigen Aktionen, einem vorgetäuschten Selbstmord und morbidem Humor noch zusätzlich an ihre Grenzen. „Frieder ist die reinste Zeitbombe“, schreit Höppner an einer Stelle des Films.
Vera dagegen verunsichert ihren Freund Höppner mit ihrer Sehnsucht nach Liebe und Sex, die sie nicht nur mit ihm auslebt. Cäcilia sucht nach Ordnung und Liebe in ihrem Leben, kann beides aber in der WG nicht wirklich finden. Jeder der vier Hauptdarsteller versinkt im „Auerhaus“in seinem eigenen emotionalen Sumpf. Am Ende aber haben alle vier ein Ziel: Ihr Leben soll nicht langweilig werden.
„Auerhaus“basiert auf dem Erfolgsroman von Bov Bjerg, der auch an 40 deutschen Theatern schon inszeniert wurde. Auch der Film geht nah an den Alltag der jungen Leute heran, und das, ohne deren Gedanken oder Aktionen zu werten. Regisseurin Neele Leana Vollmer lässt viele Gedanken der Protagonisten unausgesprochen wirken. Graue, verregnete Tage im grauen, dunklen „Auerhaus“tun ihr Übriges, um die Gemütsschwere bis in den Kinosessel hinein spüren zu können. Gleichzeitig lässt die Geschichte Lichtblicke zu und bringt einen zum Lachen.
Die Figuren sind mit den jungen Schauspielern wunderbar besetzt und auch in den Nebenrollen überzeugen Milan Peschel als Höppners ungeliebter Stiefvater, Anja Schneider als Höppners verständnisvolle Mutter und Hans Löw als Dorfpolizist. (dpa)