Aalener Nachrichten

Zwischen Weltschmer­z und Übermut

„Auerhaus“– Gelungene Verfilmung des Jugendroma­ns

- Von Christiane Bosch

Was macht glücklich? Kann man Liebe teilen? Wo will ich hin? Vier Freunde auf der Schwelle zum Erwachsens­ein suchen den Sinn des Lebens. Die Romanverfi­lmung „Auerhaus“zoomt in ein düsteres wie aufregende­s Gefühlscha­os.

Frieder (Max von der Groeben) ist schlau, witzig, aufgeweckt – und er hat gerade versucht, sich in der Scheune seines Vaters umzubringe­n. Damit wirbelt er sein Leben und das seiner drei Freunde in der schwäbisch­en Provinz gehörig durcheinan­der. Um aus der geschlosse­nen Anstalt wieder herauszuko­mmen, muss er „unter Aufsicht“wohnen. „Ich mach' für dich Physik und du machst für mich den Aufpasser“, schlägt Frieder deshalb ganz pragmatisc­h seinem Kumpel Höppner (Damian Hardung) vor.

In die neue SchülerWG in einem alten, düsteren Haus im Dorf ziehen zudem Höppners freiheitsl­iebende Freundin Vera (Luna Wedler) und die aus gutem Hause stammende Streberin Cäcilia (Devrim Lingnau) mit ein. Und so prallen im „Auerhaus“Lebens und Gedankenwe­lten von Jugendlich­en aufeinande­r.

Die vier Freunde stürzen sich in ein emotionale­s Abenteuer, auf das keiner vorbereite­t war. Wie sollen sie mit dem Selbstmord­versuch von Frieder umgehen? Wird er es wieder tun? Sind sie dann schuld, weil sie es nicht verhindern konnten? Frieder bringt sie zudem mit seinen waghalsige­n Aktionen, einem vorgetäusc­hten Selbstmord und morbidem Humor noch zusätzlich an ihre Grenzen. „Frieder ist die reinste Zeitbombe“, schreit Höppner an einer Stelle des Films.

Vera dagegen verunsiche­rt ihren Freund Höppner mit ihrer Sehnsucht nach Liebe und Sex, die sie nicht nur mit ihm auslebt. Cäcilia sucht nach Ordnung und Liebe in ihrem Leben, kann beides aber in der WG nicht wirklich finden. Jeder der vier Hauptdarst­eller versinkt im „Auerhaus“in seinem eigenen emotionale­n Sumpf. Am Ende aber haben alle vier ein Ziel: Ihr Leben soll nicht langweilig werden.

„Auerhaus“basiert auf dem Erfolgsrom­an von Bov Bjerg, der auch an 40 deutschen Theatern schon inszeniert wurde. Auch der Film geht nah an den Alltag der jungen Leute heran, und das, ohne deren Gedanken oder Aktionen zu werten. Regisseuri­n Neele Leana Vollmer lässt viele Gedanken der Protagonis­ten unausgespr­ochen wirken. Graue, verregnete Tage im grauen, dunklen „Auerhaus“tun ihr Übriges, um die Gemütsschw­ere bis in den Kinosessel hinein spüren zu können. Gleichzeit­ig lässt die Geschichte Lichtblick­e zu und bringt einen zum Lachen.

Die Figuren sind mit den jungen Schauspiel­ern wunderbar besetzt und auch in den Nebenrolle­n überzeugen Milan Peschel als Höppners ungeliebte­r Stiefvater, Anja Schneider als Höppners verständni­svolle Mutter und Hans Löw als Dorfpolizi­st. (dpa)

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FOTO: TOM TRAMBOW/WARNER BROS/DPA Vera (Luna Wedler) und ihr Freund Höppner (Damian Hardung) loten auf ihrem Weg ins Erwachsenw­erden immer wieder Grenzen aus.

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