Schaurige Details im Sontheimer Mordprozess
Rechtsmedizinerin legt Untersuchungsergebnisse vor. Die Todesursache bleibt offen.
ELLWANGEN / SONTHEIM - Eine Rechtsmedizinerin enthüllt grausige Details, eine Kriminalhauptkommissarin blickt hinter die Kulissen: Am Tag fünf im Mordprozess am Ellwanger Landgericht haben Kriminalbeamte der Ersten Schwurgerichtskammer, den Verteidigern der drei Angeklagten und den Nebenklägern Rede und Antwort gestanden. Eine Rechtsmedizinerin brachte das mutmaßlich dritte Opfer zum Sprechen.
Eine Kriminalhauptkommissarin erläuterte der Kammer die Vermögensverhältnisse des angeklagten Vaters und seiner Kinder. Der trotz einer Unterschenkelamputation festangestellte 55-Jährige, der als Orthopädiemechaniker arbeitet, habe über regelmäßige Einkünfte verfügt. Der älteste Sohn, der sich wegen zweifachen Mordes verantworten muss, habe gut verdient und seinen Vater finanziell unterstützt. Solange die Tochter nach dem Verschwinden ihres Ehemanns bei ihren Eltern wohnte, habe sie Miete gezahlt. Für den Kauf von Grundstücken habe der Familienvater einen Kredit aufgenommen.
Leiche mit elektrischer Kettensäge zerkleinert
Bei der Wohnungsdurchsuchung entdeckte die Polizei einen verschlossenen Koffer. Darin befanden sich neben Waffen und Ausweisen auch 30 000 Euro. Insgesamt wurden rund 78 000 Euro Bargeld gefunden. Das Geld könnte aus Straftaten stammen, so die Beamtin. Als wohlhabend bezeichnete sie das dritte Opfer, das Vater und Sohn im Mai 2019 überwältigt, erdrosselt, tiefgefroren und zerstückelt haben sollen.
Die Heidelberger Rechtsmedizinerin Kirsten Stein untersuchte Kopf, Hände und Füße des Opfers, die im Garten der Familie vergraben waren. Die Gliedmaßen seien nicht mit Hieben, sondern mit Schnitten abgetrennt worden, sagte Stein. Dazu passe das Tatwerkzeug, eine elektrische Kettensäge. Um den Kopf abzutrennen, hätten die Täter mehrmals neu angesetzt.
Die Obduktion des Schädels habe keine Hinweise auf sonstige Todesursachen ergeben. Hinweise auf eine Strangulation gebe es nicht, so Stein: „Das heißt aber nicht, dass das Opfer nicht stranguliert wurde.“Ob ein Herzinfarkt zum Tod geführt habe, könne sie nicht sagen, da der Rumpf für die Untersuchung nicht zur Verfügung gestanden habe.
Vom mutmaßlich ersten Opfer, dem türkischen Ehemann der Tochter, fehlt nach wie vor jede Spur. Der 55-jährige Hauptangeklagte soll ihn am 13. Februar 2008 in einer Sontheimer Garage erwürgt haben. Er hatte die Tat der Polizei und seinem ältesten Sohn gestanden, das Geständnis vor Gericht jedoch widerrufen.
Die Verhandlung wird am 10. Dezember mit der Vernehmung von Kriminaltechnikern fortgesetzt.