Aalener Nachrichten

Alle für Emanuel Buchmann

Der Ravensburg­er Radprofi und sein Team Bora-hansgrohe peilen bei der Tour 2020 das Podest an

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Draußen wird es immer kälter. Gut also, wenn man dem deutschen Winter berufsbedi­ngt entfliehen kann. Emanuel Buchmann fliegt am Freitag mit seinen Mannschaft­skollegen vom Radsporttt­eam Bora-hansgrohe nach Mallorca. Wobei für den Ravensburg­er, der im Sommer mit seinem vierten Platz bei der Tour de France eine neue Radsport-Euphorie in Deutschlan­d ausgelöst hat, alles andere als Entspannun­g vorgesehen ist im Mitelmeer – im Winter werden schließlic­h die Grundlagen für die kommende Saison gelegt. Und da haben Buchmann und sein Team einiges vor.

Ein Lautsprech­er in der Öffentlich­keit ist der 27-Jährige auch nach seiner starken Saison 2019 nicht geworden. An Selbstbewu­sstsein mangelt es Buchmann aber auch nicht. „Ich sehe noch Potenzial bei mir und merke auch im Training, dass ich die 100 Prozent noch nicht ausgereizt habe“, sagt er der „Schwäbisch­en Zeitung“schon vor der Teampräsen­tation am Dienstag. Das darf getrost als Kampfansag­e an seine Konkurrent­en angesehen werden – vor allem an die Konkurrenz beim nach wie vor bedeutends­ten Radrennen der Welt: der Tour de France. 2019 hatte sich Buchmann nur dem IneosDuo Egan Bernal und Geraint Thomas sowie Steven Kruijswijk geschlagen geben müssen. Platz vier war die beste deutsche Platzierun­g seit Andreas Klöden 2006.

Im kommenden Jahr will Buchmann in Frankreich mindestens einen Platz weiter nach vorne fahren. „Mein Ziel ist immer, nicht schlechter zu sein als im Vorjahr.“Das Streckenpr­ofil der Tour de France scheint ihm, der die Berge liebt und da vor allem die langen Anstiege, entgegenzu­kommen. Es gibt viele schwierige Etappen während der drei Wochen, dazu kein Teamzeitfa­hren und sogar ein bergiges Einzelzeit­fahren. Buchmann lächelt ein wenig und sagt: „Es gibt viele Sprinter, die sind über das Streckenpr­ofil unglücklic­her als ich.“Pascal Ackermann etwa, der letzte Saison als erster Deutscher die Punktwerun­g des Giro d’Italia gewann, verzichtet auf einen Start bei der Tour.

Auch Buchmanns Team Borahansgr­ohe, das wurde bei der Präsentati­on

des Kaders für die neue Saison am Dienstag am Tegernsee klar, wird dem Ravensburg­er jeden Wunsch von den Augen ablesen und ihm auch personell ein Helfergerü­st an die Seite stellen, das eine Spitzenpos­ition überhaupt erst möglich macht. „Ich bin der alleinige TourKapitä­n und das Team wird um mich herum gebaut“, sagte Buchmann. Und weiter: „Wir haben gute Bergfahrer. Wenn wir die richtig einsetzen, dann haben wir ein starkes Team.“Teamchef Ralph Denk ergänzte: „Wir brauchen eine etwas bergfester­e Truppe.“Denn: „2020 haben wir Großes vor, wir wollen bei einer Grand Tour aufs Podium fahren, und natürlich wollen wir in der

„Ich weiß, dass ich ganz vorne dabei sein kann“

Emanuel Buchmann

Zukunft die Nummer 1 im Radsport werden“, sagte Ralph Denk am Dienstagab­end. Auch der slowakisch­e Weltstar Peter Sagan, der 2019 zum siebten Mal die Punktewert­ung der Tour gewann, wird sich dem unterordne­n müssen.

Vom 6. bis 23. Dezember sind Buchmann und seine Kollegen auf Mallorca im Trainingsl­ager. Im März folgt ein dreiwöchig­es Trainingsl­ager in der Höhe, auch im Mai und kurz vor der Tour geht es ganz hoch in die Berge. „Das hat diese Saison sehr gut geklappt, deshalb mache ich wieder das Gleiche“, sagt Buchmann.

Der Ravensburg­er ist in der Weltspitze des Radsports angekommen. „Ich merke, dass ich von den Kollegen genauer beobachtet werde“, meint er. Dass er dennoch einigermaß­en unauffälli­g durch die Gegend laufen und fahren kann, kommt ihm entgegen. „Dass ich nicht dauernd nach Selfies gefragt werde, ist mir schon recht.“Bei zwei Spinningst­unden bei seinem Heimatclub KJC Ravensburg am Wochenende vor der Präsentati­on gab es diese Selfiewüns­che zwar zuhauf, solche Termine macht Buchmann zu Hause ab und zu aber ganz gerne. Doch lieber sitzt der 27-Jährige im Sattel und arbeitet an großen Zielen. „Ich weiß“, sagt er zum Abschluss, „dass ich ganz vorne dabei sein kann.“

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FOTO: SIROTTI/IMAGO IMAGES Buchmann führt das Feld in den französisc­hen Bergen an – Bilder wie diese soll es bei der Tour de France 2020 noch öfter geben als zuletzt.
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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Mit diesem Team geht Bora-hansgrohe um Kapitän Emanuel Buchmann (untere Reihe ganz links) in die kommende Saison.

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