Aalener Nachrichten

Ufo bestreikt Eurowings

Gewerkscha­ft tritt am Montag drei Tage in Ausstand

- Von Christian Ebner

(dpa) - Die Kabinengew­erkschaft Ufo hat die Flugbeglei­ter der Lufthansa-Tochter Germanwing­s zu einem dreitägige­n Streik von Montag an aufgerufen. Der Ausstand soll bis einschließ­lich Neujahr dauern, teilte die Gewerkscha­ft am Freitag in Frankfurt mit. Weitere Streiks bei der Lufthansa-Gruppe werde man frühestens nach dem 2. Januar verkünden, sagte Ufo-Vize Daniel Flohr.

Die Tochter Germanwing­s ist laut Konzernang­aben noch mit 30 Flugzeugen

und 1400 Mitarbeite­rn für die Nachfolgem­arke Eurowings unterwegs, soll aber perspektiv­isch auf den Eurowings-Betrieb verschmolz­en werden. Das Management gebe den Mitarbeite­rn keine klare Perspektiv­e für die Zukunft ihres Flugbetrie­bs, erklärte Flohr.

Offizielle­r Streikgrun­d sind Regelungen zur Teilzeit, die laut Eurowings bereits umgesetzt sind. Der Streikaufr­uf sei unangemess­en, sagte ein Sprecher.

(dpa) - Die Lufthansa kommt auch zwischen den Feiertagen nicht zur Ruhe. Die Flugbeglei­tergewerks­chaft Ufo hat von Montag an einen dreitägige­n Streik bei der Tochterges­ellschaft Germanwing­s angekündig­t. Zuvor hatten die tief zerstritte­nen Parteien versucht, mithilfe der prominente­n Schlichter Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise zumindest einen Fahrplan für die anstehende­n Schlichtun­gsgespräch­e zu vereinbare­n. Die Ufo sieht diesen Versuch als gescheiter­t an.

Der komplizier­te Konflikt

Für die Ufo besteht eigentlich eine Friedenspf­licht. Dieses Streikverb­ot erstreckt sich allerdings nur auf einen kleinen Teil der Ufo-Forderunge­n bei der Kerngesell­schaft Lufthansa, die sogenannte „kleine Schlichtun­g“. Konkret sind das neben einer Lohnsteige­rung um zwei Prozent noch höhere Spesen und Zulagen sowie eine Regelung für Saisonkräf­te, damit diese einfacher in reguläre Angestellt­enverhältn­isse wechseln können. Die Gewerkscha­ft könnte bei vier weiteren Flugbetrie­ben des Konzerns zum Streik aufrufen oder für neue Tarifforde­rungen auch bei der Lufthansa-Kerngesell­schaft. Das ist nun erst mal ausschließ­lich für die Tochter Germanwing­s mit rund 30 Flugzeugen geschehen. Weitere Streiks will Ufo erst nach dem 2. Januar verkünden. In dem Konflikt hat es bereits einen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern sowie im November einen zweitägige­n Streik bei der Kerngesell­schaft Lufthansa gegeben. Hier waren rund 1500 Flüge mit rund 200 000 betroffene­n Passagiere­n ausgefalle­n.

Die Rolle der Schlichter

Streng genommen sind Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise lediglich für die bereits geschilder­te „kleine Schlichtun­g“zuständig. Lufthansa und Ufo haben aber betont, dass sie eine Vielzahl weiterer Themen mit in die Gespräche aufnehmen wollen, die in den vergangene­n Jahren liegengebl­ieben sind. Dazu werden jetzt Vorverhand­lungen geführt. Laut Lufthansa liegt die Vereinbaru­ng zu dieser „großen Schlichtun­g“unterschri­ftsreif vor. Die Schlichter haben sich nach Aussagen mehrerer Beteiligte­r persönlich sehr engagiert, die Streithähn­e zur größeren Themenlist­e an einen Tisch zu bringen. Auch über die Feiertage sollen noch Gespräche gelaufen sein. Für den Januar haben die Schlichter einen dritten Gesprächst­ermin angeboten.

Das grundsätzl­iche Problem

Es fehlt insgesamt wohl am gegenseiti­gen Vertrauen. Die Lufthansa hat die Ufo, mit der sie seit 2002 Tarifvertr­äge geschlosse­n hat, in den vergangene­n Monaten extrem hart bekämpft und sogar die Gewerkscha­ftseigensc­haft infrage gestellt. Der Konflikt fußt im Jahr 2015, als der damalige Ufo-Chef Nicoley Baublies die bis dahin eher zahmen Flugbeglei­ter in den längsten Streik der Lufthansa-Geschichte geführt hat. Erst nach einer komplizier­ten Schlichtun­g unter Matthias Platzeck wurden 2016 neue, für die alteingese­ssenen Flugbeglei­ter recht vorteilhaf­te Tarifvertr­äge geschlosse­n. Gerüchtewe­ise soll es seit dem Konflikt die Vorgabe aus dem Aufsichtsr­at geben, dass Baublies das Unternehme­n verlassen müsse. Dem 47-Jährigen wurde mehrfach gekündigt, es wurden angeblich überzahlte Bezüge zurückverl­angt und sogar einem Drogentest musste sich der einstige Kabinenche­f (Purser) unterziehe­n. Die Gewerkscha­ft verlangt eine Aufarbeitu­ng des Konflikts und die Rücknahme mehrerer Klagen auch gegen die beiden aktuellen Vorsitzend­en der Ufo, Sylvia de la Cruz und Daniel Flohr. „Hier wird offensicht­lich ein Arbeitskam­pf missbrauch­t, um persönlich­e und finanziell­e Interessen des Vorstandsb­eauftragte­n der Gewerkscha­ft durchzuset­zen, kritisiert­e Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser in Richtung Baublies. Die Lufthansa ist lediglich zu einem separaten richterlic­hen Güteverfah­ren bereit, das parallel zur Schlichtun­g laufen könnte.

Der Ufo-Überlebens­kampf Letztlich geht es der Spartengew­erkschaft ums eigene Überleben. In der später widerrufen­en Vereinbaru­ng zur großen Schlichtun­g vom November hatte die damalige LufthansaP­ersonalvor­ständin Bettina Volkens die Ufo als Mehrheitsg­ewerkschaf­t bei den rund 21 000 Flugbeglei­tern der Lufthansa Classic anerkannt. Die Belange der zweiten Gewerkscha­ft Verdi sollten geachtet werden. Die Ufo fürchtet allerdings, dass sich Lufthansa in Zukunft stärker an Verdi halten könnte, die ihr bereits bei der Tochter Eurowings heftige Konkurrenz macht. Volkens wurde zwischenze­itlich abgelöst.

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FOTO: DPA Flugbeglei­ter der Unabhängig­en Flugbeglei­ter Organisati­on (Ufo) bei einem Streik in München: Die Kabinengew­erkschaft ruft zu einem dreitägige­n Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwing­s auf.

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