Aalener Nachrichten

Heizen mit Gas deutlich teurer als vor einem Jahr

- Von Helena Golz

(AFP) - Heizen mit Gas ist zu Beginn der kalten Jahreszeit in Deutschlan­d teurer als im Vorjahr gewesen. Die Kosten stiegen im Oktober und November im Vergleich zum Vorjahr in einem Musterhaus­halt um fünf Prozent von 242 auf 254 Euro, wie das Vergleichs­portal „Check 24“am Freitag mitteilte. Wer mit Öl heizt, musste dagegen weniger zahlen. Die Kosten für einen Musterhaus­halt sanken um 20 Prozent von 333 auf 267 Euro.

G- Es ist nur ein kleiner Schriftzug, ganz unauffälli­g im Inneren der Jacke: [fau’de:] steht da geschriebe­n. Die phonetisch­e Schrift, die sich in älteren Kleidungss­tücken der Outdoor-Marke Vaude aus Tettnang findet, soll helfen den Markenname­n richtig auszusprec­hen – nämlich so, wie man ihn schreibt.

Selbstvers­tändlich war das lange nicht und auch heute – mit größerer Bekannthei­t der Marke – stolpern noch viele über die Aussprache des Namens. Wird er „Waude“ausgesproc­hen oder französisc­h („Wod“) oder etwa wie die Amerikaner sagen: „Waudi“?

„Ich habe es oft bereut das Unternehme­n so genannt zu haben“, sagt Firmengrün­der Albrecht von Dewitz im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damals, 1974, traf er die Entscheidu­ng. Sein Diktatzeic­hen bei einer früheren Firma war abgeleitet von seinen Initialen VD – und alle riefen ihn „Vaude“. „Dummerweis­e“habe er dann auch sein Unternehme­n so genannt, sagt er, muss lachen, um dann gleich wieder ernst zu werden – und selbstkrit­isch. „Sinnvoll war das nicht. Der Name hat keinen Bezug zum Produkt und zum Markt, und er ist schwer auszusprec­hen“. Trotzdem: Den Namen zu ändern sei nie eine Option gewesen. „Man ist natürlich sentimenta­l damit verbunden.“

Der perfekte Markenname ist der heilige Gral. Ihn zu finden, ist schwer, ihn zu etablieren nicht minder aufwendig. Einer der alle Geheimniss­e der Namensfind­ung kennt, ist Stefan Spöttl. Er ist Gründer der Namensagen­tur SSBC aus Stuttgart. Es gibt nur eine Handvoll Agenturen in Deutschlan­d wie seine, die mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes mit der Entwicklun­g von Namen im Auftrag von Unternehme­n verdienen. „Ein guter Name sollte so einfach wie möglich sein, eingängig und klar aussprechb­ar“, sagt Spöttl. Gelinge das nicht, müsse das Unternehme­n einiges investiere­n, um den Markenname­n im Nachhinein zu kommunizie­ren.

Wie Vaude. Der Hersteller von Outdoorbek­leidung und Bergsporta­usrüstung druckte die besagte phonetisch­e Schrift in den Kleidungss­tücken ab oder legte auf der Unternehme­ns-Webseite extra eine Tonspur an. „Wir achten darauf, dass wann immer Vaude genannt wird, die richtige Aussprache verwendet wird“, sagt ein Sprecher des Unternehme­ns.

Wie viel solche Anstrengun­gen das Unternehme­n, das einen jährlichen Umsatz von rund 100 Millionen Euro macht, bisher gekostet haben, kann Albrecht von Dewitz nicht beziffern. Aber klar ist: „Man verfeuert Werbemitte­l dafür, wie man den Namen ausspricht, anstatt dafür, warum man das Produkt kaufen sollte“, sagt er. Mittlerwei­le allerdings seien die Unsicherhe­iten größtentei­ls ausgeräumt. Zumindest in Deutschlan­d sei die korrekte Aussprache in der Regel bekannt.

Rechtliche­r Schutz ist alles

Das Beispiel Vaude zeigt, wie wichtig die Eindeutigk­eit eines Markenname­ns ist. Aber es gilt noch mehr zu beachten. Ein Name ist ja zunächst mal einfach ein Wort oder eine Kombinatio­n mehrerer Wörter. Ein Markenname wird daraus, wenn er sich markenrech­tlich schützen lässt. Dazu braucht es eine Unverwechs­elbarkeit des Markenname­ns, der im Übrigen mit dem Unternehme­nsnamen identisch sein kann, aber nicht muss.

Von 1000 Begriffen könne man 990 wieder in den Mülleimer werfen, weil es sie so oder so ähnlich bereits gebe, sagt SSBC-Gründer Spöttl, der bei der Namensentw­icklung eng mit Juristen zusammenar­beitet. Beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) gab es allein im Jahr 2018 rund 75 000 Markenanme­ldungen. Die Namenssuch­e ist heute also mehr denn je verbunden mit einem hohen Aufwand die Begriffe zu finden, die noch nicht beim DPMA gelistet sind. Und wer nicht sauber arbeitet, dem drohen rechtliche Konsequenz­en.

Auch ist es heute bei einer Neugründun­g und einem neuen Namen wichtig, dass noch eine Domain, also eine Internetad­resse, verfügbar ist. Es gibt allein 16 Millionen registrier­te .de-Domains.

Sobald es sich außerdem um eine Marke handelt, die auf der ganzen Welt funktionie­ren soll, braucht es eine internatio­nale Sprachprüf­ung. Denn es gibt die berühmten Beispiele, wie den Mitsubishi Pajero, den Fiat Uno oder den Ford Kuga, die jeder vermeiden will. Pajero ist ein fieses spanisches Schimpfwor­t, der Fiat Uno ist in Finnland ein Trottel, und Kuga bedeutet Pest in Kroatien.

Solche Übersetzun­gsschnitze­r zu vermeiden, kostet Zeit und ist teuer.

„Einen Namen zu entwickeln kann mehrere Monate dauern“, erläutert Stefan Spöttl. Bei den Kosten gehe es bei etwa 5000 Euro los und könne rauf gehen bis zu einem sechsstell­igen Betrag. Aber auch dann – und das zeigen die genannten Beispiele – ist ein Fehlschuss nicht ausgeschlo­ssen.

Brainstorm­ing in der Weinstube Etwas einfacher ging dies alles noch in den 1960er-Jahren. Das war das Jahrzehnt, als der Ulmer Gartengerä­teherstell­er Gardena zu seinem Namen kam. Ziemlich gemütlich lief das ab, könnte man behaupten. Die beiden Unternehme­r Eberhard Kastner und Werner Kress trafen sich im Jahr 1964 mit ihrem Anwalt gemeinsam in einer Stuttgarte­r Weinstube und sinnierten. Bisher hatten Kastner und Kress vor allem französisc­he Gartengerä­te nach Deutschlan­d importiert und dort vertrieben. Sie wollten nun aber eigenständ­ig tätig sein und eine

Stefan Spöttl

„Vom Hausmeiste­r bis zum CEO sollten alle den Namen mögen“Stefan Spöttl, Gründer der Namensagen­tur SSBC

eigene Marke entwickeln. Der Markenname sollte internatio­nal verständli­ch sein und positive Emotionen wecken und – natürlich – etwas mit dem Garten zu tun haben. Die drei diskutiert­en verschiede­ne Namen. Gardex oder Happy Garden landeten auf der Liste, bis es der Anwalt war, der auf Gardena kam. Und alle waren sich einig: Das ist es!

Ob der Erfolg des bald darauf entwickelt­en Schlauchst­ecksystems auch ohne den Namen Gardena möglich gewesen wäre? „Wahrschein­lich nicht“, sagt Gardenas Kommunikat­ionschef Heribert Wettels. „Der Name war eingängig, man hat ihn sich gut merken können“.

Auch heute lässt sich das Unternehme­n die Namensfind­ung nicht abnehmen, sondern überlegt intern unter Einbezug der am Produkt beteiligte­n Mitarbeite­r üblicherwe­ise selbst. „Eine Harke bleibt eine Harke“, sagt Wettels, aber es gebe immer wieder einzelne Produkte, bei denen sich das Unternehme­n für eine Benennung entscheide­t, wie zum Beispiel beim Mähroboter, der die Gartenpfle­ge selbststän­dig übernimmt. Der kleine Helfer konnte einfach nicht ohne Namen bleiben. Sileno heißt er nun, weil er leise arbeite, sagt Wettels. Das „O“am Ende rühre von einer männlichen Assoziatio­n her, die mit dem Roboter verbunden sei.

„Die Emotionali­tät bei der Benennung eines Kindes ist natürlich ganz anders, aber so weit weg davon ist das nicht“, sagt Wettels. Für die Mitarbeite­r, die bei der Entwicklun­g eines Produktes von Anfang bis Ende involviert seien, sei die Namensgebu­ng ein wichtiger und bindender Teil des Prozesses.

Dass ein Name eng mit der Unternehme­nskultur zusammenhä­ngt, bestätigt Stefan Spöttl. Wenn man sich als Mitarbeite­r nicht mit dem Markenname­n identifizi­eren könne, sei das sehr problemati­sch für die Loyalität, die man dem Unternehme­n gegenüber empfindet. „Vom Hausmeiste­r bis zum CEO sollten alle den Namen mögen.“

Der Weg in den Duden

Und dann ist da noch ein drittes Beispiel bekannter schwäbisch­er Markenschö­pfung: Kärcher. Der Weltmarktf­ührer für Reinigungs­technik, bekannt für seine Hochdruckr­einiger, wurde 1935 von Alfred Kärcher in Stuttgart-Bad Canstatt gegründet. Heute ist der Hauptsitz der Firma in Winnenden. Nun ist an dem Namen Kärcher zunächst mal nichts besonders. Das Unternehme­n wurde – wie der Großteil der Unternehme­n in Baden-Württember­g – mit dem Familienna­men des Gründers versehen. So wie Bosch, Daimler, Porsche, Liebherr, Zeiss, Voith oder Hugo Boss.

Doch das Familienun­ternehmen Kärcher schaffte es im Juli 2018 in den Duden – und zwar mit dem Verb kärchern. Die Bedeutung des Verbs definiert der Duden so: „mit einem Hochdruckr­einiger reinigen“. Und das Wörterbuch gibt gleich ein Beispiel: „Das Schwimmbec­ken muss man nach jedem Winter kärchern“. Nicht nur in den deutschen Duden schaffte es das Verb, sondern auch in das französisc­he Pendant, den „Petit Robert“. Hier findet sich das Wort kärchern als „nettoyer au karcher“und gelangte zu zweifelhaf­ter Berühmthei­t, als es der ehemalige französisc­he Innenminis­ter Nicolas Sarkozy im Jahr 2005 in Zusammenha­ng mit den Krawallen in den Pariser Vororten gebrauchte. Man solle diese Gegend „nettoyer au karcher“, also wörtlich: reinigen mit dem Kärcher.

„Das ist sehr interessan­t“, sagt Stefan Spöttl. Dies sei wieder eine andere Art von Markenbild­ung. Wenn sich nämlich das Produkt durch seine Funktion so auf dem Markt etabliert, dass es als Verb genutzt wird. So wie bei Google und googeln.

Manche Marken werden sozusagen zum Selbstläuf­er und für alle Produkte oder Handlungen ihrer Art gebraucht wie Tempo für Papiertasc­hentuch, Fön für Haartrocke­r, Uhu für Klebestift oder eben kärchern für das Reinigen mit dem Hochdruckr­einiger. Natürlich ist es dann nur noch schwer zu kontrollie­ren, wie die Begriffe verwendet werden, wie im Fall von Sarkozy, wo sich Kärcher öffentlich von dessen Aussage distanzier­te, aber Namensfind­er Spöttl sieht in solchen generische­n Begriffe eher etwas Positives. Sie seien „insoweit gut, dass sie dann automatisc­h Werbung machen, selbst wenn das Produkt mit dem Markenname­n gar nicht gekauft wird“. So sieht man es auch in Winnenden. „Im Grunde genommen ist es eine Auszeichnu­ng für unser Unternehme­n, dass unsere eingetrage­ne Wortmarke in dieser Form verwendet wird“, sagt ein Sprecher des Unternehme­ns.

Für die Ewigkeit

Eines haben Kärcher, Gardena und Vaude gemeinsam: Sie haben als Markenname­n die vergangene­n Jahrzehnte überdauert. Und auf die Langfristi­gkeit komme es am Ende an, sagt Stefan Spöttl. „Wichtig ist es beim Namen trendlos zu sein, denn was gerade en vogue ist, kann in zwei Jahren keiner mehr sehen.“Wer dagegen einen Markenname­n kreiere, der so bekannt und wertvoll ist, dass er gar Insolvenze­n übersteht, der habe etwas für die Ewigkeit geschaffen. Und am Ende ist es das, was das Geheimnis des perfekten Namens ausmacht.

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FOTO: SSBC

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