Weiterhin erhöhte Lawinengefahr
In den Schweizer Alpen gilt immer noch Warnstufe 3 – Für Bayern zum Wochenende Entspannung erwartet
(dpa) - Der Lawinenabgang auf einer Skipiste in den Schweizer Alpen am zweiten Weihnachtstag hat an der Gefahrenstufe nichts geändert. Auf der fünfstufigen europäischen Skala bewertete das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos die Lage am Freitag überwiegend als Stufe 3. Das entspricht erheblicher Gefahr. Dieselbe Stufe oder geringere Gefahr galt auch in weiten Teilen der bayerischen Alpen und Österreichs. Für die Alpen wurde am Wochenende sonniges Wetter mit höheren Temperaturen vorhergesagt.
Eine mächtige Lawine hatte am zweiten Weihnachtsfeiertag sechs Skiläufer in den Schweizer Alpen verschüttet. Rettungskräfte konnten zwei Leichtverletzte aus den Schneemassen bergen, wie die Polizei im Wintersportort Andermatt mehrere Stunden nach dem Unglück mitteilte. Vier Menschen hätten sich unverletzt aus dem Schnee befreien können oder seien von Rettern während einer großangelegten Suchaktion herausgezogen worden.
Tags zuvor hatten Einsatzkräfte schon ein Lawinenopfer in Österreich nach fünf Stunden lebend aus dem Schnee gerettet. Die Polizei kläre noch ab, wer oder was die Lawine ausgelöst habe und ob es richtig gewesen sei, dass die Piste am Donnerstag geöffnet war, sagte Reto Pfister, Kommandant der Kantonspolizei Uri. Es handelte sich um eine Gleitschneelawine, bei der die gesamte Schneeschicht abrutscht, wie der langjährige frühere Rettungschef von Zermatt, Bruno Jelk, im Schweizer
Rundfunk SRF erläuterte. Es sei nicht möglich, solche Abgänge vorherzusagen oder abzuwenden. „Bei Sprengungen hat man eine Erfolgschance von lediglich 30 Prozent“, sagte er. „Die Probleme mit Gleitschneelawinen gibt es weltweit.“Gleitschneelawinen entstehen auf glattem Untergrund, wenn der Boden unter der Schneedecke warm ist und feucht wird. Sie werden in der Regel nicht von Skifahrern oder Tourengängern ausgelöst.
Bei einer Schneebrettlawine rutscht dagegen eine Schneeschicht auf einer schwächeren Schicht ab. Diese Lawinen können von Menschen ausgelöst werden, und sie können gesprengt werden. Nach Angaben des SLF werden 90 Prozent der Opfer durch Schneebrettlawinen mitgerissen. In der Schweiz sterben jeden Winter etwa 25 Menschen in Lawinen. Ein Lawinenabgang auf eine markierte Skipiste ist selten. In der Schweiz kam das im vergangenen Winter einmal vor. Im Skigebiet von Crans-Montana kam im Februar ein Pistenmitarbeiter ums Leben. Der frühere Zermatter Rettungschef sagte auf die Frage, ob es Druck gebe, Pisten auch zu öffnen, wenn die Lawinensituation unklar sei: „Es darf in dieser Situation keinen Druck geben.“
Zum Wochenende erwartet der Lawinenwarndienst Bayern, dass die Lawinengefahr auch in den Hochlagen der bayerischen Alpen zurückgeht. Dann setzt sich der Prognose zufolge stabiles Hochdruckwetter durch, wie die Experten mitteilten. Die Temperaturen steigen.