Das Ende einer märchenhaften Reise
Sherrock verliert bei WM – Darts-Königin verabschiedete sich erhobenen Hauptes
(SID/dpa) - Fallon Sherrock schnappte sich ihre rosa Pfeile und winkte ein letztes Mal ihren frenetischen Fans im Ally Pally zu. Dann verabschiedete sich die Königin unter „There's only one Fallon Sherrock“-Lobgesängen aus ihrem Palast. Nach zehn Tagen mit zwei bemerkenswerten Siegen ist das DartsMärchen der alleinerziehenden Mutter aus Milton Keynes bei der Weltmeisterschaft in London zu Ende gegangen. In der dritten Runde unterlag Sherrock, die als erste Frau ein WM-Match gegen einen Mann gewonnen hatte – und dann direkt noch einen Sieg nachlegte – , ihrem Landsmann Chris Dobey mit 2:4.
Von Enttäuschung war nach der Partie beim Publikumsliebling allerdings kaum eine Spur. „Ich habe es so genossen“, rief Sherrock ihren Fans zu: „Chris war heute einfach klasse, und für mich sollte es einfach nicht sein.“Die Zuschauer feierten Sherrock, als hätte sie den Titel gewonnen, sie selbst sagte: „Hoffentlich kann ich wieder hierherkommen. Ich wäre unglaublich gerne im nächsten Jahr wieder hier“. Weiter kam sie nicht, bevor ihre Aussagen im TV von den feierwütigen Fans übertönt wurden.
Davon dürfen die Fans im Alexandra Palace ausgehen, denn Sherrock ist ein Farbtupfer, der in der bereits überaus bunten Darts-Welt noch gefehlt hatte. Barry Hearn, mächtiger Vorsitzender des Verbandes PDC, wird auch 2020 bestimmt wieder an Sherrocks Auftritte denken, wenn er seine Wildcards vergibt. Das Spiel und die Nervenstärke, um in der bisherigen Männerdomäne mitzuhalten, besitzt Sherrock ohnehin. Das zeigte sie auch gegen Dobey.
Dank ihrer Trefferquote auf die Doppelfelder ging die 25-Jährige mit 2:1 nach Sätzen in Führung. Der Favorit zweifelte, das Publikum tobte, doch Sherrock konnte ihren Schnitt nicht halten. Der 29 Jahre alte Dobey gewann verdient, Sherrock darf sich dennoch mit 25.000 Pfund Preisgeld trösten – mehr, als sie jemals in ihrer Karriere verdient hat. „Diese Frau kann spielen. Ich wusste, was ich hier spielen muss, um mich durchzusetzen. Sie hat tolle Darts gespielt“, lobte Dobey.
Das Turnier geht nun ohne Frauen in die entscheidenden Runden, bleiben wird Sherrocks Vermächtnis, eine ungeahnte Aufmerksamkeit – weit über die Darts-Welt hinaus. Mit dem 3:2 gegen den Engländer Ted Evetts und dem 3:1 gegen den Weltranglistenelften Mensur Suljovic aus Österreich warf sie sich in die
Geschichtsbücher ihres Sports und präsentierte sich in verschiedenen Fernsehsendungen als perfekte Botschafterin der WM. Sie habe „Millionen inspiriert“, schrieb Tennis-Ikone Billie Jean King am Freitag bei Twitter: „Ihr Talent und ihre Anmut unter Druck wird sie weit bringen.“
Trotz ihrer beeindruckenden Geschichte muss Sherrock in den kommenden Wochen und Monaten darum kämpfen, dauerhaft den Sprung auf die Profi-Tour zu schaffen. Für einen Platz unter den besten 64 der Welt, der ihr eine Tourcard sichern würde, reicht ihr Abschneiden in London nicht. Sherrock muss sich jetzt wie Hunderte andere Spieler durch die Mühlen der sogenannten Q-School kämpfen und dort bestehen oder eben auf die Wildcard hoffen. Aber wie es auch weiter geht: Ihre zehn magischen Tage von London dürften ihr aber zumindest die eine oder andere Teilnahme an Einladungsturnieren gesichert haben.
„Ich wäre unglaublich gerne im nächsten Jahr wieder hier“. Fallon Sherrock