Aalener Nachrichten

Wie erfahre ich mehr Glück in meinem Leben?

Auch gute Vorsätze wandeln sich mit der Zeit – Weniger rauchen, gesünder essen, mehr Sport machen reicht vielen nicht mehr

- Von Paula Konersmann

MGanche Dinge sollen einfach das bleiben, was sie sind. Doch anhaltende­r Stillstand kann lähmen. Traditione­ll wünschen sich viele Menschen zum Jahreswech­sel auch Veränderun­gen – und fassen gute Vorsätze, um mit Schwung in den Januar zu starten. Insgesamt wollen 40 Prozent der Deutschen alle Jahre wieder etwas besser machen, wie im vergangene­n Jahr eine Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit ergab.

Stressverm­eidung stand bei den Vorhaben für 2019 ganz oben, gefolgt von mehr Zeit für Familie und Freunde. Einen deutlichen Anstieg gab es demnach bei dem Punkt „weniger Handy, Computer, Internet“: 2014 hatten dies 15 Prozent der Befragten als Vorhaben genannt, zuletzt dann 25 Prozent.

Neujahrsvo­rsätze sind auch ein Spiegel der Gesellscha­ft, sagt Gina Schöler. Die selbst ernannte „Glücksmini­sterin“aus Mannheim will den Deutschen dabei helfen, ein klein wenig zufriedene­r zu werden. Hinter ihrem „Ministeriu­m für Glück und Wohlbefind­en“verbirgt sich eine Kampagne, die vor sieben Jahren als Studenten-Projekt begonnen hat. Als Glücksbots­chafterin bietet

Schöler etwa Impulsvort­räge, kreative Workshops und Coaching an. Es passe in die heutige Zeit, dass gerade jüngere Leute nicht unbedingt große Anschaffun­gen für das kommende Jahr planten, sagt Schöler. „Häufig geht es eher um Zeitwohlst­and, Selbstverw­irklichung oder Selbstfind­ung.“

Die Evergreens unter den Vorsätzen sind nicht totzukrieg­en. Mehr bewegen und Sport treiben landete zuletzt auf Platz drei der DAK-Umfrage, gesündere Ernährung und abnehmen folgten auf den Rängen vier und sechs. Schöler sieht darin eher eine Ergänzung als einen Widerspruc­h zu den „Selfcare“-Plänen. „Vielen ist es wichtig, sich gut um sich selbst zu kümmern.“

Die Anmeldezah­len in den Fitnessstu­dios würden wohl auch im Januar 2020 in die Höhe schnellen, vermutet die Kommunikat­ionsdesign­erin. Aber: „Gleicherma­ßen geht es um seelische Gesundheit. Viele Leute interessie­ren sich für die Frage, was persönlich­es Wohlbefind­en für sie bedeutet.“Das zeige sich bei vielen ihrer Veranstalt­ungen. Die Menschen fragten sich, wie sie das Glück finden könnten: „Sei es über soziale Kontakte, neue Freundscha­ften, Weiterbild­ung

– aber auch durch körperlich­e Gesundheit und weniger Stress.“

Die „Glücksmini­sterin“findet diesen Trend bemerkensw­ert. „Er führt weg vom Prinzip höher, schneller, weiter“, sagt sie. „Es gibt eine Rückbesinn­ung auf das, was wirklich zählt.“Wenn Menschen etwa am Ende ihres Lebens Bilanz zögen, gehe es selten um materielle Dinge, sondern um soziale Strukturen, gesundes Miteinande­r und Zufriedenh­eit. Schöler gibt allerdings auch zu bedenken: „Um sich diese Fragen zu stellen, braucht es natürlich eine gewisse Grundsiche­rheit auf materielle­r Ebene.“

Doch wie werden aus Hoffnungen und Wünschen erreichbar­e Ziele? Schöler sieht den Jahreswech­sel in diesem Zusammenha­ng zwiespälti­g. „Es kann ein Ansporn sein, dass alle zu diesem Termin gute Vorsätze fassen. Anderersei­ts kann ein Hype auch dazu führen, dass die Pläne schnell wieder verpuffen.“Alternativ könne man sich an einem Termin orientiere­n, der für einen selbst von

Bedeutung ist, etwa einem Jahrestag. So oder so brauche es einen inneren Antrieb, damit Vorsätze erfolgreic­h sein könnten.

Das größte Missverstä­ndnis sei, „dass wir viel zu schnell viel zu viel wollen. Damit setzen wir uns so unter Druck, dass das Ganze nicht funktionie­rt“, so Schöler. Sinnvoll seien möglichst konkrete Vorsätze: „auf das tägliche Dessert in der Kantine verzichten“oder „die Treppe nehmen statt den Aufzug“lasse sich eher umsetzen als ein schwammige­s „abnehmen“. Helfen könne es auch, Fortschrit­te regelmäßig zu notieren.

Der beste Vorsatz ist nach Einschätzu­ng der „Glücksmini­sterin“ein ganz anderer. Und zwar: „Ich möchte mich mit dem Thema Glück beschäftig­en.“Spezifisch­er müsse es nicht sein, betont Schöler. Dieser Vorsatz könne immer wieder dazu motivieren, Neues auszuprobi­eren und sich überrasche­n zu lassen. „Wenn ich mir vornehme, 2020 herauszufi­nden, was Glück für mich bedeutet, kann daraus ein großes Abenteuer werden.“

Es gibt eine Rückbesinn­ung auf das, was wirklich zählt.

Gina Schöler, selbst ernannte „Glücksmini­sterin“

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FOTO: IMAGO-IMAGES.DE Viele Menschen fassen nicht nur gute Vorsätze, sondern machen sich auch über Selbstfind­ung Gedanken.
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