Hakenkreuz über der Akropolis
Zum Holocaust-Gedenktag erinnert eine Lesung an die NS-Opfer in Griechenland
– Griechenland, das Sehnsuchtsziel vieler deutscher Touristen, steht am Montag auch in der Stadtkirche in Aalen im Mittelpunkt. Allerdings aus einem traurigen und bedrückenden Anlass: Am internationalen Holocaust-Gedenktag und am nationalen deutschen Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus, eben am Montag, wird an die Verbrechen erinnert, die die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs in Griechenland begangen hat. „Hakenkreuz über der Akropolis – Der lange Schatten der Vergangenheit“lautet die Überschrift. Musiker und Sänger des deutsch-griechischen Forums Kinisis in Offenburg umrahmen die Texte, die Philipp Dürschmied vom Theater der Stadt Aalen liest, mit Liedern von Mikis Theodorakis.
„Wir wollen die Besucher zum Nachdenken anregen“, sagt Rüdiger
Walter, der als Sprecher der Regionalgruppe „Gegen Vergessen – für Demokratie“mit dem Intendanten des Theaters, Tonio Kleinknecht, und Pfarrer Bernhard Richter die Lesung in der Stadtkirche organisiert. Es sollen viele Informationen vermittelt, mit der Musik von Theodorakis aber auch ein musikalischer Leckerbissen geboten werden. Denn Kinisis, was auf deutsch Bewegung bedeutet, hat das Ziel, Menschen durch die Sprache der Musik und der Poesie zu verbinden.
Das Griechenlandbild der Deutschen, sagt Walter, sei zwiespältig: Einerseits gebe es eine tiefe Verehrung für die griechische Antike, andererseits aber keine Sympathie für das griechische Volk, sogar eine feindselige Haltung und abgrundtiefe Verachtung, die in der rassistischen Ideologie der Nazis bereits angelegt sei. Diese hätten den Griechenlandfeldzug eigentlich nicht geplant, hätten das Land dann aber regelrecht überrannt, als sich das verbündete faschistische Italien dort eine blutige Nase geholt hatte.
1941 habe das Hakenkreuz auf der Akropolis geweht. Gefolgt seien ein Terrorregime und die Ausplünderung des Landes. Die Folge seien 250 000 bis 300 000 Hungertote gewesen, etwa 80 Prozent der griechischen Juden seien getötet worden.
Opfer vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen
Gegen diese Terrorherrschaft, berichtet Walter weiter, habe es Widerstand gegeben. Dies wiederum habe grausame Massaker an der Zivilbevölkerung durch die Wehrmacht zur Folge gehabt. Opfer seien überwiegend Kleinkinder, Frauen und alte Menschen gewesen. Über 1000 Dörfer seien zerstört worden, auch Klöster habe die deutsche Wehrmacht nicht verschont. Und obwohl es grauenhafte Kriegsverbrechen gegeben habe, sagt Walter, sei kein Kriegsverbrecher von einem deutschen Gericht zur Rechenschaft gezogen worden.
Eine würdige Erinnerungskultur sei wichtig, begründet Pfarrer Richter die Lesung in der Stadtkirche, denn niemand könne aus der Geschichte aussteigen. Die Veranstaltung füge sich in das laufende Programm des Theaters ein, sagt Tonio Kleinknecht, in dem es um innere Sicherheit als relativen Zustand geht.
„Hakenkreuz über der Akropolis – Der lange Schatten der Vergangenheit“ist die Lesung mit Liedern von Mikis Theodorakis überschrieben. Sie beginnt am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr in der Stadtkirche Aalen. Daran wirken Philipp Dürschmied vom Theater der Stadt Aalen und das Ensemble Kinisis aus Offenbach mit.