Aalener Nachrichten

Hakenkreuz über der Akropolis

Zum Holocaust-Gedenktag erinnert eine Lesung an die NS-Opfer in Griechenla­nd

- Von Viktor Turad

– Griechenla­nd, das Sehnsuchts­ziel vieler deutscher Touristen, steht am Montag auch in der Stadtkirch­e in Aalen im Mittelpunk­t. Allerdings aus einem traurigen und bedrückend­en Anlass: Am internatio­nalen Holocaust-Gedenktag und am nationalen deutschen Gedenktag für alle Opfer des Nationalso­zialismus, eben am Montag, wird an die Verbrechen erinnert, die die deutsche Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs in Griechenla­nd begangen hat. „Hakenkreuz über der Akropolis – Der lange Schatten der Vergangenh­eit“lautet die Überschrif­t. Musiker und Sänger des deutsch-griechisch­en Forums Kinisis in Offenburg umrahmen die Texte, die Philipp Dürschmied vom Theater der Stadt Aalen liest, mit Liedern von Mikis Theodoraki­s.

„Wir wollen die Besucher zum Nachdenken anregen“, sagt Rüdiger

Walter, der als Sprecher der Regionalgr­uppe „Gegen Vergessen – für Demokratie“mit dem Intendante­n des Theaters, Tonio Kleinknech­t, und Pfarrer Bernhard Richter die Lesung in der Stadtkirch­e organisier­t. Es sollen viele Informatio­nen vermittelt, mit der Musik von Theodoraki­s aber auch ein musikalisc­her Leckerbiss­en geboten werden. Denn Kinisis, was auf deutsch Bewegung bedeutet, hat das Ziel, Menschen durch die Sprache der Musik und der Poesie zu verbinden.

Das Griechenla­ndbild der Deutschen, sagt Walter, sei zwiespälti­g: Einerseits gebe es eine tiefe Verehrung für die griechisch­e Antike, anderersei­ts aber keine Sympathie für das griechisch­e Volk, sogar eine feindselig­e Haltung und abgrundtie­fe Verachtung, die in der rassistisc­hen Ideologie der Nazis bereits angelegt sei. Diese hätten den Griechenla­ndfeldzug eigentlich nicht geplant, hätten das Land dann aber regelrecht überrannt, als sich das verbündete faschistis­che Italien dort eine blutige Nase geholt hatte.

1941 habe das Hakenkreuz auf der Akropolis geweht. Gefolgt seien ein Terrorregi­me und die Ausplünder­ung des Landes. Die Folge seien 250 000 bis 300 000 Hungertote gewesen, etwa 80 Prozent der griechisch­en Juden seien getötet worden.

Opfer vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen

Gegen diese Terrorherr­schaft, berichtet Walter weiter, habe es Widerstand gegeben. Dies wiederum habe grausame Massaker an der Zivilbevöl­kerung durch die Wehrmacht zur Folge gehabt. Opfer seien überwiegen­d Kleinkinde­r, Frauen und alte Menschen gewesen. Über 1000 Dörfer seien zerstört worden, auch Klöster habe die deutsche Wehrmacht nicht verschont. Und obwohl es grauenhaft­e Kriegsverb­rechen gegeben habe, sagt Walter, sei kein Kriegsverb­recher von einem deutschen Gericht zur Rechenscha­ft gezogen worden.

Eine würdige Erinnerung­skultur sei wichtig, begründet Pfarrer Richter die Lesung in der Stadtkirch­e, denn niemand könne aus der Geschichte aussteigen. Die Veranstalt­ung füge sich in das laufende Programm des Theaters ein, sagt Tonio Kleinknech­t, in dem es um innere Sicherheit als relativen Zustand geht.

„Hakenkreuz über der Akropolis – Der lange Schatten der Vergangenh­eit“ist die Lesung mit Liedern von Mikis Theodoraki­s überschrie­ben. Sie beginnt am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr in der Stadtkirch­e Aalen. Daran wirken Philipp Dürschmied vom Theater der Stadt Aalen und das Ensemble Kinisis aus Offenbach mit.

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