Grüne Hänge statt weißer Pisten
Liftbetreiber und Skifahrer schauen in die Röhre – Diese Wintersaison wird wohl eine Nullnummer
G- An zehn Tagen konnten Skifahrer in der Saison 2018/2019 die Hänge am Ostalb-Skilift hinunterfahren. In dieser Saison sieht es allerdings eher düster aus. Die letzte Hoffnung, dass Wintersportbegeisterte doch noch ihre Schwünge im Schnee machen können, setzt Dieter Gerstner, seit 2007 Geschäftsführer der Ostalb-Skilifte GmbH, auf die Faschingsferien Ende Februar.
Gerstner sei kein Wetterfrosch und für ihn sei das Glas eher halb voll als halb leer. Doch dass die Pistenbullys in dieser Saison nochmals aus der Garage geholt werden, glaubt er trotz allem Optimismus nicht. Auch die bunten Wegweiser setzen in diesem Jahr eher Staub an, als dass sie mit einem lächelnden Smiley große und kleine Skifahrer und Snowboarder zum Lift lotsen. Angesichts der wohl in diesem Jahr anstehenden Nullnummer ist auch Gerstner nicht zum Lächeln zumute. Die Liftbügel, die ansonsten bereits im November an den Seilen gehängt haben, wurden heuer erst gar nicht angebracht. Angesichts der Wetterlage im Nachhinein eine gute Entscheidung, die auch Personalkosten einspare.
Im seinem 50. Jahr steht der Ostalb-Skilift wohl still
Eine Wintersaison ohne einen Betriebstag sei nichts Neues. „Eine solche hatten wir auch 2017/2018“, sagt Gerstner. Seit Bestehen des Ostalb-Skiliftes, der 1969/1970 seine Pforten öffnete, habe dieser sechs skifahrerfreie Saisonen erlebt. Dass allerdings gerade in seinem 50. Jahr die Lifte stillstehen, sei betrüblich. Ein Nullnummernjahr tue betriebswirtschaftlich gesehen immer weh. Denn unabhängig davon, ob der Ost-alb-Skilift in Betrieb geht oder nicht, sei eine ganzjährige finanzielle Belastung da. Gerstner denkt etwa an die Kosten für das Personal, das die Technik instand halte, die Kosten für den TÜV, der bereits vor dem Start der Saison im Oktober oder November die Anlage überprüft oder die Kosten für die Wartung der Flutlichtanlagen. Um diese Unkosten zu decken, müsse der Ostalb-Skilift zwischen acht bis zehn Betriebstagen mit zwei kompletten Wochenenden laufen.
Ein großes Glück sei es allerdings, dass die Ostalb-Skilifte Aalen GmbH in den vergangenen Jahren sehr solide gewirtschaftet habe, sagt Gerstner. Unter anderem seien Kosten eingespart worden, indem im Bereich Bürotätigkeit, zu der auch die Buchhaltung gehört, der Wasserkopf deutlich verschlankt worden sei. „Insofern geht es uns trotz anstehendem Nullnummernjahr in dieser Saison nach wie vor wirtschaftlich gut.“Darüber hinaus könnte so ein Jahr durch gute Winter wie im vergangenen Jahr kompensiert werden.
Von einem Abgesang von Skiliften in der Region wie dem Ostalb-Skilift hält Gerstner mit Blick auf den Klimawandel nichts. Bereits in den 80er Jahren
habe es Nullnummern gegeben. Und damals habe noch niemand von Erderwärmung und dergleichen gesprochen. Die nächsten fünf bis zehn Jahre habe der Ostalb-Skilift auch mit wenigen Betriebstagen seine Berechtigung. Danach müsse man weitersehen.
Sollte der Ostalb-Skilift angesichts der wärmeren und unbeständigen Winter auf dem Prüfstand stehen und weichen müssen, sei das sehr schade.
Dann hätten Kinder keine Möglichkeit mehr, vor der Haustüre Skifahren zu lernen. Und das würden dann auch die Liftbetreiber in den Alpen zu spüren bekommen. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Darüber hinaus habe nicht jede Familie das nötige Kleingeld, um jedes Wochenende ins Gebirge zu fahren.
Von der Schwarzmalerei angesichts des Klimawandels hält auch Bobby
Krapp, Geschäftsführer des Wintersportzentrums & Fun Parks Hirtenteich, nicht viel. „Wir haben auf der Ostalb seit 20 Jahren keinen stabilen Winter mehr und immer wieder Aussetzer, in denen uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und der Skilift Hirtenteich eine Saison ohne Betriebstag überbrücken muss.“
Gar nicht aufzumachen, schmerze ihn als privaten Betreiber mit Blick auf die jährlichen Investitionen natürlich sehr. Bei einer Nullrunde reiße jedes Mähen und jede noch so kleine Reparatur ein Loch in das Budget. Und bei allem Geld und aller Manpower, die in die Vorbereitung der Saison gesteckt würden, sei es dann sehr deprimierend, wenn der Lift nicht in Betrieb gehen kann. „Laufen wird dieser in der aktuellen Saison wohl eher nicht“, sagt Krapp. „Der Januar ist gegessen. Vielleicht bringt der Februar noch einen Hoffnungsschimmer.“Im März sei es dann aber endgültig vorbei. Selbst wenn in dem Monat noch Schnee fallen sollte, sei der Boden nicht mehr gefroren und biete insofern keine idealen Bedingungen mehr fürs Skifahren.
Personalmangel ist ein großes Problem
Angesichts der finanziellen und personellen Anstrengungen frage sich Bobby Krapp schon, warum er das Wintersportzentrum & Fun Parks Hirtenteich noch nach über 20 Jahren betreibt. „Sicherlich nicht aus Profitgier, sondern aus emotionalen Gründen.“Jedes Kinderlächeln am Lift bestätige ihn in seiner Motivation. Aber auch die Tatsache, Kindern und Erwachsenen das Skifahren in der Region noch ermöglichen zu können. Der Betrieb sei unabhängig vom Wetter auch mit Blick auf den Personalmangel nicht einfacher geworden. „Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die sich fernab von Familie und Beruf engagieren und etwa als Liftbügel-Helfer einspringen. Und das spontan. Denn sobald die Bedingungen perfekt sind, heiße es, anpacken.