München in Panik
Tatort: Unklare Lage (So., ARD, 20.15 Uhr) Endlich wieder ein absolut sehenswerter „Tatort“aus München! Nachdem die Weihnachtsfolge und auch die da- vor über Jugendsünden („Die ewige Welle“) eher konfus und wenig spannend waren, ist Regisseurin Pia Strietmann mit „Unklare Lage“ein packender Thriller gelungen. Reale Vorlage ist der Amoklauf vor bald vier Jahren im Münchner OlympiaEinkaufszentrum (OEZ), bei der ein jugendlicher Attentäter neun Menschen und sich selbst umgebracht hat.
Im Film wird ein Fahrkartenkontrolleur in einem Bus erschossen. Der jugendliche Täter im Kapuzenshirt flieht. Die Kommissare Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) müssen ihre gemächliche Altherrenattitüde ablegen und werden – wie alle in Münchens Innenstadt – zu Gejagten. Gibt es einen zweiten Attentäter? 2000 Tätersichtungen von jungen Männern in Kapuzenshirt werden auf Twitter gemeldet. Doch der Film macht nicht einfach die sozialen Medien für die um sich greifende Panik verantwortlich. Er beschreibt vielmehr differenziert, wie die Polizei gewaltsam und wenig zimperlich mit einer solchen Bedrohung umgeht. Da werden Unbescholtene schnell zu Verdächtigen, der Staatsapparat verselbständigt sich und die titelgebende „unklare Lage“führt auch an höchster Stelle zu Kompetenzgerangel. Und der Zuschauer wird in den Strudel hineingezogen.