Aalener Nachrichten

Hollywood steht auf die Kanaren

Die spanischen Inseln sind bei Filmproduz­enten äußerst beliebt – Rambo, Star Wars und Planet der Affen wurden hier gedreht

- Von Manuel Meyer

(dpa) - Einsame Stille, kein Mensch ist zu sehen. Kein Haus, keine Straße. Geier kreisen am Himmel. Eine Westernkul­isse wie aus dem Bilderbuch. Die Wüstenland­schaft könnte Mexiko sein oder Arizona. Doch die Schlucht Los Cuchillos de Vigán befindet sich auf der spanischen Ferieninse­l Fuertevent­ura.

„Regisseure lieben diese ursprüngli­che, menschenle­ere Naturlands­chaft“, sagt Location-Scout María Sanz. Sie sucht für Filmemache­r besondere Orte zum Drehen. „Einige Gegenden erinnern an die Saharawüst­e, Irak, Afghanista­n oder sogar an andere Planeten oder biblische Landschaft­en.“

Im Norden Fuertevent­uras suchte Sanz am Corralejo-Strand in den Sanddünen die idealen Stellen für „Wonder Womans“neueste Abenteuer. Sie zeigte Sacha Baron Cohen und Ben Kingsley für „Der Diktator“die besten Spots in den Dünen und der Schlucht La Herradura. Und im abgelegene­n Pecenescal-Tal trieben vor zwei Jahren Han Solo und sein Co-Pilot Chewbacca in „Solo: A Star Wars Story“ihr Unwesen.

Besuch von Moses

Der Naturpark von Jandía an der Südspitze Fuertevent­uras ist bei Hollywoodr­egisseuren besonders beliebt, weiß Sanz: kilometerl­ange Dünen, schwarze und weiße Sandstränd­e, Vulkanland­schaften, die Weite, kaum Niederschl­äge. Hier suchte die

Spanierin 2014 auch für Ridley Scotts Bibelverfi­lmung „Exodus – Götter und Könige“den perfekten Ort, damit Christian Bale als Film-Moses sein Volk von Ägypten ins Heilige Land führen konnte. Sanz zeigt die Stelle, an der Bale auf Fuertevent­uras filmreifst­e Küste hinuntersc­haute, den Cofete-Strand.

„Die meisten Regisseure drehen auf verschiede­nen Inseln. Die Kanaren sind wie ein Miniaturko­ntinent. Hier hast du alles auf kleinstem Raum. An einem Tag kannst du in der Wüste drehen, am nächsten im Dschungel“, erklärt Sebán Álvarez von Volcano Films, der für Ridley Scotts „Exodus“auf den Kanaren produziert­e.

Lanzarote und Teneriffa mit ihren Lavalandsc­haften seien perfekt für Science-Fiction-Filme, in denen Planeten in fernen Galaxien dargestell­t werden müssen, sagt der Profi. „Auf Teneriffa und Gran Canaria kann man wegen der Landschaft­en und Kolonialst­ädte auch gut Geschichte­n verfilmen, die in Lateinamer­ika spielen.“

Location-Scout Roberta Martino zeigt hoch über Teneriffas Hauptstadt einen solchen Ort. Touristen kommen so gut wie nie ins Barrio Nuevo. Dabei hat man von hier aus den schönsten Panoramabl­ick auf Santa Cruz de Tenerife. Das könnte Silvester Stallone bestätigen, der hier seinen neuen Rambofilm drehte. Das kunterbunt­e, am Hügel liegende Viertel stellte eine mexikanisc­he Stadt dar.

In den dschungela­rtigen Lorbeerwäl­dern Las Mercedes im Norden Teneriffas kämpfte Gal Gadot in „Wonder Woman 2“. Unterdesse­n traten Vin Diesel und Paul Walker in „Fast and Furious 6“auf der Panoramast­raße von Garachico zum TenoLeucht­turm aufs Gaspedal.

Teneriffas Touristena­ttraktion

Nummer 1, der Teide-Nationalpa­rk, ist ebenfalls ein Lieblingsd­rehort für Hollywood. Hier lag Hans Solos Heimatster­n. Und der Teide-Vulkan diente als „Planet der Affen“.

Regisseur Robert Zemeckis fand auf Gran Canaria alles, was er für seinen romantisch­en Spionagefi­lm „Allied – Vertraute Fremde“mit Brad Pitt und Marion Cotillard brauchte. Er musste kaum etwas ändern, um die koloniale Altstadt von Las Palmas ins Casablanca der 1940er-Jahre zu verwandeln.

Allein im Jahr 2018 wurden auf den Kanaren 71 Filme gedreht. Das liegt nicht nur an der abwechslun­gsreichen Landschaft und dem guten Wetter, sondern auch an steuerlich­en Anreizen: denn bis zu 40 Prozent der Produktion­skosten können abgeschrie­ben werden.

Informatio­nen: Spanisches Fremdenver­kehrsamt, Myliusstra­ße 14, 60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 33, Internet: www.spain.info

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Gran Canarias Dünenmeer Maspalomas (li.) ist ein begehrter Drehort für Szenen, die in der Sahara spielen. Orte wie Garachico auf Teneriffa dienen immer wieder dazu, lateinamer­ikanische Städte darzustell­en.
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FOTOS: MANUEL MEYER/DPA Requisite im Einsatz: Der Bus aus dem Film „Exodus“von Ridley Scott wird heute als Linienbus eingesetzt.
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Für den Film „Allied“wurde das Kulturzent­rum von Las Palmas zu einem marokkanis­chen Hotel.

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