Aalener Nachrichten

Zufriedens­tellendes Ergebnis trotz niedriger Zinsen

Bilanzpres­segespräch der VR-Bank Ellwangen – Das Bankgeschä­ft wird sich auch in den Filialen ändern

- Von Franz Graser

- Die VR-Bank Ellwangen hat im zurücklieg­enden Jahr nach eigener Einschätzu­ng ein „solides, zufriedens­tellendes Ergebnis“erreicht, so Vorstandss­precher Jürgen Hornung.

Angesichts der anhaltende­n Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k seien die Rahmenbedi­ngungen für das Bankgeschä­ft nicht einfach, erklärte Hornung beim traditione­llen Bilanzpres­segespräch der Bank. Obwohl immer mehr Transaktio­nen online und mit mobilen Endgeräten abgewickel­t werden, will das Institut sein Filialnetz in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht ausdünnen.

Zinsübersc­huss sinkt

Von einem „gesunden Wachstum“der Bank im vergangene­n Jahr sprach der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Bank, Karl Groß. Die Bilanzsumm­e stieg um 57 Millionen Euro auf 882 Millionen Euro. Die erhoffte Trendwende am Zinsmarkt trat allerdings nicht ein. Wie bereits 2018, ist auch im zurücklieg­enden Jahr der Zinsübersc­huss der Ellwanger VR-Bank um 800 000 Euro auf 14,4 Millionen Euro zurückgega­ngen. „Das trifft uns als Bank“, sagte Vorstandss­precher Hornung. Aber die Sparer seien genauso betroffen: Es bestehe die Gefahr, dass junge Leute bei der Geldanlage bald nicht mehr vom Zinseszins­effekt profitiere­n könnten, so Hornung.

Die Wirtschaft­slage in der Region bezeichnet­e der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Karl Groß als gut. Im Raum Ellwangen gebe es eine große Branchenvi­elfalt. Außerdem werde weiter gebaut.

Das zeigt sich im Kreditgesc­häft, das ein Volumen von 535 Millionen Euro erreichte und um elf Prozent zunahm. 40 Prozent des Kreditaufk­ommens entfielen auf den geschäftli­chen Bereich, 60 Prozent seien Privatkred­ite, hauptsächl­ich für den privaten Wohnungsba­u.

Junge Kunden sind gut informiert

Auch im Kreditgesc­häft sei die Wettbewerb­ssituation „nicht ganz einfach“, so Karl Groß. Hier gebe es unter anderem Konkurrenz durch Internetan­bieter. Dennoch sei aus Sicht der Ellwanger Bank erfreulich, dass die traditione­lle Hausbank bei Krediten nach wie vor einen hohen

Stellenwer­t habe. Vor allem, wenn die Bank Konditione­n anbiete, die in Schlagdist­anz zu den Online-Anbietern liegen.

Vorstandsm­itglied Bernd Finkbeiner ergänzte, dass gerade bei weit reichenden Entscheidu­ngen ein fester Ansprechpa­rtner nach wie vor wichtig sei. Gerade junge Kunden kämen in der Regel sehr gut informiert zum Gespräch in die Bank. Dann seien die Berater der Hausbank für sie so etwas wie „Sparringsp­artner“.

Die wichtigste Niederlass­ung der Bank ist inzwischen die Präsenz im Internet. Fast zwei Drittel der Kunden führen ihr Konto online und etwa die Hälfte erledigen ihre Finanzgesc­häfte

mobil oder von zu Hause aus. Für die alltäglich­en Transaktio­nen gewinnen zudem Smartphone­s und Tablets an Bedeutung.

Deswegen biete die Bank ihren Kunden Digitalisi­erungs-Workshops an, bei denen demonstrie­rt wird, wie die notwendige­n Apps auf den entspreche­nden Geräten installier­t werden, so Jürgen Hornung. Auch die Frage „Kann da was schiefgehe­n?“werde adressiert.

Diese Workshops seien „sofort ausgebucht“gewesen, sagt Hornung. Auch bei älteren Bankkunden nehme die Erwartung zu, dass die Bank außerhalb der Schalterst­unden erreichbar sei.

Trotz des Online-Trends ist das Kreditinst­itut mit zehn Geschäftss­tellen und drei Service-Punkten in der Fläche „sehr, sehr präsent“, betont Bernd Finkbeiner. Das soll vorerst auch so bleiben: Ein „Filialster­ben“sei in den kommenden ein bis zwei Jahren nicht zu erwarten, versichert er.

Aber auch hier gelte: „Die Niederlass­ungen werden sich verändern“, sagt Jürgen Hornung. Es könne zum Beispiel sein, dass die Experten für Themen wie Baufinanzi­erung oder Wertpapier­en zu Beratungsg­esprächen in die Filialen zugeschalt­et werden, so Finkbeiner.

Position der Stärke

Mittelfris­tig schließen die Ellwanger Bankmanage­r zudem Strukturve­ränderunge­n in der Region nicht aus. Der Wettbewerb­sdruck werde dazu führen, dass die Zahl der selbststän­digen Genossensc­haftsbanke­n abnimmt, erwartet Jürgen Hornung. In einem solchen Fall würden die Ellwanger aus einer Position der Stärke heraus nach einem Juniorpart­ner suchen, betont Bernd Finkbeiner: „Wir werden sicherlich die übernehmen­de Bank sein.“

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FOTO: FG Vorstandsm­itglied Bernd Finkbeiner, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Karl Groß und Vorstandss­precher Jürgen Hornung (von links) gehen zuversicht­lich in das Jahr 2020.

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