Zufriedenstellendes Ergebnis trotz niedriger Zinsen
Bilanzpressegespräch der VR-Bank Ellwangen – Das Bankgeschäft wird sich auch in den Filialen ändern
- Die VR-Bank Ellwangen hat im zurückliegenden Jahr nach eigener Einschätzung ein „solides, zufriedenstellendes Ergebnis“erreicht, so Vorstandssprecher Jürgen Hornung.
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank seien die Rahmenbedingungen für das Bankgeschäft nicht einfach, erklärte Hornung beim traditionellen Bilanzpressegespräch der Bank. Obwohl immer mehr Transaktionen online und mit mobilen Endgeräten abgewickelt werden, will das Institut sein Filialnetz in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht ausdünnen.
Zinsüberschuss sinkt
Von einem „gesunden Wachstum“der Bank im vergangenen Jahr sprach der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Karl Groß. Die Bilanzsumme stieg um 57 Millionen Euro auf 882 Millionen Euro. Die erhoffte Trendwende am Zinsmarkt trat allerdings nicht ein. Wie bereits 2018, ist auch im zurückliegenden Jahr der Zinsüberschuss der Ellwanger VR-Bank um 800 000 Euro auf 14,4 Millionen Euro zurückgegangen. „Das trifft uns als Bank“, sagte Vorstandssprecher Hornung. Aber die Sparer seien genauso betroffen: Es bestehe die Gefahr, dass junge Leute bei der Geldanlage bald nicht mehr vom Zinseszinseffekt profitieren könnten, so Hornung.
Die Wirtschaftslage in der Region bezeichnete der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Groß als gut. Im Raum Ellwangen gebe es eine große Branchenvielfalt. Außerdem werde weiter gebaut.
Das zeigt sich im Kreditgeschäft, das ein Volumen von 535 Millionen Euro erreichte und um elf Prozent zunahm. 40 Prozent des Kreditaufkommens entfielen auf den geschäftlichen Bereich, 60 Prozent seien Privatkredite, hauptsächlich für den privaten Wohnungsbau.
Junge Kunden sind gut informiert
Auch im Kreditgeschäft sei die Wettbewerbssituation „nicht ganz einfach“, so Karl Groß. Hier gebe es unter anderem Konkurrenz durch Internetanbieter. Dennoch sei aus Sicht der Ellwanger Bank erfreulich, dass die traditionelle Hausbank bei Krediten nach wie vor einen hohen
Stellenwert habe. Vor allem, wenn die Bank Konditionen anbiete, die in Schlagdistanz zu den Online-Anbietern liegen.
Vorstandsmitglied Bernd Finkbeiner ergänzte, dass gerade bei weit reichenden Entscheidungen ein fester Ansprechpartner nach wie vor wichtig sei. Gerade junge Kunden kämen in der Regel sehr gut informiert zum Gespräch in die Bank. Dann seien die Berater der Hausbank für sie so etwas wie „Sparringspartner“.
Die wichtigste Niederlassung der Bank ist inzwischen die Präsenz im Internet. Fast zwei Drittel der Kunden führen ihr Konto online und etwa die Hälfte erledigen ihre Finanzgeschäfte
mobil oder von zu Hause aus. Für die alltäglichen Transaktionen gewinnen zudem Smartphones und Tablets an Bedeutung.
Deswegen biete die Bank ihren Kunden Digitalisierungs-Workshops an, bei denen demonstriert wird, wie die notwendigen Apps auf den entsprechenden Geräten installiert werden, so Jürgen Hornung. Auch die Frage „Kann da was schiefgehen?“werde adressiert.
Diese Workshops seien „sofort ausgebucht“gewesen, sagt Hornung. Auch bei älteren Bankkunden nehme die Erwartung zu, dass die Bank außerhalb der Schalterstunden erreichbar sei.
Trotz des Online-Trends ist das Kreditinstitut mit zehn Geschäftsstellen und drei Service-Punkten in der Fläche „sehr, sehr präsent“, betont Bernd Finkbeiner. Das soll vorerst auch so bleiben: Ein „Filialsterben“sei in den kommenden ein bis zwei Jahren nicht zu erwarten, versichert er.
Aber auch hier gelte: „Die Niederlassungen werden sich verändern“, sagt Jürgen Hornung. Es könne zum Beispiel sein, dass die Experten für Themen wie Baufinanzierung oder Wertpapieren zu Beratungsgesprächen in die Filialen zugeschaltet werden, so Finkbeiner.
Position der Stärke
Mittelfristig schließen die Ellwanger Bankmanager zudem Strukturveränderungen in der Region nicht aus. Der Wettbewerbsdruck werde dazu führen, dass die Zahl der selbstständigen Genossenschaftsbanken abnimmt, erwartet Jürgen Hornung. In einem solchen Fall würden die Ellwanger aus einer Position der Stärke heraus nach einem Juniorpartner suchen, betont Bernd Finkbeiner: „Wir werden sicherlich die übernehmende Bank sein.“