Zu teures Kupfergeld
EU-Kommission will offenbar Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen – Prägekosten zu hoch
(dpa/AFP) - Ein- und Zwei-Cent-Münzen könnten bald europaweit auf den Prüfstand kommen. Die EU-Kommission erwägt einen Vorstoß zur Abschaffung des roten Klimpergelds, wie aus einem Arbeitspapier der Brüsseler Behörde hervorgeht. Hintergrund seien die „Nachteile und Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung einhergehen“. Würden die Kleinmünzen wirklich aussortiert, müsste bei Barzahlung auf- oder abgerundet werden.
Die EU-Kommission will nach eigenen Angaben am Mittwoch ihr Arbeitsprogramm für 2020 beraten. Vorab wollte sie sich zu konkreten Plänen nicht äußern. Die geplante Initiative für „allgemeine Rundungsregeln“
steht jedoch in einer Übersicht der Behörde, die der dpa vorliegt. Belgien hatte solche Rundungsregeln
im Dezember eingeführt. Im Einzelhandel gelten nun Fünf-CentSchritte. Kommt die Rechnung zum Beispiel auf 2,93 Euro und man gibt 2,95 Euro, bekommt man kein Rückgeld. Bei einem Betrag von 2,92 Euro reicht es, 2,90 Euro auf den Tresen zu legen. Belgische Einzelhändler reagierten positiv.
Aus dem Europaparlament kommt jedoch Kritik an den Ideen der EU-Kommission. Diese müssten „alle Alarmglocken schrillen lassen“, meinte der CSU-Abgeordnete Markus Ferber. „Es darf hier keinesfalls der Einstieg in den Bargeldausstieg vorbereitet werden.“
Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer bezeichnete die Abschaffung der Kleinstmünzen hingegen als „überfällig“. „Die Ein- und ZweiCent-Münzen sind eine riesige Ressourcenverschwendung an wertvollen Metallen“, erklärte er in Berlin. „Jedes Jahr prägt die Bundesbank rund eine Milliarde dieser kleinen Cent-Münzen, die dann wieder nach und nach in den Schubladen verschwinden.“
Von 2016 bis 2018 wurden allein 1,44 Milliarden deutsche Ein-CentMünzen und 1,35 Milliarden deutsche Zwei-Cent-Münzen hergestellt, wie aus Angaben des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Dafür seien insgesamt gut 7000 Tonnen Stahl und gut 415 Tonnen Kupfer verwendet worden.
Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) waren bis Dezember 2019 rund 36,7 Milliarden Ein-Cent-Münzen und etwa 28,2 Milliarden Zwei-Cent-Münzen in der Eurozone in Umlauf gebracht worden. Sie machen damit fast die Hälfte aller in Umlauf befindlichen EuroMünzen im Wert von einem Cent bis zu zwei Euro aus.
Den Angaben des Bundesfinanzministeriums zufolge ist eine EinCent-Münze in der Herstellung teurer als ihr Nennwert. Genauere Angaben machte sie nicht und verwies auf das Geschäftsgeheimnis der Prägeanstalten. Krischer schätzte die Kosten für die Herstellung einer EinCent-Münze auf 1,65 Cent.