Kein Kriegsdienst für Hitler – Widerstand gab es auch in Schwaben
Franz Jägerstätter war nicht der Einzige, der für seine Gewissensentscheidung, nicht in die Wehrmacht einzutreten, mit dem Leben büßen musste. Auch in unserer Region gab es gläubige Männer, die sich weigerten, für den verbrecherischen NS-Staat in den Kampf zu ziehen. Josef Ruf aus der Gemeinde Hochberg bei Bad Saulgau zum Beispiel. Der 1905 geborene Schneider war ein frommer Mensch. Als junger Mann trat er in den Franziskanerorden ein, verließ ihn aber wieder und schloss sich der Christkönigsgesellschaft an. 1940 bekam er seinen Stellungsbefehl und ging in den Sanitätsdienst. Aber er verweigerte den Eid auf Hitler. Im September 1940 kam er wegen „Wehrkraftzersetzung“vors Kriegsgericht, wurde zum Tode verurteilt und am 10. Oktober hingerichtet. Seit 1992 erinnert auf Anregung der Pax-Christi-Bewegung eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer in Hochberg an den mutigen Mann, der für seine christliche Überzeugung gestorben ist. (Weitere Informationen über die Seite des Denkstättenkuratoriums Oberschwaben: www.dsk-nsdokuoberschwaben.de)
Der Allgäuer Michael Lerpscher aus Missen-Wilhams war nicht nur gleich alt wie Josef Ruf, sondern auch Laienbruder der Christkönigsgesellschaft. Wie Ruf verweigerte er den Kriegsdienst, wie er wurde er kaum einen Monat nach der Festnahme verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden enthauptet.
Mitbegründer der in Meitingen bei Augsburg ansässigen Christkönigsgesellschaft war der katholische
Priester Max Josef Metzger. Der 1887 im badischen Schopfheim geborene Pfarrer war durch seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg zum überzeugten Pazifisten geworden. Die verbrecherische Seite des Nationalsozialismus war ihm von Anfang an klar. Eine Agentin verriet ihn und die von ihm initiierte UnaSancta-Bewegung. Metzger kam vor den Volksgerichtshof. Dessen Präsident, Roland Freisler, verurteilte den Theologen in einem Schauprozess zum Tode. Max Josef Metzger starb 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden unter dem Beil. Der oberschwäbische Künstler Nikolaus Mohr hat in seiner Serie
„Galerie der Aufrechten“auch Josef Ruf und Michael Lerpscher porträtiert. Im Sommer wird sich eine Ausstellung in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch dem Thema „NS-Unrecht und Widerstand im Spiegel der Kunst“widmen, an der sich auch Nikolaus Mohr beteiligt.
(bami)