Weniger Krankschreibungen, mehr psychische Leiden
Beschäftigte im Südwesten fehlten durchschnittlich für 12,6 Tage – Seelische Probleme sind kein Tabu mehr
STUTTGART/BERLIN - Erwerbspersonen in Baden-Württemberg waren auch im vergangenen Jahr weniger krank als die Beschäftigten in anderen Bundesländern. Das nannte die Technikerkrankenkasse (TK) als erfreuliche Vorabdaten ihres Gesundheitsreports 2020. Weniger erfreulich: Psychische Erkrankungen waren der Erhebung zufolge 2019 für fast jeden fünften Fehltag verantwortlich, mehr als Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten. Die Unternehmen müssten dagegen mit besseren Rahmenbedingungen etwas tun, forderte die TK. Die TK zählte im vergangenen Jahr im Südwesten bei ihren erwerbstätigen Versicherten 12,6 Fehltage im Durchschnitt. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Fehlzeiten im Südwesten um 0,8 Prozent gesunken. Die Hauptursache sei eine weniger stark ausgeprägte Erkältungswelle gewesen.
Auch bundesweit wurden laut den Zahlen der TK deutlich mehr
Menschen wegen psychischer Probleme krankgeschrieben. Demnach fehlten die bei der größten deutschen Kasse Versicherten 2019 im Schnitt an 2,89 Tagen wegen eines psychischen Leidens wie zum Beispiel einer Depression. Im Jahr zuvor waren es noch 2,77 Arbeitsunfähigkeitstage, im Jahr 2017 insgesamt 2,71 Tage.
Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich deutschlandweit innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das hat aber nach Expertenmeinung auch damit zu tun, dass derartige Leiden kein Tabuthema mehr sind: Betroffene trauen sich heutzutage viel häufiger als früher, sich ihrer Krankheit zu stellen. Ärzte sind entsprechend aufmerksamer und erkennen leichter, was hinter Migräne oder allgemeinem Unwohlsein steckt. Nach Zahlen des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen gehen bei psychischen Störungen mit jedem Krankheitsfall überdurchschnittlich viele Fehltage einher – im Schnitt 37.