Fischer fürchten um Kressbachsee-Insel
Wegen Vandalismus: Ein Lebensraum für die Fische droht verloren zu gehen
- Der Kressbachsee ist kein natürliches Gewässer. Er ist ein Stausee. Und ein Freibad. Aber im Kressbachsee herrscht auch Leben. Hecht und Zander tummeln sich darin, Karpfen und Schleie. Und Weißfische wie Rotauge und Brachse.
Dass die Fische im Stauweiher gute Bedingungen haben, kommt nicht von ungefähr. Der Sportfischereiverein Ellwangen hat den Kressbachsee entsprechend optimiert. Das war im Winter 2016/2017.
Die Rede ist von der Insel im hinteren östlichen Zipfel des Sees. Von ihr war nicht mehr viel zu erkennen, wie Gerald Saur erzählt. Zum Schluss habe nur noch eine Pflanze aus dem Wasser geragt. „Wir haben sie neu aufgebaut.“
Zwei Tage haben die Mitglieder des Sportfischereivereins Steine geschleppt – drei bis vier Lkw-Ladungen, wie Vorsitzender Saur sagt. Sie haben einen Steg gebaut, um den Bachlauf zu queren. Der See war abgelassen. 20 Vereinsmitglieder waren an beiden Tagen im Einsatz.
Aber warum macht man sich die Mühe und baut eine Insel? „Ein Stauweiher ist wie eine Badewanne“, erläutert Saur – „ohne Gewässerstruktur“. Aber in einer „Badewanne“können sich Tiere nicht verstecken und nicht vermehren. Dazu brauchen sie Pflanzen, Kies, Altholz und so weiter. Deshalb die Insel, die am Seegrund etwa zwölf Meter im Durchmesser misst und nach Saurs Worten ein geeignetes Habitat für die Fische ist.
Dass im Sommer badende Kinder auf der Insel spielen wollen, kann Saur „ein Stück weit“akzeptieren. Aber jetzt machen sich die Vereinsmitglieder ernsthaft Sorgen, weil manche Menschen zur Insel pilgern, die aufgeschichteten Steine aufheben und sie aufs Eis werfen. Oder ins Wasser. Der Bachlauf ist eineinhalb bis zwei Meter tief, wie Saur sagt. „Die Steine sind weg. Da kommen wir nicht mehr ran.“
Oftmals sind es Familien mit Kindern. Saur macht ihnen gar keinen Vorwurf. Die Eltern wissen womöglich gar nicht, was es mit der Insel auf sich hat und wie viel Arbeit die Sportfischer reingesteckt haben – insgesamt gut 300 Stunden. „Es wäre schön, wenn die Leute das zu schätzen wüssten“, meint Saur.
Dass die Steine im Wasser landen, findet Saur ärgerlich. Aber er will niemandem einen Vorwurf machen und schon gar nicht den Zeigefinger erheben, wie er betont. Stattdessen will der Sportfischereiverein informieren. Deshalb hat er vor Ort Hinweisschilder angebracht – mit der Bitte, die Insel nicht mehr zu betreten, um Flora und Fauna zu schützen. Saur: „Die Insel wächst nicht wieder von alleine nach.“
Wenn die Fische verschwinden, könnten die Vögel bald folgen
Die Sportfischer hoffen, dass ihr Appell fruchtet. Der Kressbachsee ist für sie mehr als ein einfaches Angelgewässer, wie Saur betont. Für ihn steht fest, dass der Verein hier aktiven Naturschutz leistet, indem er optimale Lebensbedingungen für die Tierwelt schafft.
„Wir wissen, das Leben hat im Wasser begonnen“, erinnert Saur. Dort, im hinteren Teil des Sees, sei inzwischen ein richtiges „Vogelparadies“entstanden. Doch wenn die Fische verschwinden, dann fürchtet er, dass die Vögel ebenso bald weg sind – „und andere Wildtiere auch“.
Der Sportfischereiverein Ellwangen wurde 1961 gegründet. Er hat rund 400 Mitglieder, davon etwa 220 aktive Angler. Der Kressbachsee ist eins der Angelgewässer des Vereins. Er hat das Fischrecht von der Stadt gepachtet.
Der Kressbachsee ist kein natürliches Gewässer. Er wurde aufgestaut und dient vor allem dem Hochwasserschutz.