Unterschrift unter Palmen
Michael Senger verlängert seinen Vertrag beim Regionalligisten Aalen.
(dpa) - Einmal reicht: Nicht aufgepasst, gestürzt, und dann wochen- oder monatelang mit den Folgen kämpfen. Gerade Ältere müssen darauf achten, nicht zu fallen – gleichzeitig ist das Risiko eines Sturzes bei ihnen besonders hoch.
„Bei Senioren lässt oft die Kraft nach, und sie bekommen Probleme in der reaktiven Balance: Dann treten Dinge unerwartet auf, die sie aus dem Gleichgewicht bringen und sie brauchen zum Beispiel einen Ausfallschritt, um sich abzufangen“, sagt Professor Clemens Becker, Chefarzt für Geriatrische Rehabilitation im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Auch Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Blutdruckmedikamente können Balance und Kraft beeinträchtigen.
Oft leugnen die Betroffenen aber, dass sie sturzgefährdet sind. Oder sie wollen es nicht wahrhaben. Dabei kann man das eigene Risiko selber testen: „Wenn Sie für zehn Meter Gehen mehr als zehn Sekunden brauchen oder Sie fünfmal von einem Stuhl aufstehen und dafür länger brauchen als 15 Sekunden, sind Sie im gelben Bereich“, erklärt Becker. Dann sollte man etwas tun. Nur was?
„Nehmen Sie mehrere Medikamente ein, sprechen Sie Ihren
Arzt darauf an, inwieweit Ihre Bewegungsfähigkeit und Aufmerksamkeit dadurch beeinträchtigt sind“, sagt Erhard
Hackler von der Deutschen Seniorenliga. Professor
Becker empfiehlt über 70-Jährigen zudem, alle drei Jahre zum Augenarzt zu gehen. Denn viele Erkrankungen
wie der grüne Star werden vom Betroffenen nicht erkannt.
Der wichtigste Punkt bei der Sturzprophylaxe, so Becker: „Trittsicherheit kann man trainieren – auch mit 85. Über 250 Studien belegen das.“Je nachdem, wie fit man ist, sind Seniorentanz genauso wie Thai-Chi und Qigong sehr gut dafür geeignet. Auf der Webseite der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) findet man von den Krankenkassen geprüfte Angebote.
Den Alltag anspruchsvoller gestalten kann man auch mit den Übungen, die Becker gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) entworfen hat. Die entsprechende Broschüre ist kostenlos auf deren Webseite bestelloder abrufbar. So kann man zum Beispiel statt jeden Morgen mit zwei Beinen nur noch mit einem Bein aufstehen. „Das ist so gut wie ein Training mit der Beinpresse“, sagt Becker. „Oder Sie nehmen auf der Treppe nur noch jede zweite Stufe.“
Ein Irrglaube ist, dass man meistens draußen oder auf Glatteis stürzt. „Ältere Menschen halten sich nämlich bis zu 90 Prozent zu Hause auf“, sagt Becker. Und daheim sind Senioren unkonzentrierter. „Sie meinen, weil sie schon 10 000-mal den Weg zur Toilette gegangen sind, dass es auch beim nächsten Mal klappt.“Doch in Stresssituationen wie bei einer Dranginkontinenz oder einem Telefonklingeln ist man oft überfordert – und registriert die Stolperfallen um einen herum nicht. Am leichtesten kann man hier mit den Schuhen gegenwirken: „Hausschuhe sollten sicheren Halt bieten“, sagt Hackler von der Deutschen Seniorenliga. „Am besten sind geschlossene mit Klettverschluss. Zumindest sollten sie über einen verstellbaren Fersenriemen verfügen.“Socken mit einer rutschhemmenden Sohle könnte man für den nächtlichen Toilettengang bereits im Bett tragen.
Viele Betroffene scheuen sich, ihr Heim diesen Problemen anzupassen. Dabei ließe sich die Zahl schwerer Stürze so deutlich reduzieren, erklärt Hackler. Doch ab wann sind Um- und Anbauten sinnvoll? „Griffe und Halterungen im Nasszellen- und Toilettenbereich sollte man anbringen, wenn man regelmäßig die Armlehnen braucht, um von einem Stuhl aufzustehen“, sagt Becker.
Eine Selbsteinschätzung ist ebenso beim Treppenlift und Rollator möglich: „Sind Sie mit Rollator genauso schnell wie ohne, ist er kontraproduktiv“, sagt Becker. „Und einen Treppenlift brauchen Sie, wenn Sie keine Treppen mehr steigen können oder dabei die Hilfe einer zweiten
Person benötigen.“Benutzt man beides zu früh, verhindert das den Trainingseffekt.
Relativ leicht lässt sich meist das Licht im Haus oder in der Wohnung verbessern. „Schummrige Ecken und unbeleuchtete Treppen sind genauso gefährlich wie zu grelles Licht, das blendet und damit die Orientierung erschwert“, sagt Hackler. Da viele Stürze nachts passieren, sollte der Weg zur Toilette beleuchtet sein, rät Becker – zum Beispiel mit Bewegungsmeldern.
Und auch der Boden spielt eine Rolle: „Problematisch sind Kacheln und Fliesen vor allem in den Gangbereichen“, sagt Professor Becker. „Denn fällt man auf eine weiche Unterlage, wird die Auffallwucht gemindert.“
„Bei einem Rundgang durch das Haus offenbaren sich noch andere Stolperfallen“, ergänzt Hackler. Quer durch den Raum verlegte Kabel etwa: „Sie sollten entlang der Fußleisten verlaufen.“Hochstehende Teppichkanten und rutschige Läufer sind ebenfalls schwierig. Besser sei, Teppiche und Läufer lieber ganz zu entfernen. Alternativ könnte man sie mit Antirutschmatten oder Klebebelägen sichern.
„Sind Sie mit Rollator genauso schnell wie ohne, ist er kontraproduktiv.“Geriatriespezialist Professor Clemens Becker