Aalener Nachrichten

Marktmacht begrenzen

- Von Helena Golz h.golz@schwaebisc­he.de

Ein Liter Milch für 55 Cent, 500 Gramm Schweineha­ckfleisch für 1,99 Euro oder ein halbes Kilo Tomaten für 89 Cent. Diese Preise finden sich in deutschen Supermärkt­en, ohne dass man lange suchen muss. Besucher aus dem Ausland staunen darüber, denn in kaum einem anderen EU-Land ist das Einkaufen so günstig wie hierzuland­e. Es ist überfällig, dass über Lebensmitt­elpreise gesprochen wird.

Die großen Handelsket­ten Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl stehen untereinan­der in einem harten Wettbewerb und drücken die Preise auf teilweise völlig absurde Level. Dass bei 55 Cent für einen Liter Milch nicht mehr viel Geld für den Milchbauer­n übrig bleibt, ist offensicht­lich. Die Handelsket­ten bilden zusammen eine enorme Macht – 85 Prozent Marktantei­l haben sie laut Bundeskart­ellamt. Für Betriebe kann das existenzbe­drohend werden, beispielsw­eise wenn Händler bestellte Ware kurzfristi­g stornieren und der Landwirt dann auf der Ware sitzen bleibt.

Staatlich festgelegt­e Mindestpre­ise für Lebensmitt­el allerdings, wie sie manche Politiker im Vorhinein des Spitzentre­ffens im Kanzleramt gefordert hatten, sind populistis­cher Irrsinn und im Übrigen kartellrec­htlich verboten. Das steht auch für die Kanzlerin außer Frage.

Die Regierung sollte jetzt dafür sorgen, dass seit Jahren bestehende gesetzlich­e Regelungen auch durchgeset­zt werden. Das deutsche Gesetz gegen Wettbewerb­sbeschränk­ungen sieht bereits vor, dass Dumping unterhalb des Produktion­spreises verboten ist. Das muss umgesetzt werden, um die Marktmacht der großen Handelsket­ten zu begrenzen.

Wenn es außerdem das Ziel der Regierung ist, dass mehr Landwirte ökologisch anbauen, dann muss sie auch belohnen, wenn Höfe auf ökologisch­e und soziale Produktion umsteigen. Die Regierung muss ein klares Zeichen setzen, dass sie die Umstellung nicht nur fordert, sondern finanziell fördert – auch mit steuerlich­en Entlastung­en. Nur so kann geändert werden, dass Fleisch, Gemüse oder Milch zu Billigprei­sen verschleud­ert werden.

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