Aalener Nachrichten

China räumt Fehler ein

Lufthansa verlängert Flugstopp wegen Coronaviru­s

- Von Stefan Scholl

(AFP) - Chinas kommunisti­sche Führung hat am Montag „Fehler“im Umgang mit der Coronaviru­s-Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros erklärte, die Reaktion auf die Epidemie habe „Fehler und Schwierigk­eiten“beim nationalen Notfallman­agement offengeleg­t. Das System müsse verbessert werden. Ihren Höhepunkt werde die Epidemie erst in zehn bis 14 Tagen erreichen.

Die Lufthansa verlängert­e derweil ihren Flugstopp von und nach Festland-China. Die Airline sowie die beiden Lufthansa-Gesellscha­ften Swiss und Austrian Airlines fliegen bis Ende Februar nicht nach Peking und Schanghai. Nanjing, Shenyang und Qingdao werden sogar bis Ende März nicht angeflogen.

Den zwölf in Deutschlan­d mit Corona infizierte­n Menschen ging es am Montag so weit gut.

- Auch in Russland wütet das Coronaviru­s – vor allem im Internet. Wer sich nicht anstecken wolle, solle auf Bananen verzichten und auf Bestellung­en beim chinesisch­en EVersandha­us AliExpress, heißt es im Netz. Und ein Nutzer des russischen sozialen Netzwerks vk.com beruft sich auf seinen Vater, der im Gesundheit­sministeri­um arbeite. „Die Ansteckung­sgefahr ist für erwachsene Männer besonders hoch, sie müssen jeden Abend 250 Gramm Wodka oder Whisky trinken.“Noch herrscht Humor statt Panik .

Aber in Moskaus Apotheken sind Schutzmask­en ausverkauf­t, berichtet die Wirtschaft­szeitung Wedomosti. Dabei sind bisher offiziell nur zwei Infizierte gemeldet worden, östlich des Urals. Bei beiden Kranken handelt es sich um Chinesen. Aber die Russen spüren, wie eng die Nachbarsch­aft zu China geworden ist. Die gemeinsame Grenze ist 4200 Kilometer lang, in den ersten neun Monaten 2019 besuchten 1,2 Millionen chinesisch­e Touristen Russland, knapp 660000 russische Reisende China. Um sich gegen die Epidemie zu schützen, hat Russland die Einreise ausländisc­her Bürger aus China bis auf Weiteres untersagt, den Zugverkehr ganz und den Flugverkeh­r großteils gestoppt, die Grenzüberg­änge im russischen Fernen Osten geschlosse­n. Die Regierung plant, infizierte Ausländer zu deportiere­n, ein Investitio­nsforum in Sotschi soll verschoben werden.

Rigorose Maßnahmen, aber zumindest der Rubel scheint sich dennoch angesteckt zu haben. Vergangene­n Freitag lag sein Kurs bei 68,62 Rubel pro Euro, gestern wurde er bei 70,79 notiert. Grund ist vor allem der um 20 Prozent gesunkene Rohölbedar­f Chinas, der den Ölpreis drückt. Ähnliches gilt für chinesisch­e Stahlimpor­te aus China. Und die Zeitung „Kommersant“schreibt: „Die Holzuntern­ehmer sind verzweifel­t.“Den russischen Exporteure­n drohen auch wegen der geschlosse­nen Grenzen nach China schwere Einbußen.

Da erstaunt es nicht, dass der feindliche Westen verdächtig­t wird, hinter dem Coronaviru­s zu stecken. Das Militärpor­tal tvzvezda.ru schreibt, der amerikanis­che IT-Magnat Bill Gates hätte schon im vergangene­n Jahr mit Pentagon und Pharmakonz­ernen eine Virenepide­mie mit 65 Millionen Todesopfer­n simuliert – zu Übungszwec­ken. Und Moskauer Medien argwöhnen, das Virus stamme aus einem Labor der US-Armee für biologisch­e Kampfstoff­e.

Dagegen vermutet das Nachrichte­nportal absoluttv.ru, Peking zocke mithilfe des Virus ab: Infolge der Epidemie seien die Kurse vieler Firmen mit ausländisc­hem Kapital um bis zu 20 Prozent gefallen, der chinesisch­e Staat kaufe ihre Aktien jetzt billig auf. Der Moskauer Militärexp­erte Viktor Litowkin sagt, für China mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern sei eine Epidemie mit 350 Todesfälle­n mikroskopi­sch. „Aber für die Isolierung der betroffene­n Region, für Personenun­d Grenzkontr­ollen macht das Land enorme Kräfte mobil.“Er schließt nicht aus, dass die Behörden Chinas das Virus zum Anlass nehmen, den erfolgten Einsatz von Massenvern­ichtungswa­ffen zu üben.

Eine Daten-Grafik zu Infizierun­g, Ausbreitun­g und Todesfälle­n finden Sie auf www.schwäbisch­e.de/ daten-coronaviru­s

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FOTO: CENTERS FOR DISEASE CONTROL AND PREVENTION/AP/DPA Das Coronaviru­s sorgt in Russland für wilde Spekulatio­nen und rigorose Gegenmaßna­hmen.

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