Krankenschwester in Ulm wieder frei
Verdacht gegen Krankenschwester entpuppt sich als falsch – Ermittler entschuldigen sich nach vier Nächten Untersuchungshaft bei der Frau
(AFP) - Im Fall von fünf mit Morphium vergifteten Frühchen in Ulm ist eine verdächtige Krankenschwester aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die in ihrem Spind gefundene Spritze enthielt entgegen ersten vorläufigen Analysen doch kein Morphium, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte. Der Haftbefehl gegen die junge Frau wurde aufgehoben. Sie kam auf freien Fuß, die Ermittler drückten ihr Bedauern aus.
- Vier Nächte saß eine junge Krankenschwester in Untersuchungshaft. Sie wurde verdächtigt, im Dezember fünf Frühchen, die in der Ulmer Uniklinik behandelt wurden, mit dem Schmerzmittel Morphin vergiftet zu haben. Nun aber wurde sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Verdacht gegen sie besteht jedoch weiter.
Die vergangenen Wochen waren aufreibend für die Ulmer Uniklinik. Fünf Babys waren im Dezember mit Morphin vergiftet worden, was Laboruntersuchungen des Urins der Babys bestätigt hatten
Ärzte kämpften um das Leben der Frühchen – mit Erfolg. Immerhin schien es so, dass der Fall recht schnell aufgeklärt werden könnte. Denn im Spind einer Krankenschwester, die in der Nacht, als die Babys vergiftet wurden, Dienst hatte, wurde eine Spritze gefunden. In dieser hätten sich befunden: Muttermilch sowie besagtes Morphin. Die Krankenschwester kam in U-Haft wegen des dringenden Tatverdachtes aufgrund des Fundes in ihrem Spind. Dies gaben die Justiz sowie die Klinikleitung bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche bekannt. Doch der vermeintlich klare Fall ist keiner mehr. Wie die Ulmer Staatsanwaltschaft am Montagnachmittag bekanntgab, lasse sich der dringende Tatverdacht gegen die
Frau nicht mehr aufrechterhalten. Denn die ersten Untersuchungsergebnisse, nach denen sich in der Muttermilch in der Spritze mutmaßlich auch Morphin befunden habe, seien falsch. „Weitere Analysen des Spritzeninhalts bestätigten diesen Verdacht nicht“, so die Staatsanwaltschaft. Folge: Die Frau wurde am Sonntag auf freien Fuß gesetzt. Sie bestritt von Anfang an, mit der Sache irgendetwas zu tun zu haben. Ihr sprach der Leiter der Ulmer Staatsanwaltschaft Christof Lehr „sein Bedauern“aus. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärt Staatsanwaltschafts-Sprecher Michael Bischofberger, dass die Frau tatsächlich zu unrecht in Haft gewesen sei. Wegen der offenbar falschen, ersten Messung. Allerdings: Ob die Frau unschuldig ist, sei offen. Zwar sei der „dringende Tatverdacht“nicht mehr gegeben, ein gewisser Tatverdacht bestehe gegen sie jedoch weiter. Genau wie gegen andere Klinik-Mitarbeiter, die in der besagten Nacht Dienst hatten. Wie es zu der offenbar fehlerhaften ersten Messung kommen konnte, konnte Bischofberger am Montag nicht sagen. Weitere Infos sollen bei einer zweiten Pressekonferenz an diesem Dienstag folgen. Auch das Landeskriminalamt BadenWürttemberg wird dabei sein. Unter dessen Federführung wurde die gefundene Spritze zunächst kriminaltechnisch untersucht – und das Morphin festgestellt, fälschlicherweise.