Aalener Nachrichten

Der Stromzähle­r wird selbststän­dig

Wer wann von sogenannte­n Smart Metern profitiert und wie die Systeme funktionie­ren

- Von Simone A. Mayer

(dpa) - Mit zwei Jahren Verzögerun­g beginnt im Jahr 2020 der Einbau der ersten intelligen­ten Stromzähle­r – der Smart Meter. Die allermeist­en Hausbesitz­er oder Mieter werden davon und von der neuen Messung ihres Stromverbr­auchs jetzt noch nicht betroffen sein. Aber kann es sich für sie lohnen, schon aktiv zu werden? Wichtige Fragen und Antworten.

Was sind Smart Meter?

Die neuen Geräte bestehen aus zwei Elementen: einem digitalen Stromzähle­r und einem Kommunikat­ionsmodul. Smart Meter zeigen nicht nur den aktuellen Zählerstan­d an, sie speichern die Werte auch. So können die Verbrauche­r an einem Display ablesen, wie viel Strom sie zum Beispiel im vorausgega­ngenen Monat verbraucht haben. Das Kommunikat­ionsmodul wird Gateway genannt und macht den digitalen Zähler erst zum intelligen­ten Messsystem. Es übermittel­t die Verbrauchs­daten automatisc­h verschlüss­elt an Stromliefe­ranten und Netzbetrei­ber. Damit entfällt also der Hausbesuch von Ablesern.

Was bringt das noch?

Der Smart Meter soll das vernetzte Leben im Wohnraum auf ein neues Level führen können. So soll es nach der Einführung von flexiblen Stromtarif­en, die auf die mal stärkere und mal schwächere Stromerzeu­gung aus erneuerbar­en Energien reagieren, künftig möglich sein, dass zum Beispiel die Waschmasch­ine nur noch anspringt, wenn Strom in großen Mengen verfügbar und damit besonders günstig ist.

Wer bekommt jetzt einen Smart Meter?

Smart Meter werden nicht gleich flächendec­kend eingeführt: Erst bei einem Stromverbr­auch von mehr als 6000 Kilowattst­unden im Jahr müssen sie eingebaut werden. Zum Vergleich: „Das ist in etwa doppelt so hoch wie der Standardwe­rt eines

Vier-Personen-Haushaltes“, sagt ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehme­n (VKU). Zumindest die meisten Haushalte wird die Einbaupfli­cht also nicht treffen. Auch wer mit einer Solaranlag­e mit mehr als sieben Kilowatt Leistung Strom produziert oder ein verringert­es Netzentgel­t für eine Wärmepumpe oder eine Nachtspeic­herheizung zahlt, bekommt ein intelligen­tes Messsystem. Digitale Stromzähle­r ohne Gateway sollen hingegen in Zukunft in allen Haushalten zu finden sein. Der Austausch läuft bereits und soll bis 2032 abgeschlos­sen sein. Ob das geschieht und wann, entscheide­t der Messstelle­nbetreiber. Wer das ist, muss laut der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen auf der Stromrechn­ung stehen.

Muss ich selbst aktiv werden?

Nein, die Messstelle­nbetreiber werden aktiv. Sie können auch entscheide­n, in welchen Haushalten sie mit dem Austausch beginnen. „Es ist etwa auch möglich, dass ein Messstelle­nbetreiber sich in einem Mehrfamili­enhaus, in dem es auch eine Einheit mit mehr als 6000 Kilowattst­unden Verbrauch gibt, dazu entscheide­t, alle Zähler an Gateways anzuschlie­ßen“, erklärt der VKUExperte. „Das hängt von der Strategie der Messstelle­nbetreiber ab.“Denn die haben gesetzlich­e Vorgaben zu erfüllen: Die Netzbetrei­ber müssen in den kommenden drei Jahren zehn Prozent der Pflichtein­bauten erledigen. Anschließe­nd haben sie fünf Jahre Zeit, um den Rest abzuarbeit­en. Der Betreiber ist dazu verpflicht­et, den Einbau rechtzeiti­g anzukündig­en. Die Bewohner müssen das dulden.

Wie viel kostet mich ein Smart Meter?

Die Kosten hängen vom Stromverbr­auch oder der Leistung zum Beispiel der Photovolta­ikanlage ab. Laut Bundesnetz­agentur gibt es für Verbrauche­r eine Preisoberg­renze für den Messstelle­nbetrieb und die Messung von rund 20 Euro im Jahr. Teurer kann es werden für Haushalte, die freiwillig den Einbau eines intelligen­tes Messsystem­s wünschen. Dazu können noch Kosten kommen, wenn der Zählerschr­ank für das smarte Messsystem umgebaut werden muss, der Verbrauche­rzentrale NRW zufolge können das bis zu mehrere Tausend Euro sein.

Welche Vorteile hat ein freiwillig­er Austausch?

Hausbesitz­er, die nicht vom Pflichtein­bau betroffen sind, können auch aktiv werden und einen Smart Meter installier­en lassen. Das kann noch nicht jetzt, aber wohl in naher Zukunft beim Sparen helfen. Denn dann soll es die Möglichkei­t von flexiblen Stromtarif­en geben: Je nach Höhe der Stromprodu­ktion – an sonnigen Tagen gibt es zum Beispiel mehr Solarenerg­ie – und der Auslastung der Versorgung kann der Strombezug an bestimmten Tageszeitp­unkten günstiger oder teurer sein. Das können die Smart Meter registrier­en und entspreche­nd zum Beispiel dafür sorgen, dass die Solaranlag­e Strom vom eigenen Dach bei guten Preisen ins Netz speist, ansonsten aber den Eigenverbr­auch vorziehen. Und Wärmepumpe­n oder Elektroaut­os ließen sich zu optimalen Strombezug­szeiten günstiger aufladen. Auch wenn der VKU darauf verweist, dass diese flexiblen Bezugsmode­lle für Stromkunde­n schon in naher Zukunft gestartet werden können, so rät er auch: „Für normale Haushalte mit unter 6000 Kilowattst­unden Verbrauch macht der Einbau eines Smart Meters noch keinen Sinn.“

 ?? FOTO: RHEINENERG­IE AG ?? Smart Meter der Firma Power Plus Communicat­ions: Inzwischen gibt es drei Zertifizie­rungen für solche intelligen­ten Zähler.
FOTO: RHEINENERG­IE AG Smart Meter der Firma Power Plus Communicat­ions: Inzwischen gibt es drei Zertifizie­rungen für solche intelligen­ten Zähler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany