Hauk sieht Einzelhandel in der Pflicht
Branchenvertreter warnt vor kompletter Verlagerung auf ausländische Billigprodukte
(smn) - Die Bauern sind empört. Vor einem Zentrallager des Lebensmittelhändlers Edeka in Wiefelstede bei Oldenburg hatte sich ihre Wut Ende vergangenen Monats entladen. Eine Reaktion auf eine Werbekampagne des Konzerns, der zuvor mit dem Slogan geworben hatte: „Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten.“
In den darauffolgenden Tagen gewann die Frage nach angemessenen Lebensmittelpreisen auch politisch an Brisanz und gipfelte vorerst in einem Spitzentreffen der Handelsriesen im Bundeskanzleramt am Montagvormittag.
Landesagrarminister Peter Hauk (CDU) sieht in dem Treffen ein erstes wichtiges Signal, wie er der „Schwäbischen Zeitung“sagt. Laut Hauk geht es jedoch vor allem um die Bereitschaft des Handels: „Wenn ich einen Daimler kaufe, bezahle ich auch mehr als für einen Hyundai. Das ist jedem klar. Nur bei landwirtschaftlichen Produkten ist das nicht so, und das ist einfach nicht fair“, sagt Hauk. Wobei nicht alleine der Preis Qualitätsunterschiede anzeige, sondern auch eine entsprechende Kennzeichnung im Regal.
„Wenn ein Produkt aus der Region kommt, muss es ersichtlich sein, dass dort höhere Arbeits- und Lohnkosten dahinterstecken. Genauso wie auch höhere Umweltanforderungen. Der Handel bemüht sich jedoch nicht genug, um diese qualitativen Unterschiede abzubilden“, sagt Hauk.
Gerhard Berger, Geschäftsführer des Verbands der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Süd, widerspricht dem Agrarminister. „Ich bezweifle, dass die Discounter in der
Lage sind, sich groß zu bewegen beim Preis. Im Zweifel würden sie nur noch auf Billigproduzenten aus dem Ausland zugreifen, und nicht nur teilweise“, sagt Berger. Die meisten Discountverbraucher seien ohnehin nicht bereit, mehr für Lebensmittel zu bezahlen. „Dafür sind sie in den vergangenen Jahren mit dem Preis zu sehr verwöhnt worden.“
Für den Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, Joachim Rukwied, geht es vor allem um den Erzeugerpreis. „Von jedem Euro kommen nur wenige Cent beim Landwirt an“, sagt er und fasst anschließend die Unzufriedenheit der Landwirte zusammen: „Wir können unsere qualitativ hochwertigen Lebensmittel nicht zu Spottpreisen abgeben und gleichzeitig immer höhere Anforderungen an Umweltschutz und Tierwohl erfüllen.“