Blond: Martini Sprite
Praktisch jeder kennt in Chemnitz den AtominoClub. Dort hatten die Teenager der Band Blond im Jahr 2011 ihren ersten Auftritt. Nun, mit Anfang 20, veröffentlicht das Trio sein Debüt „Martini Sprite“. Die Zeit war reif dafür.
Blond, das sind Lotta und Nina Kummer, deren Brüder der Erfolgsband Kraftklub ein Gesicht geben, sowie ihr Kumpel Johann Bonitz. „Wir kennen uns schon immer, solange wir denken können“, sagt der Bassist. Für das Trio ist Martini Sprite, dieses altbacken-süße Gemisch, das „Yin und Yang der Getränkeabteilung“. Soll heißen: Nicht nur mit dem einen oder dem anderen zufrieden geben, sondern beides krallen.
Der jungen Band kauft man die Gier, Musik zu machen, sofort ab. „Unsere musikalische Entwicklung haben wir den künstlerischen und kulturellen Strukturen hier in Chemnitz zu verdanken“, sagt Sängerin Nina. Die DDR-Architektur bietet Platz für Selbstbewusstsein und Rohheit.
Die Themen, die Blond auf „Martini Sprite“angehen, reichen aber weit über die sächsische Stadt hinaus. Rücksichtslose Autobahnraser etwa („Hippies fressen den Bordstein, ich stampfe den ganzen Hambacher Forst ein“) degradieren sie im Hip-Hop-Brett „Sanifair Millionär“zu Raststättenklo-Zechprellern. Im Elekropop-Kracher „Thorsten“brüllen die Kummers mit dreckigem „Danke fürs Erklären“unisono gegen typisch männliche Schlaumeierei an. Und in einem der besten Songs, dem zurückgelehnten „Match“, führt Liebe in Tinder-Zeiten für Frauen nicht zum Happy End – „trotz elf Minuten ParshipGarantie“.
„Wenn wir schon alle in einer Gesellschaft miteinander leben, dann sollten sich auch alle mit solchen Themen auseinandersetzen und nicht nur die Frauen“, sagt Nina. Sexismus, Stalking oder Ruhelosigkeit: „Martini Sprite“ist ein Rundumschlag. Und das in bestem Soundgewand. (dpa)
Live: 21.2. München, Hansa 39; 26.2. Stuttgart, Im Wizemann; 19.-21.6. Neuhausen ob Eck, Southside; 9.-11.7. Neuenbürg, Happiness Festival.