Bopfingen wird die Eger nicht verlegen
Biberärger: Vorschlag des Regierungspräsidiums erzürnt Bürgermeister Gunter Bühler
- In Bopfingen leben rund 70 Biber, manche davon auch an der Eger. Entlang des Flusses verläuft allerdings auch der Abwasserhauptsammler der Stadt – und dieser ist von den geschützten Tieren bereits teilweise unterhöhlt worden. Wenn es nach einem Vorschlag des Regierungspräsidiums Stuttgart geht, ist eine Verlegung des Flusses die Lösung. Diese Maßnahme lehnt Bürgermeister Gunter Bühler jedoch kategorisch ab.
Er sei kein Biberfeind, betonte Bühler während der jüngsten Gemeinderatssitzung, doch das Thema trage mittlerweile Blüten, die nicht mehr zu akzeptieren seien. Nach Meinung des Bürgermeisters haben die Tiere durchaus ihre Berechtigung und seien auch eine Bereicherung. In bebautem Gebiet und beim Betrieb technischer Anlagen verursachten die Biber jedoch Probleme.
So zum Beispiel an der Eger im Bereich Heidbach, wo die zentrale Abwasserleitung der Stadt verläuft. Für das hinzugezogene Regierungspräsidium ist die Lösung des Problems offenbar einfach: Die Eger muss verlegt werden. Diese Maßnahme kostet nach Angaben Gunter Bühlers minimal drei Millionen Euro. Für den Bürgermeister wäre das eine unverhältnismäßige Maßnahme. „Ich verlege nicht für drei Millionen Euro die Eger wegen eines Bibers“, sagte der Verwaltungschef verärgert.
Vom Wirken der Biber betroffen ist auch die Kläranlage der Stadt. Durch seine Bauten dringt stetig Wasser in die Anlage ein, sodass die
Hochwasserpumpen ständig im Einsatz sind. Die Abwasseranlagen würden durch die Tiere vollkommen außer Funktion gesetzt, erläuterte Bühler. Auch in Kerkingen am Mühlgraben gibt es ein Biberrevier – und bereits einen Plan, wie die Tiere vertrieben werden können. Sie sollen in einen rund 300 Meter entfernten Kunstbau umgesiedelt werden.
Insgesamt 19 Biberreviere gibt es in Bopfingen, und nicht jedes der 14 derzeit bewohnten macht Ärger. Wenn doch, können die Folgen schon mal gravierender ausfallen. Der Biber untergrabe Uferbereiche unter der Wasserlinie und verursache durch seine Bauten Überschwemmungen, erläuterte Klaus Böhm, Leiter des Tiefbauamtes, der sich zwangsläufig zu einem wahren Biberexperten entwickelt hat. Eine weitere Gefahr besteht durch die von den Bibern gegrabenen Tunnel. Hier können Traktoren, aber auch Menschen, einbrechen. Im Jahr 2019 hat Bopfingen nach Angaben des Bürgermeisters fast 50 000 Euro für die Beseitigung von Biberschäden ausgegeben.
Gunter Bühler forderte die Gemeinderatsmitglieder auf, ihn in seiner Meinung, der Vorschlag des Regierungspräsidiums sei unverhältnismäßig, zu unterstützen. Er werde einen Brief schreiben, in dem er erkläre, dass Bopfingen diese Idee als „bar jeder Vernunft“ablehne, kündigte er an. Zudem wolle er um vernünftige Vorschläge bitten. Möglicherweise könne man einige Biber nach Stuttgart umsiedeln. Bopfingen habe welche anzugeben. Das gebe dann vielleicht auch ein paar Ökopunkte für die Stadt, scherzte Bühler.
Die rund 70 Biber in Bopfingen gehören zu insgesamt 720 Tieren auf der Ostalb. In ganz Baden-Württemberg sind etwa 5000 Biber beheimatet.