Entwarnung: Die Pegel sinken wieder
Nach dem Dauerregen am Wochenende ist die Jagst vielerorts über die Ufer getreten
- Die Nacht war kurz für Josef Gentner. Am Montag um ein Uhr morgens wurde der Technische Betriebsleiter des Wasserverbands Obere Jagst von der Integrierten Rettungsleitstelle in Aalen aus dem Bett geklingelt – Hochwasseralarm. Das passiert automatisch, wie Gentner auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung“erläutert – und zwar immer dann, wenn der Pegel an der Jagst bei Schwabsberg die 1,80 Meter erreicht hat.
Bei diesem Wasserstand wird der Fußweg an der Jagst zwischen Schießwasen und Ellwanger Innenstadt gesperrt. Es wäre für Fußgänger unter der Jagstbrücke zu gefährlich, wie Gentner weiß. Bei Schwabsberg erreichte der Pegel seinen Höchststand mit etwa 2,25 Meter. Mit nachlassendem Regen sank er wieder. Um 14 Uhr wurden 2,18 Meter gemessen, um 18 Uhr 1,90 Meter.
Wie zu erwarten war, wurde die Bahnunterführung der B290 in Jagstzell gesperrt. Sie wird ab einem Hochwasserstand von 2,60 Meter überflutet. Autofahrer wurden umgeleitet. Überflutet wurde auch der erst 2019 eröffnete Erlebnisraum am Jagstufer beim Heim der Kleintierzüchter. Die Fläche samt Spielplatz ist, wie es heißt, aber darauf ausgelegt, überschwemmt zu werden.
Speicherbecken gleichen längere Trockenphasen aus
Ebenfalls schon ein gewohntes Bild ist die überschwemmte SixenbachAue bei Schleifhäusle. Der renaturierte Flusslauf soll das Hochwasser zurückhalten. Und die überfluteten Wiesen sind, wie Josef Gentner sagt, ein typischer Lebensraum für die Auerochsen dort.
Dramatisch war das Hochwasser am Montag nicht. Im Großen und Ganzen war es eines, wie es statistisch alle zwei Jahre vorkommt. Nach Gentners Worten handelte es sich für Ellwangen um einen ganz normalen Wasserstand, der keinen Schaden angerichtet hat.
Das Hochwasser hat sogar etwas Gutes. Denn die 15 Speicherbecken des Wasserverbands wurden auf Dauerstau gestellt und aufgefüllt. Dazu zählen auch Schlierbachsee und Sonnenbachsee. Wenn Becken und Seen gut gefüllt sind, können laut Gentner längere Trockenphasen ausgeglichen werden. „Es sieht gut aus für Frühjahr und Sommer.“Dennoch ist ihm zufolge der Schlierbachsee erst zu 38 Prozent gefüllt.
Zwei der 15 Speicherbecken sind Hochwasserrückhaltebecken wie das unterhalb des Bucher Stausees. Zwei Millionen Kubikmeter Wasser können hier angestaut werden. Das geschieht aber erst, wenn pro Sekunde
40 Kubikmeter Wasser ankommen. Am Montagnachmittag waren es 33 Kubik. Erst wenn die riesige Staufläche vollgelaufen ist, wird es nach Gentners Worten für Ellwangen brenzlig. „Da sind wir noch weit davon weg.“
Übrigens: In der Region gab es an zwei weiteren Flüssen einen Voralarm, wie Susanne Dietterle sagt – am Kocher bei Abtsgmünd-Wöllstein und an der Rems in Schwäbisch Gmünd. Voralarm bedeutet der Pressesprecherin des Landkreises zufolge, dass die Leitstelle informiert und die weitere Entwicklung beobachtet werden muss. Das galt am Abend noch für Jagst und Kocher. In Gmünd wurde der Alarm noch am Nachmittag aufgehoben.