Sinn und Unsinn der „neuen harten Welle“
Es wird mal wieder gestritten im deutschen Fußball – Im Mittelpunkt: die Schiedsrichter
(dpa) - Es wird heftig diskutiert und gestritten in FußballDeutschland. Im Mittelpunkt mal wieder die Schiedsrichter. Oder genauer: eine neue Regelauslegung des DFB, welche die Schiedsrichter seit Beginn der Rückrunde mehr oder weniger zwingt, gegen das ständige Reklamieren, Schimpfen und Protestieren der Spieler deutlich strikter vorzugehen. Die Folge der neuen harten Welle: eine Flut an Gelben Karten und ein Aufschrei aller Beteiligten. Die einen halten das Vorgehen der Unparteiischen für überfällig, die anderen fürchten, der Fußball verliere so seine Emotionen. Ein Pro und Kontra:
These: Der Zeitpunkt der strikteren Regelauslegung ist unglücklich und fragwürdig.
Pro: Es ist zumindest zu hinterfragen, warum die Kehrtwende zu Beginn der Rückrunde und damit mitten im laufenden Wettbewerb vollzogen wird. Der Gladbacher Alassane Pléa wäre in der Hinrunde sicher nicht vom Platz geflogen. Ein härteres Vorgehen mit Beginn der neuen Saison wäre sinnvoller gewesen.
Die Vereine wurden vom DFB vor Beginn der Rückrunde ausführlich über die neue Herangehensweise der Schiedsrichter informiert. Es kann keinen überraschen, was nun passiert. Das Vorgehen ist überfällig, der Beginn der Rückrunde also genau der richtige Zeitpunkt.
These: Die Schiedsrichter haben Probleme mit der Umsetzung, sie sollten mehr Fingerspitzengefühl zeigen.
Pro: Wie schon beim Videobeweis agieren einige Schiedsrichter bei der Umsetzung unglücklich. So trug Tobias Stieler mit seinem Auftreten im Spitzenspiel Leipzig gegen Gladbach maßgeblich dazu bei, dass im zweiten Durchgang große Hektik aufkam. Allen Regeln zum Trotz: In vielen Fällen wäre Dialog besser als Konfrontation, das viel zitierte Fingerspitzengefühl könnte manchmal deeskalierend wirken. Das forderte auch Lothar Matthäus am Wochenende vehement.
Stimmt nicht. Die Schiedsrichter machen genau das, was sie in
Kontra: Kontra:
der Winterpause angekündigt haben. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte der beim DFB für das Training der Referees zuständige Peter Sippel. Es sei nun an Spielern, Trainern und Verantwortlichen der Clubs, sich auf das neue Vorgehen einzustellen, meinen die Schiedsrichter. Und Fingerspitzengefühl mit gestressten Schiedsrichtern zeigen die Profis ja auch nicht.
These: Dem Fußball gehen so die Emotionen verloren.
Pro:
Spieler und Trainer stehen in den 90 Minuten Bundesliga unter Strom, nicht jede emotionale Äußerung nach einer Entscheidung muss gestattet sein. Einmal Gelb hätte gereicht. Genauso muss nicht jede Aktion der Trainer an der Seitenlinie gleich geahndet werden.
Es bleibt auch ohne meckern, schimpfen und reklamieren
Kontra:
genügend Raum für Emotionen. Es ist falsch, ein Reklamieren nach einer Schiedsrichterentscheidung mit Emotionen gleichzusetzen. Das ist eher fehlender Respekt.
These: Die Fußballer sollen sich nicht so anstellen und die Entscheidungen der Schiedsrichter akzeptieren. In anderen Sportarten klappt das doch auch. Pro: Genau so ist es. Im Handball wird der Ball einfach auf den Boden gelegt, wenn der Schiedsrichter ein Foul gepfiffen hat. Im Basketball gibt es für jede Kritik am Schiedsrichter ein technisches Foul. Und Rugbyspieler können über das Verhalten ihrer Fußballkollegen eh nur lachen.
In anderen Sportarten gibt es andere Strafmaße. Eine Zweiminutenstrafe im Handball wirkt weniger schwer als eine Gelb-Rote Karte im Fußball.
Kontra:
Der Profifußball hat eine Vorbildfunktion. Schiedsrichtern in unteren Klassen wird so geholfen. Pro: Was oben passiert, spiegelt sich postwendend in den unteren Ligen wider. Wochenende für Wochenende kopieren Amateurspieler ihre Idole aus der Bundesliga. Sehr zum Leidwesen Hunderter Schiedsrichter in den unteren Ligen.
Man darf den Einfluss des Profifußballs nicht überhöhen. Sicherlich haben Profis und Trainer eine Vorbildfunktion. Das, was sich Woche für Woche auf den Amateurplätzen abspielt, ist aber eher ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. In den Fankurven der Bundesligastadien stehen viele Amateurfußballer, die das Auftreten der Schiedsrichter nicht nachvollziehen können. Und die diesen Ärger dann auch am Wochenende in ihren Spielen ausleben.
Kontra: