Der Friseur kommt diesmal nicht
Bei RB Leipzig stimmen sie sich selbstironisch auf die wichtige Woche ein
(dpa/SID) - Der letzte Termin zum Haareschneiden liegt nur etwas mehr als eine Woche zurück, da müsste ohnehin nicht unbedingt nachgeschnitten werden. Doch auch sonst haben die Spieler von RB Leipzig vor dem nächsten Aufeinandertreffen bei Eintracht Frankfurt binnen zehn Tagen keinen Bedarf auf ein erneutes Einfliegen von Sheldon Ewards, alias HD Cutz. Der von den Spielern bezahlte Besuch des Londoner Promifriseurs vor dem 0:2 der Leipziger bei der Eintracht hatte die sogenannte Friseuraffäre ausgelöst, inklusive eines „Dekadenz“-Ausrufs des früheren RB-Machers Ralf Rangnick. Da auch das folgende Spiel nicht gewonnen wurde und RB nach dem 2:2 gegen Mönchengladbach die Tabellenführung verloren hat, ist die Unruhe vor dem Pokalspiel in Frankfurt (18.30 Uhr/Sky und Sport1) groß.
Trainer Julian Nagelsmann versuchte dieser mit ein paar Späßen entgegenzutreten am Montag. „Der Friseur kommt, glaube ich nicht“, sagte Nagelsmann scherzend. Auch auf dem Rasen soll sein Team anders auftreten als zuletzt. Seit der Winterpause leistete sich RB in jedem Spiel eine schwache Halbzeit, immer geriet Leipzig in Rückstand. „Es wäre völlig okay für mich, wenn wir schlechter sind als Frankfurt und trotzdem gewinnen“, sagte Nagelsmann und präsentierte einen der Lösungsansätze: „Es wäre ratsam, mal nicht in Rückstand zu geraten.“In den vergangenen fünf Partien hatte Leipzig immer zuerst ein Tor kassiert, ehe man ins Spiel fand. Und zuletzt in Frankfurt und beim 2:2 gegen Gladbach konnte der Schaden nicht mehr oder nur noch teilweise repariert werden.
Nagelsmann und die Seinen haben ja viel vor – Friseuraffäre hin oder her. „Wir haben große Ziele. Wir haben das Finale in Berlin einmal erlebt, da wollen wir wieder hin. Die Jungs werden so rangehen, dass wir das Spiel zwingend gewinnen“, ergänzte Nagelsmann.
Leipzig befindet sich ja mittendrin in möglicherweise saisonentscheidenden Wochen. Nur fünf Tage nach dem K.o.-Spiel in Frankfurt geht es zum neuen Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München. So versucht Nagelsmann auch erst gar nicht, die beiden Begegnungen zu trennen. „Es ist ein anderer Wettbewerb,
aber trotzdem gibt es da einen Zusammenhang in Bezug auf das Selbstvertrauen und die Vorfreude auf das nächste Spiel“, sagte der Trainer.
Dafür braucht es in Frankfurts traditionell aufgeheizter Atmosphäre ein hohes Emotionsniveau. „Die Jungs werden beißen und kratzen müssen. Natürlich alles im Rahmen“, betonte Nagelsmann.
Im Vergleich zum 0:2 in der Liga wird der RB-Trainer am Dienstag aus Aberglaube wie immer Jacke und Schuhe wechseln. Das Teamhotel bleibt aber jene „Villa Kennedy“, in die sich die Leipziger Profis am Vorabend der Niederlage den Friseur aus London hatten einfliegen lassen.