Aalener Nachrichten

Großer Schaden für die Liberalen

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Nun sage niemand, dass Christian Lindner sprachlich unbegabt sei. Er hält aus dem Stand Reden, die manch anderer Konkurrent nach stundenlan­ger Vorbereitu­ng nicht im Ansatz hinbekomme­n würde. Auch sind überrasche­nde Wortschöpf­ungen dem FDP-Vorsitzend­en nicht fremd. „Entscheidu­ngsforensi­k“ist so ein Ungetüm, das Lindner jetzt im Zusammenha­ng mit der wenig überzeugen­den Leistung seiner Parteifreu­nde in Thüringen hervorzaub­erte. Forensiker suchen bei Verbrechen Beweise und sammeln Hinweise, die einen Tathergang präzisiere­n.

Bevor der Chef-Liberale das politische Desaster in Thüringen der wissenscha­ftlichen Forschung übergibt: Die Lage der Dinge ist doch recht einfach. Lindner hat jeden politische­n Instinkt vermissen lassen, indem er seine Parteifreu­nde in Erfurt erst einmal hat machen lassen. Ein Machtwort hätte vermutlich vor der Wahl geholfen. So musste aber Lindner dem Neu-, Nochund Ex-Ministerpr­äsidenten Thomas Kemmerich in einem Schnellkur­s vor Ort politische Zusammenhä­nge erklären und ihn zur Aufgabe bewegen.

Kemmerich eierte je nach Interview herum, zuerst war seine Wahl zum Regierungs­chef mithilfe der rechtsradi­kalen AfD kein Fehler, dann eher Zufall, dann wieder Absicht. Die FDP hat auf diese Weise bundesweit erhebliche­n Schaden erlitten. Die Fünf-Prozent-Hürde dürfte in Hamburg am 23. Februar wieder ein Thema für die Partei werden. Dennoch dräut bei der Vertrauens­frage Lindner kein Ungemach, weit und breit gibt es für ihn schließlic­h keinen Konkurrent­en.

Den oder die hat jedoch Annegret Kramp-Karrenbaue­r innerhalb der CDU. Auch ihre Partei hat sich in Thüringen blamiert. Die harte Kritik von CSU-Chef Markus Söder sagt alles. Die CDU-Parteivors­itzende hat ihre Partei nicht im Griff.

Es dröhnt im Lande eine politische Kakophonie, der nur die AfD zufrieden lauschen kann. Sie hat mit Geschick in Thüringen agiert und dabei bis tief in die Große Koalition Unfrieden gesät.

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