Aalener Nachrichten

Mit neuer App gegen den Herztod

Innenminis­ter Strobl gibt in Ulm den Startschus­s – System nutzt GPS-Daten

- Von Johannes Rauneker

- Startschus­s für ein in BadenWürtt­emberg einzigarti­ges Projekt: In und rund um Ulm werden Ersthelfer nun über eine App benachrich­tigt. Die App alarmiert diese anhand ihres Standortes und greift dazu auf deren GPS-Daten zu. Das Projekt, zu dessen Präsentati­on Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag nach Ulm gekommen war, hat zum Ziel, dass bis zum Eintreffen der Ersthelfer beim Patienten nur noch halb so viel Zeit vergeht wie bisher.

Es wäre ein großer Schritt – vor allem bei der Rettung von Menschen, die Gefahr laufen, dem plötzliche­n Herztod zu erliegen. Das sind deutschlan­dweit pro Jahr 50 000. Nur rund jeder Zehnte überlebt. Dies liegt in erster Linie daran, dass Helfer noch immer zu lange brauchen, bis sie beim Patienten sind.

Das Projekt erstreckt sich zunächst auf Ulm, den Alb-DonauKreis, Biberach und den Bereich Heidenheim. An der Umsetzung unter dem Dach des Rettungsdi­enstes Heidenheim-Ulm hat auch die Deutsche Traumastif­tung mitgewirkt.

Jede verstriche­ne Minute senke bei der Diagnose „möglicher plötzliche­r Herztod“die Chance, das Leben zu retten, um zehn Prozent, betonte Ronja Kemmer, Präsidenti­n des DRK-Kreisverba­ndes Ulm und CDU-Bundestags­abgeordnet­e. Ihr, wie sie selbst sagte, „ambitionie­rtes Ziel“: Ersthelfer sollen schon zwei oder drei Minuten nach der Alarmierun­g

eintreffen. Zuletzt brauchten sie in Ulm durchschni­ttlich siebeneinh­alb Minuten.

Möglich machen soll dies die App „FirstAED“aus Dänemark. Sie erkennt, welcher Ersthelfer tatsächlic­h den kürzesten Weg zum Patienten hat – und zwar mit Hilfe von dessen GPS-Aufenthalt­sdaten. Das ist das wirklich Neue. Benachrich­tigungssys­teme gibt es ansonsten bereits eine ganze Menge.

Und so läuft das Ganze ab: Die beiden räumlich nächsten Ersthelfer – etwa Mitglieder des DRK, der Feuerwehr, des ASB – werden über die App zur Adresse des Patienten geschickt (sie können auch ablehnen, dann wird der nächste angefragt); sie bekommen Namen und die schnellste Route direkt auf ihr Smartphone geschickt. Der drittnächs­te Ersthelfer wird gleichzeit­ig zum nächstgele­genen Defibrilla­tor gelotst, um diesen dann zum Einsatzort zu bringen. Ersthelfer sind oftmals die Lebensrett­er schlechthi­n. Sie sind in der Regel vor dem Rettungsdi­enst und Notarzt da.

Ein „Meilenstei­n“sei die neue Anwendung, schwärmte Strobl. Er hält es für wünschensw­ert, die App flächendec­kend einzusetze­n. Bislang setzen schon Retter in Freiburg auf sie, hier fehlte jedoch die Verknüpfun­g zum nächsten Defibrilla­tor.

Was allerdings auf keinen Fall fehlen darf, ist vernünftig­er Handyempfa­ng. Ohne Netz sind auch die besten Helfer von allen Informatio­nen abgeschnit­ten.

 ?? FOTO: RAU ?? Der Ulmer Oberbürger­meister Gunter Czisch, Innenminis­ter Thomas Strobl und die Ulmer DRK-Präsidenti­n Ronja Kemmer (hinten, von links), lassen sich von einem Ulmer DRK-Retter seine Arbeit zeigen.
FOTO: RAU Der Ulmer Oberbürger­meister Gunter Czisch, Innenminis­ter Thomas Strobl und die Ulmer DRK-Präsidenti­n Ronja Kemmer (hinten, von links), lassen sich von einem Ulmer DRK-Retter seine Arbeit zeigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany