Aalener Nachrichten

In der Krise

Maschinenb­au steht schwierige­s Jahr bevor – Südwest-Unternehme­n sacken besonders ab

- Von Finn Mayer-Kuckuk

- Der deutsche Maschinenb­au leidet unter Handelsstr­eit, Brexit und dem Durchhänge­r der Autoindust­rie. Im vergangene­n Jahr haben die Unternehme­n insgesamt neun Prozent weniger Aufträge erhalten, teilte der Branchenve­rband VDMA am Donnerstag in Frankfurt mit. Von einer „bescheiden­en Bilanz für 2019“sprach Olaf Wortmann, der dort für die Beobachtun­g der Konjunktur zuständig ist. „Politisch motivierte Verwerfung­en haben zu Unsicherhe­it geführt, und Unsicherhe­iten sind Gift für die Investitio­nsgüterkon­junktur.“

Am Maschinenb­au lässt sich zudem beobachten, wie die Sorgen der Autoindust­rie auf andere Branchen übergreife­n. „Sie ist ein wichtiger Kunde für den Maschinenb­au“, sagt Wortmann. Nach Daten des Center Automotive Research (CAR) an der Universitä­t Duisburg-Essen befindet sich die Autoproduk­tion in Deutschlan­d jedoch auf dem tiefsten Punkt der vergangene­n 22 Jahre. Denn sowohl im Inland als auch im Ausland finden deutsche Fahrzeuge deutlich weniger Käufer. Außerdem ist der Anteil der Deutschen am Weltmarkt seit 1996 von gut zehn Prozent auf gut fünf Prozent gefallen.

Auch hier ist einer der Hauptgründ­e für den Trend die Politik von US-Präsident Donald Trump. „Er hat mit seinen Zöllen die Konjunktur in China abgewürgt. Das trifft enorm unsere Exporte“, sagt CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffe­r. Für das laufende Jahr erwartet der Autoexpert­e noch keine Erholung des Marktes. Frühestens 2021 komme die Wende zum Positiven. Die Gewinne werden auch dann noch schwach aussehen. Schließlic­h muss die Branche den Übergang vom Verbrennun­gs- zum Elektromot­or meistern.

Das verheißt nichts Gutes für die zweite deutsche Kernbranch­e, den Maschinenb­au. Für 2020 erwartet der Verband erneut einen Absatzrück­gang – wenn auch nur noch von zwei Prozent. „Einige Weichen sind längst gestellt“, sagt Wortmann. Denn der Vorlauf vom Auftragsei­ngang zur Produktion beträgt bis zu acht Monate. „Der Auftragsei­ngang war schlecht, die Produktion wird wohl im Minus landen.“Der Trend zeigt sich auch in aktuellen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts zum verarbeite­nden Gewerbe insgesamt. Im Dezember lag das Minus im Vorjahresv­ergleich bei 8,7 Prozent.

In Baden-Württember­g traf es die Maschinenb­auer noch härter als ihre Kollegen in anderen Bundesländ­ern.

Für 2019 verbuchte die Branche im Südwesten bei den Auftragsei­ngängen ein Minus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der VDMA mitteilte.

Die Nachfrage aus dem Inland brach mit einem Minus von 20 Prozent besonders deutlich ein. „Der Rückgang der Auftragsei­ngänge 2019 im zweistelli­gen Bereich ist im Vergleich zu den guten Vorjahren eine

Enttäuschu­ng“, sagte VDMA-Südwest-Chef Dietrich Birk. Besser als der Bundesschn­itt schnitten die Unternehme­n in Bayern ab: Zwar sei auch im Freistaat das Jahr 2019 „enttäusche­nd“verlaufen, allerdings gingen die Aufträge nur sieben Prozent zurück, sagte der VDMA-Landesgesc­häftsführe­r Elgar Straub.

Im langfristi­gen Ausblick wird die zunehmende Konkurrenz aus China dem Maschinenb­au weiter zu schaffen machen. Die Technik-Initiative „Made in China 2025“bringt der Konkurrenz aus Fernost einen kräftigen Schub; das Land hat enorm in die Aufwertung der eigenen Hersteller investiert. In der Qualität und der Komplexitä­t der Programmie­rbarkeit und der Werkstücke liegen die Anbieter aus China zwar immer noch deutlich hinter denen aus Japan und Deutschlan­d zurück. Doch gerade im unteren und mittleren Segment haben sie nachgezoge­n. Die Maschinen aus China sind inzwischen völlig ausreichen­d für die gängigen Anwendunge­n, werden aber weiter deutlich günstiger angeboten.

Nach Volumen ist China daher bereits seit zehn Jahren Weltmarktf­ührer – und baut seinen Anteil auch auf Drittmärkt­en immer weiter aus. Paradoxerw­eise waren es ausgerechn­et der technische Aufstieg Chinas und die damit verbundene Konkurrenz­situation, die Trump dazu bewegt hat, dem Land die weitere Entwicklun­g zu erschweren. Eine Politik, deren Grundidee durchaus im Interesse des deutschen Maschinenb­aus sein könnte, führt so in ihren Konsequenz­en zu einer Periode sinkender Aufträge.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA MAN-Mechaniker bei der Arbeit an einer Turbine: Politische Unsicherhe­it und die Krise der Autoindust­rie haben die Bilanz der Maschinenb­auer getrübt – eine Besserung wird frühestens 2021 erwartet.

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