Gärtnern schon zum Winterende
Ein Frühbeet verlängert die Saison im Frühling und Herbst jeweils um einige Wochen
(dpa) - Der Winter ist kein Grund, nicht zu gärtnern. Gerade zum Ende der Jahreszeit, wenn die Tage schon wieder länger werden, kann man draußen im Garten junge Pflanzen aufziehen.
„Mit dem Frühbeet beginnt die Saison im Garten schon einige Wochen früher“, sagt Kim Sharon Leary, Fachberaterin für Kleingärtner aus Mülheim/Ruhr. In den flachen, komplett abgedeckten Kästen legen Feldsalat, Radieschen oder Stielmus einen Frühstart hin. Und auch das übliche junge Gemüse ist dadurch im frühen Frühling vor den Kapriolen der Witterung geschützt.
„Zwar können wir uns in unseren Breiten auf das zuverlässige Eintreten der vier Jahreszeiten verlassen. Aber der schöne, warme Frühling erscheint mal früher und mal später – und der April macht sowieso, was er will“, sagt Karla Krieger, Fachbuchautorin aus Köln.
Von angenehmen Temperaturen bis hin zu Frost, Sturm und Hagel ist letztlich alles möglich. Doch genau das ist für das kontinuierliche und zügige Wachstum von Salat- und Gemüsepflanzen nicht förderlich.
Die Pflanzen keimen nur schwer, verlangsamen ihr Wachstum oder stellen es ganz ein, wenn die Temperaturen nicht stimmen. Auch die Anfälligkeit für Krankheiten ist höher, wenn die Temperaturen niedrig und ungleichmäßig sind.
Daher kommt auch die alte, sinnvolle Gärtnerregel, dass man die meisten Gemüse oder Salate nicht vor den Eisheiligen, also nicht vor Mitte Mai, im Freien auspflanzen oder aussäen sollte. Es sei denn, sie kommen in ein Frühbeet. Das ist quasi ein Mini-Gewächshaus, durch das sich die Kulturzeit im Schnitt um vier bis sechs Wochen verlängert – im Frühjahr nach vorne und im Herbst nach hinten.
Ein Frühbeet steht auf dem gewachsenen Gartenboden und ist in der Regel ein bis zwei Quadratmeter groß. „Idealerweise platziert man das Frühbeet so im Garten, dass es leicht zugänglich ist und viel Sonne bekommt, auch wenn diese flacher steht“, erklärt Leary. Ein guter Windschutz ist auch wichtig. Außerdem sollte man den Laubfall im Herbst bei der Standortwahl berücksichtigen, rät Krieger. Sonst decken die Blätter das Beet zu – und das Wachstum stoppt.
„Der April macht sowieso, was er will.“
Fachbuchautorin Karla Krieger
„Die Konstruktion eines Frühbeetes gleicht im Prinzip einem Solarkollektor“, erläutert Krieger: Die Sonnenstrahlen fallen durch die Scheiben ein und erwärmen Boden und Luftraum. Die Wärme wird durch die Scheiben, die dicht schließen sollten, im Kasten gehalten – teils bis in die späten Nachtstunden. „Gegen Morgen wird es kälter, und Frühbeetgärtner sind gut beraten, wenn sie bei zu erwartendem Frost abends noch eine Schilfrohrmatte auflegen“, rät Krieger.
Damit eine gewisse Isolierwirkung entsteht, kann man auch außen an den Seitenteilen ein LaubReisig-Gemisch anhäufeln sowie die Innenseiten isolieren. „Da dieses Frühbeet ohne zusätzliche Wärmezufuhr funktioniert, spricht man auch von einem Kalten Kasten“, sagt die Buchautorin.
Ein Frühbeet kann man sich aus Recycling-Material wie Bauholz oder ähnlichem selbst bauen. „Damit spart man Kosten und kann noch etwas für die Umwelt tun“, erklärt Krieger. Grundsätzlich sollte das Baumaterial aber frei von Schadstoffen sein, rät Fachberaterin Leary.
Es ist praktisch, wenn man das Frühbeet in einer leichten Bauweise anlegt, damit es im Garten wandern kann. Denn dadurch laugt das Erdreich
nicht so schnell aus. „Anderenfalls muss man gerade beim Anbau von Kreuzblütlern darauf achten, dass sich keine bodenbürtigen Krankheiten ausbreiten“, erklärt Kim Sharon Leary. Dies verhindert man nur, indem man das Erdreich regelmäßig austauscht.
Wer kein mobiles Frühbeet anlegt, kann eine Version aus Beton oder Stein wählen. „Die Konstruktion ist deutlich länger haltbar“, sagt Krieger. Außerdem kann man dann das Mauerwerk ins Erdreich eingraben, um zu verhindern, dass Wühlmäuse das Frühbeet unterwandern. Zudem lässt sich das Frühbeet an den Innenseiten bis in den Erdboden hinein mit Styrodurplatten dämmen.
Die Wärmeentwicklung hängt vor allem vom Material der Fenster ab, die den Kasten abdecken. „Glas ist zwar sehr lichtdurchlässig, aber je höher die Dämmwirkung, desto schwerer ist es auch“, sagt Krieger. Als gute Alternative empfiehlt sie Stegdoppelplatten: „Sie sind leicht, gut wärmedämmend und genauso lichtdurchlässig wie Glas. Allerdings streuen sie das einfallende Sonnenlicht,
sodass es seltener zu Verbrennungen an den Blättern kommt.“
„Entdeckt man ein Frühbeet in einem Garten, erkennt man gleich den Genussgärtner“, findet Krieger. Damit sind jene Gärtner gemeint, deren Ziel und Freude darin besteht, Essbares anzubauen.
Durch das Frühbeet erweitert man seinen Speiseplan – denn so kann man früher im Jahr frische Salatkulturen ernten und die Saison mit Chinakohl, Endivien, Radicchio, Winterportulak und Spinat verlängern.
„In den Sommermonaten kann man das Frühbeet für wärmeliebende Kulturen wie Auberginen, Gurken, Chili und Melonen nutzen“, sagt Leary. „Es kann in dieser Zeit aber auch zur Kinderstube für den Blumengarten werden, indem man die Fläche für die Aussaat von Zweijahresblumen und Stecklingen von Stauden und Sträuchern nutzt.“
Learys Tipp: die zarten Jungpflanzen bei starker Sonneneinstrahlung mit weißem Vlies abdecken, damit sie nicht verbrennen und die Luftfeuchtigkeit eine schnelle Wurzelbildung fördert.