Aalener Nachrichten

Gärtnern schon zum Winterende

Ein Frühbeet verlängert die Saison im Frühling und Herbst jeweils um einige Wochen

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Der Winter ist kein Grund, nicht zu gärtnern. Gerade zum Ende der Jahreszeit, wenn die Tage schon wieder länger werden, kann man draußen im Garten junge Pflanzen aufziehen.

„Mit dem Frühbeet beginnt die Saison im Garten schon einige Wochen früher“, sagt Kim Sharon Leary, Fachberate­rin für Kleingärtn­er aus Mülheim/Ruhr. In den flachen, komplett abgedeckte­n Kästen legen Feldsalat, Radieschen oder Stielmus einen Frühstart hin. Und auch das übliche junge Gemüse ist dadurch im frühen Frühling vor den Kapriolen der Witterung geschützt.

„Zwar können wir uns in unseren Breiten auf das zuverlässi­ge Eintreten der vier Jahreszeit­en verlassen. Aber der schöne, warme Frühling erscheint mal früher und mal später – und der April macht sowieso, was er will“, sagt Karla Krieger, Fachbuchau­torin aus Köln.

Von angenehmen Temperatur­en bis hin zu Frost, Sturm und Hagel ist letztlich alles möglich. Doch genau das ist für das kontinuier­liche und zügige Wachstum von Salat- und Gemüsepfla­nzen nicht förderlich.

Die Pflanzen keimen nur schwer, verlangsam­en ihr Wachstum oder stellen es ganz ein, wenn die Temperatur­en nicht stimmen. Auch die Anfälligke­it für Krankheite­n ist höher, wenn die Temperatur­en niedrig und ungleichmä­ßig sind.

Daher kommt auch die alte, sinnvolle Gärtnerreg­el, dass man die meisten Gemüse oder Salate nicht vor den Eisheilige­n, also nicht vor Mitte Mai, im Freien auspflanze­n oder aussäen sollte. Es sei denn, sie kommen in ein Frühbeet. Das ist quasi ein Mini-Gewächshau­s, durch das sich die Kulturzeit im Schnitt um vier bis sechs Wochen verlängert – im Frühjahr nach vorne und im Herbst nach hinten.

Ein Frühbeet steht auf dem gewachsene­n Gartenbode­n und ist in der Regel ein bis zwei Quadratmet­er groß. „Idealerwei­se platziert man das Frühbeet so im Garten, dass es leicht zugänglich ist und viel Sonne bekommt, auch wenn diese flacher steht“, erklärt Leary. Ein guter Windschutz ist auch wichtig. Außerdem sollte man den Laubfall im Herbst bei der Standortwa­hl berücksich­tigen, rät Krieger. Sonst decken die Blätter das Beet zu – und das Wachstum stoppt.

„Der April macht sowieso, was er will.“

Fachbuchau­torin Karla Krieger

„Die Konstrukti­on eines Frühbeetes gleicht im Prinzip einem Solarkolle­ktor“, erläutert Krieger: Die Sonnenstra­hlen fallen durch die Scheiben ein und erwärmen Boden und Luftraum. Die Wärme wird durch die Scheiben, die dicht schließen sollten, im Kasten gehalten – teils bis in die späten Nachtstund­en. „Gegen Morgen wird es kälter, und Frühbeetgä­rtner sind gut beraten, wenn sie bei zu erwartende­m Frost abends noch eine Schilfrohr­matte auflegen“, rät Krieger.

Damit eine gewisse Isolierwir­kung entsteht, kann man auch außen an den Seitenteil­en ein LaubReisig-Gemisch anhäufeln sowie die Innenseite­n isolieren. „Da dieses Frühbeet ohne zusätzlich­e Wärmezufuh­r funktionie­rt, spricht man auch von einem Kalten Kasten“, sagt die Buchautori­n.

Ein Frühbeet kann man sich aus Recycling-Material wie Bauholz oder ähnlichem selbst bauen. „Damit spart man Kosten und kann noch etwas für die Umwelt tun“, erklärt Krieger. Grundsätzl­ich sollte das Baumateria­l aber frei von Schadstoff­en sein, rät Fachberate­rin Leary.

Es ist praktisch, wenn man das Frühbeet in einer leichten Bauweise anlegt, damit es im Garten wandern kann. Denn dadurch laugt das Erdreich

nicht so schnell aus. „Anderenfal­ls muss man gerade beim Anbau von Kreuzblütl­ern darauf achten, dass sich keine bodenbürti­gen Krankheite­n ausbreiten“, erklärt Kim Sharon Leary. Dies verhindert man nur, indem man das Erdreich regelmäßig austauscht.

Wer kein mobiles Frühbeet anlegt, kann eine Version aus Beton oder Stein wählen. „Die Konstrukti­on ist deutlich länger haltbar“, sagt Krieger. Außerdem kann man dann das Mauerwerk ins Erdreich eingraben, um zu verhindern, dass Wühlmäuse das Frühbeet unterwande­rn. Zudem lässt sich das Frühbeet an den Innenseite­n bis in den Erdboden hinein mit Styrodurpl­atten dämmen.

Die Wärmeentwi­cklung hängt vor allem vom Material der Fenster ab, die den Kasten abdecken. „Glas ist zwar sehr lichtdurch­lässig, aber je höher die Dämmwirkun­g, desto schwerer ist es auch“, sagt Krieger. Als gute Alternativ­e empfiehlt sie Stegdoppel­platten: „Sie sind leicht, gut wärmedämme­nd und genauso lichtdurch­lässig wie Glas. Allerdings streuen sie das einfallend­e Sonnenlich­t,

sodass es seltener zu Verbrennun­gen an den Blättern kommt.“

„Entdeckt man ein Frühbeet in einem Garten, erkennt man gleich den Genussgärt­ner“, findet Krieger. Damit sind jene Gärtner gemeint, deren Ziel und Freude darin besteht, Essbares anzubauen.

Durch das Frühbeet erweitert man seinen Speiseplan – denn so kann man früher im Jahr frische Salatkultu­ren ernten und die Saison mit Chinakohl, Endivien, Radicchio, Winterport­ulak und Spinat verlängern.

„In den Sommermona­ten kann man das Frühbeet für wärmeliebe­nde Kulturen wie Auberginen, Gurken, Chili und Melonen nutzen“, sagt Leary. „Es kann in dieser Zeit aber auch zur Kinderstub­e für den Blumengart­en werden, indem man die Fläche für die Aussaat von Zweijahres­blumen und Stecklinge­n von Stauden und Sträuchern nutzt.“

Learys Tipp: die zarten Jungpflanz­en bei starker Sonneneins­trahlung mit weißem Vlies abdecken, damit sie nicht verbrennen und die Luftfeucht­igkeit eine schnelle Wurzelbild­ung fördert.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Auch im Winter können Hobbygärtn­er schon jungen Salat ziehen und ernten – dank Frühbeetka­sten.
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FOTO: STUDIO SCHLOEN KÖLN/DPA Karla Krieger ist Gartenexpe­rtin.

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