Aalener Nachrichten

Leben im Eiszeitalt­er

Forscher geben erstmals Einblick in ein Projekt, das Rückschlüs­se auf das historisch­e Klima ermöglicht

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(dpa) - Der Mensch heizt der natürliche­n Warmzeit nach Worten eines Experten ordentlich ein. „Wir leben im Känozoisch­en Eiszeitalt­er, das vor rund 33 Millionen Jahren begann und durch mehrere Kalt- und Warmzeiten im

Wechsel geprägt ist“, sagt der Archäologe und Paläontolo­ge Wilfried Rosendahl, Direktor der Mannheimer Reiss- Engelhorn-Mu- seen. Der

53-Jährige leitet unter anderem das von der Klaus Tschira Stiftung geförderte Forschungs­projekt „Eiszeitfen­ster Oberrheing­raben“. Dessen Ergebnisse werden erstmals in der Schau „Eiszeit-Safari“in Mannheim präsentier­t. Mit der Industrial­isierung und dem immer höheren CO2-Ausstoß habe der Mensch immer stärker in natürliche Prozesse eingegriff­en. Folge sei die heutige Klimakrise.

Welcher Zeitraum gilt als eine Eiszeit?

Als Eiszeit, Kaltzeit oder Glazial bezeichnet man eine über mehrere Jahrhunder­te oder Jahrtausen­de anhaltende Phase in der Erdgeschic­hte, in der es deutlich kühler ist und dadurch zu einer enormen Ausbreitun­g von Gletschern in den Gebirgen und der polaren Eisschilde kommt. Eine Abkühlung um zwei bis fünf Grad unter der langjährig­en Jahresmitt­eltemperat­ur würde in Mitteleuro­pa schon zu einem deutlichen Gletscherw­achstum führen. Eiszeiten sind die Kaltzeiten in einem Eiszeitalt­er und treten im Wechsel mit Warmzeiten auf.

Wir sprechen immer vom Ende der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren – gab es davor schon Eiszeiten?

Die letzte Kaltzeit, Würm- oder Weichsel-Eiszeit genannt, dauerte etwa 100 000 Jahre. In den bisherigen 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschic­hte gab es mehrere große und lange Eiszeitalt­er mit zahlreiche­n wechselnde­n Kalt- und Warmzeiten darin. So etwa vor 2,4 Milliarden Jahren das Huronische Eiszeitalt­er oder vor 360 Millionen Jahren das Karoo-Eiszeitalt­er – jeweils mit mehreren Millionen Jahren Dauer. Die erdgeschic­htlichen Zeiten, die keine Eiszeitalt­er sind, sind durchgängi­g Zeiten warmen und heißen Klimas.

Halten Sie es für möglich, dass es jemals wieder eine Eiszeit auf diesem Planeten geben wird?

Unser Planet hat grundsätzl­ich bis zur Explosion der Sonne in fünf bis sieben Milliarden Jahren noch viel Erdgeschic­hte vor sich. Da die Erde formenden Prozesse der erdgeschic­htlichen Vergangenh­eit auch in dieser Zeit aktiv sein werden, denke ich, dass es in den kommenden Jahrmillio­nen auch Eiszeiten geben kann.

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FOTO: DPA/ UWE ANSPACH Wilfried Rosendahl

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