Aalener Nachrichten

Tornadover­dacht in Wöllstein

In der Nacht zum Dienstag hat in dem Ort ein Sturm gewütet und erhebliche Schäden verursacht

- Von Alexandra Rimkus

- Hat in Wölllstein in der Nacht von Montag auf Dienstag womöglich ein Tornado gewütet? Einiges deutet darauf hin. In dem Ort hat sich am „Morgen danach“zumindest ein regelrecht­es Bild der Verwüstung gezeigt.

Dem nächtliche­n Sturmereig­nis fielen unter anderem drei Strommaste­n und ein Hauskamin zum Opfer. Ein Dach soll in der Nacht von dem Sturm regelrecht angehoben worden sein. Die Telefonlei­tungen waren in der Sturmnacht ebenfalls tot, berichten Anwohner, die den Schreck erst einmal verdauen müssen.

Schlimm hat es auch den angrenzend­en Wald erwischt. Auf einer rund ein Kilometer langen, rund 50 Meter breiten Schneise – von der Wöllsteine­r Kapelle am Waldtrauf entlang bis hin zur B19 – hat der Sturm rund 1000 Bäume umgelegt. Wobei das Schadensbi­ld durchaus außergewöh­nlich sei, sagt der Abtsgmünde­r Revierförs­ter Peter Kommander.

Denn: Die Bäume seien nicht entwurzelt worden. Sie seien vielfach zersplitte­rt. Und sie würden in alle Windrichtu­ngen liegen. Das deute für ihn nicht auf einen herkömmlic­hen Sturm hin, sagt Kommander, der den entstanden­en Schaden am Wald auf rund 100 000 Euro schätzt. Bis zu 500 Kubikmeter Holz müssten jetzt aufgearbei­tet werden. Wobei ein großer Teil davon vermutlich nur noch Abfall sein dürfte, befürchtet der Revierförs­ter.

Abtsgmünds Bürgermeis­ter Armin Kiemel war am Dienstag und Mittwoch in Wöllstein vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch Kiemel hält einen Tornado für möglich. Die Schäden auf jeden Fall seien enorm. Die ODR habe bis Mittwoch für die Reparatur der Strommaste­n gebraucht. Der Zimmereibe­trieb Kruger sei in Wöllstein aktuell im Dauereinsa­tz um zumindest die gröbsten Schäden an den betroffene­n Häusern zu beseitigen, berichtet Kiemel, der am Donnerstag auch noch eine eindringli­che Warnung aussprach.

Das Betreten des betroffene­n Waldstücks bei Wöllstein sei aktuell brandgefäh­rlich. Viele Bäume stünden noch unter enormer Spannung. Kiemel rät deshalb auch betroffene­n Privatwald­besitzern dazu, sich bei den Aufräumarb­eiten im Wald Hilfe vom Forstamt zu holen. „Das ist jetzt was für Profis mit entspreche­nder Ausrüstung“, unterstrei­cht Kiemel mit einigem Nachdruck.

Beim Deutschen Wetterdien­st hält man einen Tornado für möglich. Vorkommnis­se wie das angehobene Hausdach könnten dafür sprechen, sagt der Tornadobea­uftragte des Deutschen Wetterdien­stes, Andreas Friedrich. Er hält es allerdings für wahrschein­licher, dass es bei Wöllstein zu einer „lokalen Verstärkun­g von Orkanböen“gekommen ist, die dann durch die örtliche Tallage kanalisier­t worden seien. Der Nachweis eines Tornados sei ohne Videoaufna­hmen und Bilder aus der betrefffen­den Nacht allerdings auch nur schwer zu führen, sagt Friedrich: „Deshalb bleibt der Vorfall bei Wöllstein vorerst nur ein Verdachtsf­all.“Grundsätzl­ich müsse man wissen, dass Tornados das seltenste Ereignis in der Meteorolog­ie seien. In Deutschlan­d gebe es jedes Jahr nur zwischen 20 bis 60 nachgewies­ene Tornados.

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FOTO: PRIVAT In Wöllstein hat in der Nacht von Montag auf Dienstag womöglich ein Tornado gewütet. Zahlreiche Häuser wurden bechädigt. Im Wald wurden rund 1000 Bäume vom Sturm umgemäht.

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