Tornadoverdacht in Wöllstein
In der Nacht zum Dienstag hat in dem Ort ein Sturm gewütet und erhebliche Schäden verursacht
- Hat in Wölllstein in der Nacht von Montag auf Dienstag womöglich ein Tornado gewütet? Einiges deutet darauf hin. In dem Ort hat sich am „Morgen danach“zumindest ein regelrechtes Bild der Verwüstung gezeigt.
Dem nächtlichen Sturmereignis fielen unter anderem drei Strommasten und ein Hauskamin zum Opfer. Ein Dach soll in der Nacht von dem Sturm regelrecht angehoben worden sein. Die Telefonleitungen waren in der Sturmnacht ebenfalls tot, berichten Anwohner, die den Schreck erst einmal verdauen müssen.
Schlimm hat es auch den angrenzenden Wald erwischt. Auf einer rund ein Kilometer langen, rund 50 Meter breiten Schneise – von der Wöllsteiner Kapelle am Waldtrauf entlang bis hin zur B19 – hat der Sturm rund 1000 Bäume umgelegt. Wobei das Schadensbild durchaus außergewöhnlich sei, sagt der Abtsgmünder Revierförster Peter Kommander.
Denn: Die Bäume seien nicht entwurzelt worden. Sie seien vielfach zersplittert. Und sie würden in alle Windrichtungen liegen. Das deute für ihn nicht auf einen herkömmlichen Sturm hin, sagt Kommander, der den entstandenen Schaden am Wald auf rund 100 000 Euro schätzt. Bis zu 500 Kubikmeter Holz müssten jetzt aufgearbeitet werden. Wobei ein großer Teil davon vermutlich nur noch Abfall sein dürfte, befürchtet der Revierförster.
Abtsgmünds Bürgermeister Armin Kiemel war am Dienstag und Mittwoch in Wöllstein vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auch Kiemel hält einen Tornado für möglich. Die Schäden auf jeden Fall seien enorm. Die ODR habe bis Mittwoch für die Reparatur der Strommasten gebraucht. Der Zimmereibetrieb Kruger sei in Wöllstein aktuell im Dauereinsatz um zumindest die gröbsten Schäden an den betroffenen Häusern zu beseitigen, berichtet Kiemel, der am Donnerstag auch noch eine eindringliche Warnung aussprach.
Das Betreten des betroffenen Waldstücks bei Wöllstein sei aktuell brandgefährlich. Viele Bäume stünden noch unter enormer Spannung. Kiemel rät deshalb auch betroffenen Privatwaldbesitzern dazu, sich bei den Aufräumarbeiten im Wald Hilfe vom Forstamt zu holen. „Das ist jetzt was für Profis mit entsprechender Ausrüstung“, unterstreicht Kiemel mit einigem Nachdruck.
Beim Deutschen Wetterdienst hält man einen Tornado für möglich. Vorkommnisse wie das angehobene Hausdach könnten dafür sprechen, sagt der Tornadobeauftragte des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich. Er hält es allerdings für wahrscheinlicher, dass es bei Wöllstein zu einer „lokalen Verstärkung von Orkanböen“gekommen ist, die dann durch die örtliche Tallage kanalisiert worden seien. Der Nachweis eines Tornados sei ohne Videoaufnahmen und Bilder aus der betrefffenden Nacht allerdings auch nur schwer zu führen, sagt Friedrich: „Deshalb bleibt der Vorfall bei Wöllstein vorerst nur ein Verdachtsfall.“Grundsätzlich müsse man wissen, dass Tornados das seltenste Ereignis in der Meteorologie seien. In Deutschland gebe es jedes Jahr nur zwischen 20 bis 60 nachgewiesene Tornados.