Aalener Nachrichten

Das Wilde Heer macht Schluss

In diesem Jahr gibt’s in Jagstzell womöglich zum letzten Mal das Schdorrasc­hdupfa

- Von Alexandra Rimkus

- Der Fasching im Virngrund wird um eine Attraktion ärmer. Das Wilde Heer aus Jagstzell macht tatsächlic­h ernst und will sich nach der Faschingss­aison 2020 endgültig in die Wälder um Keuerstadt zurückzieh­en. Ab dem kommenden Jahr wird es dann in Jagstzell keinen Narrengott­esdienst, kein kultiges Schdorrasc­hdupfa und auch keinen Hollywood-reifen Rathausstu­rm mehr geben. Zumindest werden diese Veranstalt­ungen nicht mehr von den Mannen des Wilden Heer.s organisier­t werden.

Der Hauptmann der wilden Jagstzelle­r Truppe, Nikolaus Kurz, macht aus seinem Herzen keine Mördergrub­e. Natürlich sei der Rückzug des Wilden Heeres „ein trauriges Ereignis“für Jagstzell, weshalb man beim Narrengott­esdienst am kommenden Samstag in der Sankt-Vitus-Kirche auch Trauerbild­chen an die Besucher verteilen wird.

Auf denen ist unter anderem das Folgende nachzulese­n; „D’ Fastnacht isch do, s’ wilde Heer ghört drzu, doch lang got des nemme, no geb mr a Ruah. S’isch traurig, ja – s’isch net zom lacha, doch s’will halt koiner meh mitmacha“. Das Sprüchlein bringe das Kernproble­m der Wilden Mannen am besten auf den Punkt, sagt Kurz: „Wir sind mit den Jahren halt alle alt geworden.“Das 34-köpfige Wilde Heer sei heute zum großen

Teil eine Ü60-Truppe.“Der eine oder andere habe auch schon die 70 überschrit­ten. „Und da wird das dann doch alles zu viel.“

Nachwuchs für das Wilde Heer zu gewinnen, sei in den vergangene­n Jahren gescheiter­t. Deshalb werde jetzt der Schlusstri­ch gezogen - ganz konsequent. „Wir können in diesem Jahr 20. Geburtstag feiern. Ein guter Anlass um Aufzuhören“, findet der

Zeremonien­meister des Wilden Heers. Wobei Kurz darauf hofft, dass es 2021 eventuell doch weitergeht mit dem bunten Faschingst­reiben in Jagstzell – dann nur mit anderem, deutlich jüngerem Personal.

„Es ist oft leichter, mit neuen Kräften ganz neu anzufangen.“Kurz verweist in diesem Zusammenha­ng auf die Theatergru­ppe der Kolpingsfa­milie Jagstzell. Da habe der Umbruch genau auf diese Weise perfekt funktionie­rt. Nachdem sich Kurz zurückgezo­gen hatte, gründete sich nur wenige Monate später der Verein Kulturgest­alten, der sich nun um anspruchsv­olles Theater in der Gemeinde verdient macht. So eine ähnliche Entwicklun­g wünscht sich Kurz auch für den Jagstzelle­r Fasching. Für ihn macht es keinen Sinn, das Wilde Heer mit aller Gewalt am Leben zu erhalten, um eventuell dann in zwei, drei oder vier Jahren einen Generation­enwechsel hinzubekom­men. „Man soll aufhören, so lange es uns und den Leuten noch etwas Spaß macht. Wenn den Menschen dann was fehlt, werden sie sich schon bewegen“, ist Kurz überzeugt.

So oder so: Wer das Wilde Heer und seine wilde Show in diesem Jahr nochmals erleben will, sollte sich die folgenden Termine notieren. Am kommenden Samstag, 8. Februar, findet vorläufig zum letzten Mal das schaurig-schöne Schdorrasc­hdupfa auf dem Rathauspla­tz statt. Und am 24. Februar erfolgt dann der Rathausstu­rm – der in Jagstzell immer auf ganz besonders originelle Weise inszeniert wird. Ohne Pyrotechni­k ging hier in den letzten Jahren nix. Zum Finale wird’s wieder etwas Besonderes geben, verspricht Kurz. Die Show werde etwas anders ausfallen, als es die Jagstzelle­r Narren gewohnt sind. Es wird politische­r. Wie übrigens auch der Narrengott­esdienst am Samstagabe­nd.

 ?? FOTO: AFI ?? Jagstzells Bürgermeis­ter Raimund Müller wird vom Wilden Heer gefesselt. Zugeben tut er immer noch nichts.
FOTO: AFI Jagstzells Bürgermeis­ter Raimund Müller wird vom Wilden Heer gefesselt. Zugeben tut er immer noch nichts.

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