Aalener Nachrichten

Parkplatzn­ot: Der Druck wächst

Belegte Dauerparkp­lätze, zu teure Stellplätz­e, zu weite Wege: Beschäftig­te in der Innenstadt sind sauer und ratlos

- Von Verena Schiegl

- „Wo parken?“Das fragen sich mittlerwei­le immer mehr Beschäftig­te in der Aalener Innenstadt. Da jetzt auch noch Kaufland Dauerparke­r im Visier hat (wir berichtete­n), fällt auch diese bequeme, wenige Minuten von der City entfernte und kostenlose Möglichkei­t weg. Viele trauen sich nicht mehr, auf der Fläche des Supermarkt­s zu parken. Aber wo dann? Und vor allem wo für wenig Geld?

Die Parkplatzn­ot in Aalen treibt Bürger, die in der Innenstadt arbeiten, immer mehr um. Täglich sei diese auch ein großes Thema unter den Kollegen, sagt eine 25-jährige Mitarbeite­rin in einem Aalener Einzelhand­elsgeschäf­t, die namentlich nicht genannt werden möchte. Auch das Gespräch mit ihrem Chef habe sie bereits gesucht. Doch dieser habe auch keine Lösung parat.

Die Dauerparkp­lätze in allen von den Stadtwerke­n betriebene­n Parkhäuser­n seien überteuert. Welche 450-Euro-Kraft sei in der Lage zwischen 57,80 und 87 Euro zu bezahlen? Doch diese Frage stellt sich ebenso wenig wie die Frage, ob der Arbeitgebe­r bereit dazu wäre, einen Zuschuss zu bezahlen. Denn die Dauerparkp­lätze sind allesamt belegt. Die Warteliste­n sind ellenlang. Auch im Mercatura müsse man mittlerwei­le drei Jahre auf einen Dauerparkp­latz warten, sagt die 25-Jährige. Aussichtsl­os sei es auch, auf dem Gaskesselg­elände oder unter der Hochbrücke, bei der Skateranla­ge einen Parkplatz zu bekommen.

Aus der Not heraus würden deshalb viele ihrer Kollegen im Kaufland parken. Nachdem einige allerdings einen Zettel an der Windschutz­scheibe ihres Autos hatten und seither befürchten müssten, abgeschlep­pt zu werden, würden die meisten mittlerwei­le auf andere Parkplätze ausweichen. Davon gebe es allerdings nicht allzu viele. Und diejenigen, die zur Verfügung stünden, würden Geld kosten oder seien auf die Dauer von drei Stunden begrenzt. Die 25-Jährige denkt etwa an die rund 200 Parkplätze rund um die Stadthalle, die die Stadt als Kurzzeitpa­rkplätze ausgewiese­n hat. Die Angst, ein Knöllchen zu kassieren, halte viele davon ab, hier ihr Auto abzustelle­n. Schließlic­h könnten Berufstäti­ge nicht alle drei Stunden von ihrer Arbeitsste­lle wegspringe­n und die Parkscheib­e weiterdreh­en.

Die Parkplätze entlang der SanktJohan­n-Straße westlich der Abzweigung Steimlestr­aße, der kleine Schotterpa­rkplatz gegenüber des Stadthalle­nrestauran­ts und die Parkplätze entlang der Hüttfeldst­raße könnten zwar unbegrenzt genutzt werden, würden allerdings allesamt von Anwohnern belegt. Und in der Silcherstr­aße oder Ludwigstra­ße dürfen nur Anlieger mit

Ausweis parken. Der viel angepriese­ne Greutplatz sei für viele, die bereits eine weite Anfahrt nach Aalen auf sich nehmen und dann noch zu Fuß 15 Minuten in die Innenstadt laufen müssen, keine Alternativ­e, sagt die 25-Jährige.

Zu Zeiten des alten Kauflands hatte die in Oberkochen lebende 25-Jährige auch die Parkmöglic­hkeiten des Supermarkt­s genutzt. Vor geraumer Zeit habe sie sich allerdings wie auch drei ihrer Kolleginne­n aus der Filiale einen Stellplatz bei dem Geschäft Rad und Tat angemietet. Mit 45 Euro im Monat sei dieser noch relativ günstig im Vergleich zu einem Schotterpa­rkplatz am Südlichen Stadtgrabe­n, für den man 75 Euro berappen müsste.

Richtig teuer bezahlen muss Kagan Zinner, Inhaber des Geschäfts Liebevoll im Mercatura, für seinen Parkplatz. Da in dem Parkhaus des Einkaufsce­nters keine Dauerparkp­lätze mehr frei sind und auch die rund 20 Stellplätz­e hinten bei der Anlieferun­g des Mercatura komplett vermietet sind, bezahle er jeden Tag 7,50 Euro an Parkgebühr­en. So viel kostet hier der Tagestarif. Auch andere Mieter würden aufgrund der Parkplatzn­ot in Aalen notgedrung­en einen regulären Stellplatz im Mercatura nutzen oder riskieren, bei zeitlich begrenzten Parkplätze­n einen Strafzette­l

zu bekommen, sagt der in Durlangen wohnende Geschäftsm­ann. „Wenn das Kaufland einmal die Schranke schließt und Parkplatzs­chmarotzer­n im wahrsten Sinne des Wortes Riegel vorschiebt, dann gute Nacht. Dann wird das Parkproble­m in der Innenstadt noch größer.“

Wie Zinner täglich 7,50 Euro fürs Parken zu bezahlen, sieht eine Angestellt­e, die in einem Dienstleis­tungsbüro in der Innenstadt arbeitet und ebenfalls nicht genannt werden möchte, nicht ein. „Das kostet mich im Monat mehr, als wenn ich mit dem Auto von Nördlingen nach Aalen fahre.“Um das Parkplatzp­roblem zu lösen, fordert sie endlich ein Mitarbeite­rparkhaus

ins Leben zu rufen. Das komme auch dem Einzelhand­el zugute. Denn Innenstadt­beschäftig­te, die in den Parkhäuser­n reguläre und teuer bezahlte Plätze, aber auch Dauerparkp­lätze belegen, würden Besuchern der City die Parkmöglic­hkeiten wegnehmen.

Von einem Mitarbeite­rparkhaus hält Zinner indes nicht allzu viel. Seiner Ansicht nach müssten andere Lösungen her. Er findet den von Citymanage­r Reinhard Skusa angedachte­n Shuttleser­vice vom Greuplatz aus nicht schlecht. Hier könnte mit Ausnahme von Veranstalt­ungen wie dem Aalener Frühlingsf­est kostenlos und rund um die Uhr geparkt werden. Da vielen jedoch der Fußweg in die Innenstadt zu lang sei, sei ein Buspendelv­erkehr eine gute Idee.

Ein solcher sei in der Tat einmal in der Überlegung gewesen, sagt Skusa. Doch finanziell sei ein solcher nicht darstellba­r. Zum einen koste ein Busfahrer in der Stunde rund 170 Euro und zum anderen stelle sich die Frage, in welchem Rhythmus der Shuttle verkehren soll. Angestellt­e in der Verwaltung müssten um 7 Uhr an ihrem Arbeitspla­tz sein, Beschäftig­te im Einzelhand­el hingegen erst um 9 Uhr. Und auch das Arbeitsend­e sei je nach Branche unterschie­dlich. Eine mögliche Lösung sei es hingegen, vom Greutplatz aus die letzte Meile in die City per Klappfahrr­ad oder E-Roller zurückzule­gen. Diesbezügl­ich sei es denkbar, gemeinsam mit dem Geschäft Rad und Tat für die Mitarbeite­r ein Paket zu schnüren, das mit rund 15 Euro pro Monat überschaub­ar wäre.

Derzeit läuft eine Umfrage des Innenstadt­vereins Aalen City aktiv unter den Mitgliedsb­etrieben, in der abgefragt wird, wie hoch der Parkplatzb­edarf bei den Beschäftig­ten ist und wie viel sie bereit wären, für einen Parkplatz zu bezahlen. Die Rückmeldun­gen seien bislang sehr gut, sagt Skusa. Der Druck für weitere Parkmöglic­hkeiten zu sorgen, wächst. Irgendwann komme der Punkt, an dem selbst große Arbeitgebe­r wie die Agentur für Arbeit, das Amtsgerich­t, die Stadt Aalen oder das Landratsam­t nicht mehr genügend Parkplätze für ihre Mitarbeite­r zur Verfügung stellen könnten, sagt Skusa.

„Wenn Kaufland die Schranke runtermach­t, wird das Problem noch schlimmer“, sagt Kagan Zinner.

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Den für 45 Euro im Monat relativ günstigen Schotterpa­rklatz bei dem Laden Rad und Tat haben viele Beschäftig­te in der Innenstadt für sich entdeckt. Laut Ursula Haubner, Senior-Chefin des Geschäfts, seien hier noch rund 15 Plätze frei.
 ??  ?? Umsonst und unbegrenzt geparkt werden kann nach wie vor auf dem Greutplatz. Vielen ist der Weg in die Innenstadt allerdings zu weit. Um die letzte Meile zu überbrücke­n, könnte sich Citymanage­r Reinhard Skusa eine Kooperatio­n mit dem Geschäft Rad und Tat vorstellen.
Umsonst und unbegrenzt geparkt werden kann nach wie vor auf dem Greutplatz. Vielen ist der Weg in die Innenstadt allerdings zu weit. Um die letzte Meile zu überbrücke­n, könnte sich Citymanage­r Reinhard Skusa eine Kooperatio­n mit dem Geschäft Rad und Tat vorstellen.

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