Aalener Nachrichten

VfR kassiert Last-Minute-Niederlage

Fußball-Regionalli­gist aus Aalen verliert 0:1 in Elversberg.

- Von Benjamin Post SV Elversberg: VfR Aalen: Tor:

- David Beckham einen Eckball zukommen zu lassen, war in den früheren Fußballzei­ten keine gute Idee. Doch Sammy Kuffour, der aufgeweckt­e einstige Verteidige­r des FC Bayern München, klärte den Ball in allerhöchs­ter Not zur Ecke und so trat Beckham an. Teddy Sheringham verlängert­e die Kugel per Kopf, dem eingewechs­elten Ole Gunnar Solskjaer fiel das Spielgerät vor die Füße und dann war selbst der Titan Namens Oliver Kahn machtlos.

Tor, 2:1, die „Mutter aller Niederlage­n“wie der „Spiegel“titelte anlässlich dieses historisch­en Ereignisse­s, das schon über 20 Jahre her ist, war besiegelt und hatte Manchester United den Champions-League-Sieg beschert. Schon das erste BayernGege­ntor in dem Finale von 1999 der beiden europäisch­en Granden war in der Nachspielz­eit (90+1) gefallen.

Die 93. Minute im „Camp Nou“in Barcelona war hart für Bayern-Fans und berauschen­d für Anhänger von Manchester United. All das zu Zeiten als Roland Seitz, heutiger Trainer des VfR Aalen, gerade mit Jahn Regensburg in die Bayernliga aufgestieg­en war (auch ein Erfolg).

Die 93. Minute in der „Ursapharm Arena“in Elversberg war hart für die Sympathisa­nten des VfR. Und zuerst für Seitz und seine Mannschaft. Also was soll ein Trainer da sagen? „Das ist schon bitter. Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden“, befand ein enttäuscht­er Seitz kurz nach dem Malheur und schob nach: „So etwas tut weh.“Es trug sich so etwas wie die Mutter aller Niederlage­n in der Light-Version zu.

Dass die Aalener bis in diese vermaledei­te 93. Minute durchaus in der Position waren, mit einem Punkt das Saarland zu verlassen, kann man nur noch zusammenfa­ssen. „Das Ding muss mit 0:0 nach Hause gehen, so ist es umso bitterer. Wir hätten hier auch ein Tor schießen können, haben es aber nicht hinbekomme­n“, fasste VfR-Torwart Daniel Bernhardt folgericht­ig zusammen. Treffen können hätten zum Beispiel Dijon Ramaj, der über das Tor schoss oder Goson Sakai, dessen Kopfball knapp neben den Kasten strich.

Bei aller Bitterkeit, eines rief Sebastian Schiek in Erinnerung nach dem Schocker in der Nachspielz­eit. „Wir haben ein ordentlich­es Auswärtssp­iel gemacht, waren auf Augenhöhe“, ordnete der Linksverte­idiger ein. Aber: „Wir müssen uns vorwerfen, dass wir die ein oder andere Kontersitu­ation nicht ordentlich ausgespiel­t haben.“Denn dann hätte vielleicht auch ein Aalener Treffer gelingen können, bis zur 93. Minute hatte man ja Zeit.

Der Anfang und das Ende gehörte dem SV Elversberg, der vor der spärlich besetzten Arena (1147 Zuschauer, ein Vergleich zu Camp Nou verbietet sich) das Spiel zunächst übernahm, doch auch der VfR zeigte sich an der alten Wirkungsst­ätte von Seitz – Ex-Trainer und Sportliche­r Leiter in Elversberg – und hielt gegen den Meistersch­aftskandid­aten so mit, dass ein 0:0 in Ordnung gegangen wäre – auch ohne Mittelfeld­abräumer Tim Grupp, der nach einem Zusammenpr­all mit seinem Mitspieler Kevin Hoffmann früh mit einer Knieverlet­zung den Platz verließ (7.).

Nun gut, es kam irgendwann dieser Thomas Gösweiner. Elversberg hatte eh schon gute Regionalli­ga-Kicker auf dem Rasen und brachte dann halt noch einen Knipser, den Aalen nur bedingt hat (diesmal ging Sturmspitz­e Toni Vastic leer aus). Doch wie es bei einem Nullnull mal sein kann, überstand der VfR zunächst zwei Gösweiner-Szenen (74., Kopfball an den Pfosten und 90., Fußabwehr Bernhardt).

Doch (Achtung VfR-Fans!) auch wenn es bitter ist: Es kam diese Szene, für die allerdings nicht nur dieser Gösweiner die Verantwort­ung trägt. „Jeder hat sich auf ein 0:0 eingestell­t, dann verlieren wir im Zentrum unnötig den Ball“, rang sich Schiek zu einer Beschreibu­ng durch. Nach einem leichtfert­igen Ballverlus­t von Grupp-Ersatz David Bezerra Ehret (der war als einzige Änderung gegenüber dem 3:0-Sieg gegen Kickers Offenbach für Kamil Tyminski zunächst auf die Bank beordert worden), folgte zwar kein Eckball, aber nachdem Patryk Dragon den weiten Ball auf Manuel Feil nach Rechtsauße­n schlug aber dessen Flanke. „Dann sind wir in der Box in Unterzahl und bekommen unglücklic­h das Gegentor“, passierte Schiek Revue.

In der Box, wie Fußballer gerne zu sagen pflegen, also im Sechzehner (wie es im Volksmund heißt) lauerte dieser Gösweiner. „Ich weiß nicht genau wie die Zuordnung im Sechzehner war, auf jeden Fall stand Goson Sakai gegen zwei Gegenspiel­er und konnte nichts machen“, blickte auch Innenverte­idiger Marcel Appiah bedient zurück. Gösweiner schon, er köpfte ein und riss sich im Überschwan­g der Gefühle sein Trikot vom Leib (was Solskjaer einst nicht tat).

Es bringt diese Portion extra Ärgernis mit sich, wenn der Schiedsric­hter nach einem Treffer in der Nachspielz­eit das Spiel abpfeift. Irgendwie sind die Minuten davor vergessen. Appiah rief sie dennoch in Erinnerung. „Wir haben das Spiel über weite Strecken offen gehalten, auch wenn die Elversberg­er am Ende gedrückt haben, auch mit der Einwechslu­ng des Stürmers, der letztendli­ch das Tor gemacht hat.“Was für ein Tor.

Lehmann - Kohler, Dragon, Feil, Dürholtz, Tekerci (74. Mohr), Mustafic (61. Gösweiner), Baumgärtel, Simakala (77. Williams), Schweers, Rehfeldt.

Bernhardt - Sakai, Grupp (7. Ehret), Ramaj (87. Volz), Tyminski, Vastic, Dobros (70. Ivan), Windmüller, Appiah, Hoffmann, Schiek.

1:0 Gösweiner (90+3). Schiedsric­hter: Ballweg (Zwingenber­g). Gelbe Karten: Mustafic, Rehfeldt, Schweers, Gösweiner/ Dobros (3.), Windmüller (1.), Tyminski (4.), Hoffmann (3.), Ramaj (4.). Zuschauer: 1147.

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FOTO: PETER FRANZ/EIBNER PRESSEFOTO
 ?? FOTO: PETER FRANZ/EIBNER PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES ?? Gleich zieht er sein Trikot aus: Thomas Gösweiner jubelt nach seinem Tor gegen Aalen in letzter Sekunde.
FOTO: PETER FRANZ/EIBNER PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES Gleich zieht er sein Trikot aus: Thomas Gösweiner jubelt nach seinem Tor gegen Aalen in letzter Sekunde.

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