Aalener Nachrichten

Starke Zivilgesel­lschaft

- Von Hendrik Groth h.groth@schwäbisch­e.de

Um Hamburger Politik ging es nicht wirklich. Aber auch die Widrigkeit­en der Bundespoli­tik gaben bei dieser Regionalwa­hl nicht den Ausschlag, hielten doch etwa die deutschlan­dweit schwächeln­den Sozialdemo­kraten ihre zwei neuen Bundesvors­itzenden bewusst fern der Hansestadt. Bei dieser Bürgerscha­ftswahl berührte die Menschen etwas ganz anderes, und deshalb suchten sie in hoher Zahl die Wahllokale auf: die Morde von Hanau und das thüringisc­he Ministerpr­äsidenten-Debakel.

Die aufwühlend­e Frage stellte sich, wie es die Bundesrepu­blik mit dem Terror von rechts und deren geistigen Brandstift­ern hält. Demokraten gleich welcher politische­n Couleur hatten kurz vor der Wahl mit Verve dafür geworben, zur Abstimmung zu gehen, um über eine hohe Wahlbeteil­igung die Rechten in der Bürgerscha­ft klein zu halten. Das scheint gelungen, auch wenn die AfD den Einzug offenbar knapp geschafft hat.

Nun ist eine Millionen-Metropole kein Gradmesser für das Abstimmung­sverhalten von großen Flächensta­aten, aber zumindest in der Abgrenzung zum Rechtsradi­kalen hat die Hansestadt gezeigt, wie die Zivilgesel­lschaft auf Hass und Gewalt reagieren kann.

Für das sogenannte bürgerlich­e Lager brechen indes schwere Zeiten an. CDU und FDP müssen Spezialfer­ngläser bestellen, um gemeinsam die 20Prozent-Marke in Umrissen erkennen zu können. Natürlich ist Hamburg traditione­ll für die Sozialdemo­kraten ein gutes Pflaster, doch auch den Grünen, die in der Vergangenh­eit als Grün-Alternativ­e Liste ausgesproc­hen links ausgericht­et waren, ist es gelungen, in die Wählerscha­ft der Christdemo­kraten einzudring­en.

2004 hat die CDU in Hamburg die absolute Mehrheit mit 47,2 Prozent geholt, jetzt ist sie mit Ach und Krach gerade noch zweistelli­g. Die Wahl zeigt, die CDU hat nach dem Desaster in Thüringen zusätzlich noch ein Großstadtp­roblem – nicht nur im Norden. Die Debatten bei den Christdemo­kraten rund um die Ausrichtun­g der Partei, den Vorsitz und die Kanzlerkan­didatur dürften deshalb noch lebhafter werden.

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