Vesperkirche startet mit einem Festmahl
Rund 200 Gäste genießen zum Auftakt Sauerbraten mit Rotkraut und Kartoffelknödel
(an) - Mit einem ausgesprochenen Festmahl hat die 20. ökumenische Ellwanger Vesperkirche im Jeningenheim begonnen. Rund 200 Gäste haben sich Sauerbraten mit Blaukraut und Kartoffelknödel schmecken lassen.
- Mit einem ausgesprochenen Festmahl hat die 20. ökumenische Ellwanger Vesperkirche im Jeningenheim begonnen. Rund 200 Gäste haben sich Sauerbraten mit Blaukraut und Kartoffelknödel schmecken lassen. Angelika Mai vom Organisationsteam zeigte sich mit der Resonanz sehr zufrieden. Noch bis Samstag, 7. März, kann man täglich für zwei Euro ein warmes Mittagessen sowie eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen genießen.
„Herzlich willkommen.“Mit diesem einladenden Schild an der Eingangstür zum Jeningenheim warten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Gesamtkirchengemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde in dieser Woche auf möglichst viele Gäste. Egal ob sie jung oder alt, arm oder reich sind oder ob sie allein oder mit Familie leben.
„Du deckst mir den Tisch!“, heißt es auf einer mit Primeln geschmückten Leiter aus Birkenholz im Vorraum zum Jeningensaal. Das Organisationsund Leitungsteam der Vesperkirche mit Angelika Mai, Angelika McVeigh-Grupp, Ute Krombholz, Gertrud Nord, Margret Abele und den beiden Pfarrern Michael Windisch und Martin Schuster hat sich wieder sehr viel Mühe gegeben, um im Jeningenheim eine heimelige Atmosphäre zu schaffen.
Diese besondere Atmosphäre, das gute Essen aus der Küche der SanktAnna-Schwestern, die mit viel Liebe gebackenen Kuchen und die Tischgemeinschaft sind es, die zweimal im Jahr Hunderte von Menschen zur Vesperkirche locken. Viele Alleinstehende entfliehen auf diese Weise der Einsamkeit. So ist denn auch die Zahl der Stammgäste extrem hoch. Viele der freiwilligen Helfer arbeiten seit Jahren mit. So waren am Sonntag wieder Bewohner des regionalen Wohnverbunds vom Rabenhof mit im Serviceteam. Von Montag bis Freitag sind Schülerinnen der Mädchenschule Sankt Gertrudis dabei, am Samstag Firmlinge der Seelsorgeeinheit Ellwangen und Schüler der Jagsttalschule Westhausen.
„Willkommen sein, miteinander essen und trinken, beieinander sitzen und erzählen, voneinander hören und erfahren, den Akku laden, mit seinen Gedanken nicht allein sein, einfach gastliche Gemeinschaft erfahren“, lautet die Devise. „Ich finde es eine tolle Sache“, schwärmt Matthias Kümpflein von diesem Angebot für einen schmalen Geldbeutel. Der 39-jährige Rollstuhlfahrer aus Ellwangen kommt seit Jahren regelmäßig zur Vesperkirche. „Wegen der
Gemeinschaft“, sagt er, und: „Dass man mal andere Leute trifft.“
Aufgrund seines Handicaps genießt er es, bedient und umsorgt zu werden. Der junge Mann kennt fast jeden im Saal und ist mit fast allen per Du, ist er doch im Städtle bekannt wie ein bunter Hund. Und so hat er vor, im nächsten Jahr mit verschiedenen Vereinen ein Benefizkonzert zu Gunsten der Ellwanger Vesperkirche zu organisieren. „Das steht bei mir schon auf der Liste“, sagt Kümpflein und denkt dabei an Jugendkapellen: „Im Kopf hab ich's.“
Der ehemalige SPD-Stadtrat Hans Rieger sitzt, wie seit vielen Jahren gewohnt, an der Kasse, dieses Mal zusammen mit Armin Bronnsack. „Ich bin von der Vesperkirche als solche begeistert“, sagt der 82-jährige Protestant. „Als ehrenamtlicher Helfer trage ich die Verantwortung an der Kasse“, lacht er. Die meisten Gäste geben den Kassierern mehr als die geforderten zwei Euro. Mit dem Essen zeigte sich der „rote Hans“nach seiner Arbeit voll und ganz zufrieden: „Es war sehr gut. Insbesondere von der Deftigkeit her das Rotkraut. Gut gewürzt.“
Mit seiner Freundin Barbara Hartung und seinem Tischgenossen Rudolf Hirschmiller unterhält sich Hans Rieger angeregt über Gott und die Welt. Die Themen gingen ihnen nicht aus. Da kamen nicht nur die Lokalgeschichte (mit „Ellwangen als Stadt der Finsternis und Beschränktheit“) und die Lokalpolitik zur Sprache, sondern auch Pater Philipp Jeningen, Martin Luther und die drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam. Der Gesprächsstoff bei der Vesperkirche wird ihnen in den nächsten Tagen nicht ausgehen. Vor allem wenn es ein typisch schwäbisches Essen gibt. „Linsen und Spätzle, das gibt’s immer, das kann man nicht weglassen“, sagt Angelika McVeigh-Grupp vom Organisationsteam. „Lehre mich teilen, Herr“, lautete das Gebet, das sie als Impuls zur Mittagszeit vortrug.
Eröffnet wurde die Vesperkirche mit einem Gottesdienst in der Basilika. Pfarrer Michael Windisch sprach vom Hunger des Körpers und vom Hunger der Seele und lobte die Vesperkirche als „Beispiel für gutes Miteinander und Gemeinschaft“.