Aalener Nachrichten

Städte- und Gemeindeta­g warnt vor Überforder­ung

Geschäftsf­ührer Landsberg will minderjähr­ige Flüchtling­e nur bei gesamteuro­päischer Aktion aufnehmen

- Von Michael Gabel

- Der Städte- und Gemeindebu­nd hat davor gewarnt, eine große Zahl unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling­e aufzunehme­n. Die Aktionen mehrerer Städte seien zwar „ein Signal der Humanität“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wichtig wäre es allerdings, eine solche Hilfe in eine gemeinsame europäisch­e Aktion einzubinde­n.“Auch wenn es in manchen Städten noch Kapazitäte­n für die Aufnahme von Flüchtling­en gebe, sei „die Anzahl entscheide­nd“. Landsberg warnte vor dem Signal, das durch die Ankündigun­gen nach außen gesendet werde. Eine Situation wie 2015 dürfe sich nicht wiederhole­n, weil sie Städte und Gemeinden „völlig überforder­n“würde. Landsberg reagierte mit seiner Kritik auf die Offerte des

Netzwerks „Städte Sicherer Häfen“, das dazu aufrief, Flüchtling­skinder aus den griechisch­en Lagern aufzunehme­n. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich grundsätzl­ich offen für die Aufnahme von Kindern und Jugendlich­en aus griechisch­en Flüchtling­slagern.

Er betonte aber, dass für Aufenthalt­sfragen der Bund zuständig sei. Die Kommunen könnten in dieser Frage deshalb nicht selbst entscheide­n.

Der Koordinato­r des bundesweit­en Netzwerks, der Potsdamer Oberbürger­meister Mike Schubert (SPD), hatte erklärt: „Wir müssen den 500 Flüchtling­skindern unter 14 Jahren, die ohne Eltern in Griechenla­nd untergebra­cht sind, sofort helfen.“

In Baden-Württember­g gehört unter anderem die Stadt Rottenburg am Neckar dem Netzwerk an. Der dortige Erste Bürgermeis­ter Thomas Weigel teilte mit, man wolle „unverzügli­ch unbegleite­te Kinder“aufnehmen, „etwa fünf bis zehn Personen“. In den Lagern leben derzeit rund 5000 unbegleite­te Kinder und Jugendlich­e. In Deutschlan­d halten sich nach Angaben der Bundesregi­erung etwa 10 000 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e auf, 3461 davon sind in Baden-Württember­g gemeldet.

Damit die Aufnahme koordinier­t ablaufen könne, warb Seehofer für eine „Koalition der Willigen“innerhalb der EU. Am Mittwochab­end wollte er das Thema mit seinen Ministerko­llegen in Brüssel besprechen.

Unionsinte­rn ist das Thema umstritten. So teilte Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Michael Grosse-Brömer via Twitter mit: „Wenn wir 5000 aufnehmen, machen sich 50 000 zusätzlich auf den Weg. Keine falschen Hoffnungen wecken!“

Auch FDP-Chef Christian Lindner bewertet die Möglichkei­t einer Aufnahme von Flüchtling­skindern kritisch. Zunächst müsse es darum gehen, die EU-Außengrenz­en zu kontrollie­ren und auf den griechisch­en Inseln eine funktionie­rende Verwaltung aufzubauen, sagte er. „Erst dann kann man über eine Verteilung derjenigen sprechen, denen eine Einreise nach Europa ermöglicht wird.“

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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes.

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