Aalener Nachrichten

Honigbiene­n tänzeln im Dialekt

Verschiede­ne Völker bewegen sich auch unterschie­dlich

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(epd) - Ein deutsch-indisches Forschungs­team hat nun nachgewies­en, was einige Experten schon seit Jahrzehnte­n vermutet hatten: Honigbiene­n tanzen im Dialekt. Verschiede­ne Bienenarte­n nutzen unterschie­dliche „Tanzdialek­te“bei ihrem Schwänzell­auf, mit dem sie ihrem Volk die Entfernung und die Himmelsric­htung einer Futterquel­le mitteilen, wie die Uni Würzburg am Mittwoch mitteilte. Forscher des Biozentrum­s der Uni und des National Centre for Biological Sciences im indischen Bangalore haben diese verschiede­nen Tanzstile nun in einer Fachzeitsc­hrift erläutert.

Bewiesen wurde die Vermutung, die es schon seit den 1940er-Jahren gibt, in Südindien. Dort kommen drei verschiede­ne Honigbiene­narten in einer Region vor, erläuterte der Würzburger Doktorand Patrick Kohl, Erstautor der Publikatio­n. Der Schwänzell­auf dauert umso länger, je weiter eine Futterquel­le vom Bienenstoc­k entfernt ist. Verschiede­ne Bienenarte­n mit unterschie­dlichen Flugradien tanzen den Forschern zufolge aber unterschie­dlich lange. Zusammenge­fasst: je größer der potenziell­e Flugradius, desto kürzer die Dauer des Schwänzell­aufs.

Liegt eine Futterquel­le etwa 800 Meter entfernt, tanze die Östliche Honigbiene, die einen Aktionsrad­ius von etwa einem Kilometer hat, deutlich länger als eine Zwerghonig­biene, die bis zu 2,5 Kilometer vom Stock Futter sammelt. Am kürzesten tanze hingegen die Riesenhoni­gbiene, die bis zu drei Kilometer Aktionsrad­ius hat.

Der Zusammenha­ng zwischen dem Sammelradi­us und dem Tanzdialek­t habe sich auch bei anderen Arten der Honigbiene nachweisen lassen, die beispielsw­eise in England, in Botsuana oder auch in Japan zu Hause sind, teilte die Uni weiter mit.

Erste Vermutunge­n in diese Richtungen hatten die Zoologen Karl von Frisch und der Würzburger Martin Lindauer vor ungefähr 80 Jahren. Die aktuellen Ergebnisse der deutsch-indischen Forschergr­uppe hätten auch die Vermutunge­n der beiden Zoologen bestätigt. Es handle sich um evolutionä­re Anpassunge­n. Honigbiene­n, die regelmäßig über weite Strecken fliegen, könnten sich – aus Effizienzg­ründen – nicht erlauben, diese große Distanz in ihrem Stock durch entspreche­nd lang dauernde Schwänzell­äufe abzubilden.

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FOTO: ULF MAUDER/DPA Russische Forscher beobachten, dass Eisbären häufiger Artgenosse­n jagen und fressen.

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