Mühlgraben könnte Innenstadt abrunden
Innenstadterweiterung: Studie favorisiert sogenannte Insel – Bahngleise sind ein Problem
- Der Ellwanger Gemeinderat berät heute über Optionen für die Erweiterung der Handels- und Gewerbeflächen in der Innenstadt. Favorit ist die sogenannte Mühlgraben-Insel, die heute als Parkplatz dient. Die Stadtverwaltung hat nun vorgeschlagen, dieses Areal auf sein städtebauliches Potenzial abklopfen zu lassen.
Bei der Innenstadterweiterung soll es gerade nicht darum gehen, großräumige Märkte vor den Toren des Stadtzentrums anzusiedeln. Das stellt Klaus Ehrmann, der Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, klar. Ziel sei vielmehr, das innerstädtische Angebot behutsam abzurunden und zugleich die bestehenden Betriebe im Stadtzentrum zu schützen. „Wir wollen die Innenstadt als Handelsstandort nicht aufgeben“, betont Ehrmann. Natürlich habe die Bedeutung des Handels für die Innenstadt abgenommen, aber in vielen Fällen würden die Lücken relativ schnell wieder durch Dienstleistungsbetriebe geschlossen.
2018 fand ein Dialogforum statt, bei dem sich Teilnehmer aus dem Handel und dem Gemeinderat sowie Grundstücksbesitzer über die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts für die Ellwanger Innenstadt austauschten. Bei diesem Forum wurde auch die Frage aufgeworfen, ob die Innenstadt in ihrer Funktion als zentrales Versorgungszentrum erweitert werden solle. Derzeit beschränkt sich dieses Gebiet auf das historische Zentrum, das im Wesentlichen vom Sebastiansgraben, dem Schönen Graben und der Bahnlinie umschlossen wird. Als Ergebnis des Dialogforums wurde eine sogenannte Potenzialanalyse auf den Weg gebracht: Sie soll zunächst ermitteln, wo eventuelle Versorgungslücken vorhanden sind – und danach, wo entsprechende Geschäfte untergebracht werden könnten.
Mit dieser Untersuchung ist das Ludwigsburger Büro GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung) beauftragt worden. Der Abschlussbericht des Büros sieht für Ellwangen keine allzu großen Erweiterungspotenziale: Die Filialisten, die sich in Mittelstädten wie Ellwangen typischerweise ansiedeln, sind zum größten Teil bereits vertreten – wenn auch nicht immer zentrumsnah. Das gilt vor allem für die gängigen Lebensmitteldiscounter. Im Bereich der Drogeriewaren könnte sich die Stadt um Ersatz für den DM-Markt im Neunheimer Gewerbegebiet bemühen, dessen Schließung im Raum steht.
Anders sieht es im Segment der Bekleidungsgeschäfte aus. Hier hat vor allem die Schließung von K&L und Gerry Weber deutliche Lücken hinterlassen. Ob sie in absehbarer Zeit gefüllt werden können, ist aus Sicht des Expertenberichts zumindest fraglich. Hier sehen die Ludwigsburger Gutachter eher Chancen für einen Schuhmarkt. In den Bereichen Elektrowaren, Möbel und Accessoires sowie Bau- und Heimwerkerbedarf bestehe in der Gesamtstadt kaum Erweiterungspotenzial. Das sehen die Experten eher in spezialisierten Segmenten wie etwa einem Fahrradmarkt.
Im Bezug auf die infrage kommenden Flächen nahmen die Ludwigsburger Experten sechs Areale unter die Lupe, darunter die nördliche Innenstadt zwischen Bahnhof und der Oberen Brühlstraße, das BAG-Gelände sowie die sogenannte Mühlgraben-Insel jenseits der Bahnlinie, die mit der Innenstadt durch die Unterführung an der Bachgasse verbunden ist. Derzeit wird die Fläche hauptsächlich als innenstadtnaher Parkplatz genutzt.
Das Areal am Mühlgraben favorisieren die Gutachter vor allem wegen seiner Nähe zur Ellwanger Innenstadt. Die ehemalige BAG-Fläche stufen sie dagegen als nicht so gut geeignet ein, vor allem wegen der größeren Entfernung zur Innenstadt. Deshalb will sich die Stadt nun erst einmal auf das Mühlgraben-Gelände konzentrieren.
Allerdings, so räumt Klaus Ehrmann, der Leiter des Amts für Stadtentwicklung, ein: „Die Bahngleise sind ein trennender Faktor.“Die derzeitige Verbindung zur Innenstadt durch die Unterführung an der Bachgasse stufen die GMA-Gutachter als unattraktiv ein. Abhilfe könnte ein Brückenbauwerk mit Aufzügen schaffen, meint Stadtentwickler Klaus Ehrmann. Jedoch sei die städtebauliche Situation hier schwierig. Man müsse etwa prüfen, wie sich das Bauwerk in die Altstadtsilhouette einfüge. In Abstimmung mit den Gutachtern müsse man zudem überlegen, wie eine Handelslösung am Mühlgraben aussehen könne.