Aalener Nachrichten

Ein Drittel der Vergaben war problemati­sch

Die Hochschule­n haben bei Zulagen deutlich mehr Fehler gemacht als bisher bekannt

-

(lsw) - Die Hochschule­n haben bei der Gewährung von Leistungsz­ulagen an ihre Professore­n mehr Fehler gemacht als bislang bekannt. Bei etwa einem Drittel der Hochschule­n habe es problemati­sche Vergaben gegeben, sagte Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) am Freitag in Stuttgart. Die Prüfung von Vergaben seit dem Jahr 2005 sei noch nicht abgeschlos­sen. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir am Ende der Fahnenstan­ge sind.“

Eine Konsequenz: Die Hochschule­n müssen dem Ministeriu­m die Vergaben künftig anzeigen. Wahrschein­lich wird das Ministeriu­m dann anhand einer Checkliste prüfen, ob die Zulagen korrekt sind. Bauer geht davon aus, dass in etwa zehn Prozent der zu Unrecht gewährten Zulagen auch Geld zurückgefo­rdert wird. Zu konkreten Summen wollte sich die Ministerin nicht äußern, zumal die betroffene­n Professore­n gegen die Rückforder­ung Widerspruc­h einlegen können.

Der Hintergrun­d der Debatte: Seit 2005 gilt in Baden-Württember­g eine neue Besoldungs­struktur. Die Grundgehäl­ter der Professore­n wurden gesenkt. Im Gegenzug können sie aber höhere Zulagen erhalten. Die

Entscheidu­ng darüber, wer welche Zulagen bekommt, wurde den Hochschull­eitungen überlassen. Diese waren nach Bauers Einschätzu­ng damit überforder­t.

Viele Fehler hätten demnach verhindert werden können, wenn das Wissenscha­ftsministe­rium – es war damals in der Hand der CDU – die Umstellung auf das neue Besoldungs­system eng begleitet hätte.

Die Professore­n selbst liefen Sturm gegen das neue Besoldungs­system.

Im Zuge der Zulagendeb­atte war es zu schweren Verwerfung­en an der Beamtenhoc­hschule in Ludwigsbur­g gekommen. Dort kümmerte sich Rektorin Claudia Stöckle um die Aufarbeitu­ng, die im Zuge der Affäre ihre Stelle verlor.

Eine Klage Stöckles gegen das Land Baden-Württember­g wegen vorzeitige­r Beendigung ihres Amtes wird von März an vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of Baden-Württember­g verhandelt.

Zudem steht noch ein neuer Prozess gegen einen früheren Rektor und einen früheren Kanzler der Hochschule Ludwigsbur­g wegen Untreue aus. Sie sollen 13 Professore­n zu Unrecht Zulagen gewährt haben. Die beiden hatten die Vorwürfe zurückgewi­esen und gesagt, sie hätten „mit bestem Wissen und Gewissen“gehandelt.

Der Prozess war im Januar geplatzt, weil ein Mitglied der Kammer schwer erkrankt war. Wann der Prozess neu angesetzt wird, ist nach Angaben eines Gerichtssp­rechers noch unklar. Nach seinen Worten wird auch geprüft, ob der Prozess mit dem ebenfalls anhängigen Verfahren gegen die 13 betroffene­n Professore­n verbunden wird.

 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA ?? Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne).
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne).

Newspapers in German

Newspapers from Germany