Illegaler Fischfang: Wie Bestände in den Ozeanen dezimiert werden.
Diese bonbonfarbene Inneneinrichtung in zartem Mintgrün und der schwarzweiße Fußboden in Schachmuster könnten auch irgendwo in Texas stehen. Tun sie aber nicht: Diese James-Deanund Marilyn-Monroe-Kulisse, natürlich mit waschechtem Rock’n’Roll beschallt, ist Teil der Bad Schussenrieder Gastronomieszene. Eigentlich erwartet der Gast, dass gleich eine Bedienung im Petticoat an den Tisch tanzt. Aber es kommt besser: eine alterslose Dame mit unverwüstlichguter Laune, ihr schwarzes Haar durch eine farbige Strähne akzentuiert. Und diese herzliche Frau hat wahrlich ihre Berufung gefunden, vermag sie es doch, dass sich der Gast nicht nur willkommen, sondern fast schon adoptiert fühlt. Und sie weiß immer was zu erzählen.
Zum Beispiel, dass die drei leckeren Soßen, die sie alsbald auf den Tisch stellt, „natürlich hausgemacht sind“. Tatsächlich kann das Trio was: eine scharf, die andere mild, die dritte sahnig auf der Basis von Sauerrahm. Einen Fehler allerdings sollte man in Chevy’s Diner nicht machen: Vorweg einen der Milchshakes bestellen. Zum Beispiel jenen mit Erdbeereis und weißer Schokolade. Denn die Becher sind noch breiter als das Grinsen der Kellnerin. Zunächst gilt es, sich durch die Sahne zu graben, bis der Löffel auf das sündige Gemisch stößt, das dermaßen sättigend wirkt, dass im Anschluss Essen fast nicht mehr nötig ist.
Aber das wäre schade, denn der Salat zum Beispiel ist mit einer leichten Vinaigrette angemacht, die das Blattwerk zu geschmacklicher Blüte bringt. Dazu gereicht: in Cornflakes panierte Streifen von der Putenbrust. Auch lecker: ein knackiger Kraut-Karottensalat, rahmig angemacht, als annähernd gesunde Südstaatenspezialität. Natürlich umsorgt die Dame im Service die Gäste beim Speisen, nicht ohne mehrfach zu betonen, dass das Burgerrestaurant natürlich amerikanisch inspiriert sei – die Zutaten, vom Fleisch bis zu den Brötchen – aber regionalen Ursprungs. Der sogenannte Chevy’s Diner V8 im Laugen-Burger-Brötchen ist ein mächtiger Bursche, in dessen Mitte ein fast faustgroßer Fleischklops vor sich hinsaftet – mittig noch mit zartem Rosa. Salat, Gewürzgurke, Spiegelei und Bauchspeckscheiben, hausgemachte Soße und geschmolzener Cheddar-Käse sorgen dafür, dass die Kalorienbilanz in Hochstimmung bleibt. In diese Monstrosität aus süßlich, salzig und fettig zu beißen, vermittelt zwar nicht gerade den Eindruck kulinarischer Feinmotorik, lässt aber die Glückshormone im Gehirn tanzen. Wunderbar krosse SüßkartoffelPommes tun dazu ein Übriges.
Das eigentliche Kalorien-Superkonzentrat kommt dann als Nachtisch: Cheesecake mit Blaubeeren. Frischkäse der doppelrahmstufigen Art, ein schokoladiger Keksboden, ein paar Heidelbeeren als Frucht-Alibi. Die Bedienung lässt wissen, ihre Tochter habe diese Köstlichkeit geschaffen. Mehr als zwei Gabeln davon kann der Organismus zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aufnehmen.
Chevy’s Diner
Wilhelm-Schussen-Str. 34 88427 Bad Schussenried Telefon 07583/9427575 geöffnet Donnerstag bis Dienstag von 11.30-22 Uhr, Mittwoch Ruhetag. Hauptgerichte 10,90-16,90 Euro.
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