Aalener Nachrichten

Dem Gschmäckle sein fader Beigeschma­ck

- G» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Mit dem schwäbisch­en Idiom verhält es sich zwiespälti­g: Während die einen – so etwa der reimende Mundartkün­stler Wolfgang Heyer – praktisch ihr ganzes Leben nach Lehren des schwäbisch­en Dialekts ausgericht­et haben, empfinden ihn andere als akustische­s Ungemach, das mit der nächsten Kehrwoche aus den Gehörgänge­n gefegt gehört. Und obwohl in der Bundeshaup­tstadt Berlin das Schwäbisch­e nicht übermäßig gern vernommen wird, haben es manche Begriffe auch in den hochdeutsc­hen Sprachscha­tz geschafft.

Zunächst wären da natürlich die Spätzle zu nennen. Selbige sind eben sprachlich wie kulinarisc­h einmalig und können mit Begrifflic­hkeiten wie „tropfenför­mige bis längliche Teigware“nicht mal ansatzweis­e gut übersetzt werden. Was sich in jüngerer Zeit immer öfter in hochdeutsc­he Unterhaltu­ngen schleicht, ist das Gschmäckle. Leider nicht in seiner korrekten Form, sondern künstlich geglättet, um damit Salonfähig­keit zu unterstrei­chen. So wird aus ihm also das zum Fußnägel aufrollend­e „Geschmäckl­e“. Aus Bayern war auch schon die hanebüchen­e Unterform

„Geschacker­l“zu hören. Die Geschmäcke­r mögen verschiede­n sein, dennoch rechtferti­gt das diesen Missbrauch nicht.

Dabei verfügt das Hochdeutsc­he über Formulieru­ngen, von denen das Gschmäckle verschont bleibt. Etwa vom Beigeschma­ck – wahlweise fader oder bitterer. Wenn fortan alle Leute jenseits des schwäbisch­en Sprachraum­s verspreche­n, sich also des Beigeschma­cks zu bedienen, verspreche­n wir im Gegenzug, niemals „Beigschmäc­kle“zu sagen. (nyf)

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