Aalener Nachrichten

Beeinfluss­t das Virus die bayerische­n Kommunalwa­hlen?

Die Menschen im Freistaat gehen am Sonntag an die Wahlurnen

-

Von Christoph Trost, Marco Hadem und Marco Krefting

(lby) - Wählen im Krisenmodu­s – das hat es so in Bayern noch nicht gegeben. Schulen, Kindergärt­en und Kitas werden von Montag an bis zum Ende der Osterferie­n geschlosse­n, Großverans­taltungen sind bereits verboten, viele Theater haben zu. Die Ausbreitun­g des Coronaviru­s schränkt das normale Leben auch in Bayern immer weitreiche­nder ein. Doch die Kommunalwa­hlen an diesem Sonntag sollen wie geplant stattfinde­n. Das betont Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Freitag. „Da sind alle Vorkehrung­en getroffen.“

Und dennoch sind dies längst keine normalen Wahlen mehr. Alle Parteien haben ihren Wahlkampf wegen der Corona-Krise vor wenigen Tagen beendet oder jedenfalls drastisch herunterge­fahren, Infostände gibt es beispielsw­eise noch. Zumindest auf landespoli­tischer Ebene ist die Bedeutung der Wahlen aber längst in den Hintergrun­d gerückt. Die große Frage ist: Wie wird das Virus die Wahlen beeinfluss­en?

Die Behörden und auch Söder beschwicht­igen seit Tagen. Stifte und Papier seien nicht ansteckend, sagte der Regierungs­chef zuletzt. Auch der Sprecher der Deutschen Gesellscha­ft für Krankenhau­shygiene, Peter Walger, argumentie­rt, eine Ansteckung

mit Sars-CoV-2 wie auch mit Erkältung oder Grippe in der Wahlkabine sei unwahrsche­inlich.

Auffällig freilich ist: Die Zahl der Briefwähle­r ist vielerorts deutlich gestiegen. Schon einige Tage vor dem Wahlsonnta­g berichtete beispielsw­eise die Landeshaup­tstadt München von einem satten Plus bei Briefwähle­rn: im sechsstell­igen Bereich mehr als vor sechs Jahren.

Und gibt es Parteien, die besonders unter der Krise leiden oder die vielleicht profitiere­n könnten? So einfach ist das nicht, schließlic­h gelten Kommunalwa­hlen in der Regel als Persönlich­keitswahle­n, vor allem die Oberbürger­meister-, Bürgermeis­terund Landratswa­hlen. Insgesamt stehen 4000 Wahlen an, darunter in 24 der 25 kreisfreie­n Städte die Wahl des Oberbürger­meisters und in 64 der 71 Landkreise die Wahl des Landrats. Zudem sind in 1909 der 2031 kreisangeh­örigen Gemeinden die ersten Bürgermeis­ter beziehungs­weise Oberbürger­meister zu wählen. Und überall auch die Gemeinderä­te, Stadträte, Kreistage.

Münch argumentie­rt, in Krisenzeit­en könnten Amtsinhabe­r eventuell „einen gewissen Vorteil haben, weil die Menschen dann eher auf das Bekannte setzen“. Anderersei­ts: Wenn ältere Wähler doch vermehrt zu Hause blieben, könnte das zulasten der CSU oder der SPD gehen.

Besonders spannend werden die OB-Wahlen in den größten Städten München, Nürnberg und Augsburg. Stichwahle­n sind dort relativ wahrschein­lich. Klar ist, dass es am Sonntag keine größeren Wahlpartys geben wird – zumal viele Posten erst bei den Stichwahle­n zwei Wochen später vergeben werden. Dafür sorgt die Staatsregi­erung schon vor: Dafür sollen die Wähler ganz automatisc­h Briefwahlu­nterlagen per Post zugesandt bekommen.

 ?? FOTO: FELIX HÖRHAGER/DPA ?? Alleine in München gibt es Briefwähle­r „im sechsstell­igen Bereich“mehr.
FOTO: FELIX HÖRHAGER/DPA Alleine in München gibt es Briefwähle­r „im sechsstell­igen Bereich“mehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany