Kultur in Zeiten von Corona
Jazz Lights abgesagt – Theatervorstellungen fallen aus – In der Villa Stützel wird musiziert
- Heute hätte es starten sollen, gestern wurde abgesagt. Eigentlich hätte das 30. internationale Jazzfestival Jazz Lights der kulturelle Höhepunkt des Jahres in Oberkochen sein sollen. Leitz-Gesellschafterin Cornelia Brucklacher und der Sprecher der Geschäftsführung, Jürgen Köppel, bedauern es außerordentlich, dass das Festival abgesagt werden musste.
Köppel betont: „Für uns als Veranstalter steht die Gesundheit unserer Gäste, der Künstler und unserer Mitarbeiter an erster Stelle. Auch wenn uns die Absage der Jazz Lights nicht leichtgefallen ist, so konnten wir auch nach den intensiven Gesprächen mit den Behörden nur zu dieser Entscheidung kommen.“Cornelia Brucklacher erklärt: „Der Schritt ist uns deshalb so schwergefallen, da die Jazz Lights für uns einen besonderen Stellenwert haben.“Nun wird geprüft, ob Ersatztermine für die ausgefallenen Veranstaltungen möglich sind.
Die aktuelle Lage macht also so manchem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung: keine Kultur in Zeiten von Corona. Nein, nicht ganz. Einige Konzerte werden trotzdem stattfinden – wenn auch nur die in kleinerem Rahmen. Zum Beispiel der Abend mit Cembalomusik am morgigen Sonntag in der Villa Stützel in Aalen. Hier tritt ab 19 Uhr die Künstlerin Medea Bindewald auf. Daniela Mühlbäck vom Produktionsbüro Mühlbäck, für die Organisation der Konzerte in der Villa Stützel in der Ulmer Straße zuständig, verspricht, dass das Konzert stattfindet und verweist auf den Veranstaltungsort: „Wir haben die Anzahl der Plätze halbiert. In den Konzertsaal passen nun noch 40 Zuschauer.“In Absprache mit den Besitzern der Villa,
dem Ärzteehepaar Sandra Röddiger und Ralf Kurek, und nach eingehender Prüfung habe man sich entschieden, so Mühlbäck, das Konzert trotzdem stattfinden zu lassen: „Wir halten uns an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts.“Die (wenigen) Zuhörer dürfen sich also in Bindewalds Programm „Schattenreise“auf Kompositionen aus vier Jahrhunderten freuen – von Domenico Scarlatti über Johann Jakob Froberger, Joseph-Nicolas-Pancrace Royer bis Johann Sebastian Bach.
Lange mit sich gerungen haben auch die Musiker der Beatles-Band, die heute Abend im Café Wunderlich die Lieder der „Fab Four“wieder aufleben lassen wollten. Eigentlich passen allerhöchstens 100 Besucher in das Szenecafé in der Rittergasse, aber wer die Beatles-Abende kennt, der weiß: Da geht’s eng her. Wirt Eddy Mahler, gleichzeitig Sänger und auch Gitarrist der neunköpfigen Band, wollte eigentlich noch die Probe
am Freitagabend abwarten, entschloss sich dann aber am Freitagmittag, das Konzert abzusagen: „Das können wir in ein paar Wochen oder Monaten problemlos nachholen.“
Hart haben die Absagen auch das Aalener Stadttheater getroffen – nicht nur, aber auch finanziell. Die stellvertretende Intendantin Tina Brüggemann sagt frei raus: „Das rüttelt uns ganz schön durch.“Vorstellungen im zweistelligen Bereich mussten abgesagt werden, „viele davon bereits ausverkauft. Wir waren jetzt erst mal damit beschäftigt, das allen Betroffenen mitzuteilen.“Auch unter den Theatermachern gebe es Menschen mit Vorerkrankungen. „Wir sorgen uns also auch umeinander“, gesteht Brüggemann. Trotzdem habe das Theater ein Interesse, dass das öffentliche Leben nicht zusammenbricht: „Wir werden versuchen, weiter im Gespräch zu bleiben, werden uns viel
sagt Daniela Mühlbäck von der Villa Stützel.
übers Internet äußern und wir wollen weiter ansprechbar sein.“Die Absagen treffen das Theater auch finanziell, das sei unvermeidlich. „Primär bei den Vorstellungen, die Einnahmen fehlen uns, aber in der Folge fehlt uns auch die Mund-zu-Mund-Propaganda. Das macht uns tatsächlich Sorgen.“
Trotzdem geht die Arbeit am Theater weiter, im Team soll in möglichst kleinen Gruppen weiter gearbeitet werden. Schließlich gibt es einiges zu tun, beschäftigt doch momentan der Umzug in den neuen Kulturbahnhof die Theatermacher.
„Die Stimmung hier im Haus geht natürlich rauf und runter“, fasst Tina Brüggemann, die sich selbst als „Berufsoptimistin“bezeichnet, zusammen. Sie hofft auf Besserung im Frühling und auf einen „Neugierdestau“, der sich bis dahin bei den Theaterfans gebildet haben dürfte.
„Wir halten uns an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts“,