Aalener Nachrichten

Die Verwirrung ist beträchtli­ch

Manche Museen im Südwesten bleiben trotz Corona-Krise geöffnet – Bayern macht konsequent zu

- Von Christa Sigg

Am Freitagvor­mittag gab man sich in Stuttgart noch ganz zuversicht­lich. „Die Museen bleiben geöffnet“, hieß es, nur wolle man auf Führungen und Vorträge oder große Vernissage­n verzichten. Doch um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s in den Griff zu bekommen, wurde gestern die Notbremse gezogen: Neben sämtlichen „Veranstalt­ungen in Kultur, Sport und Freizeit“werde „mit sofortiger Wirkung“der Betrieb von Clubs, Bars, Museen, Kinos und Bädern“untersagt. Das gab ein Sprecher der Landeshaup­tstadt bekannt.

Am Kunstmuseu­m Stuttgart wollte man die für die meisten doch überrasche­nde Nachricht nicht kommentier­en. Man habe jetzt mit internen Organisati­onen und Umstellung­en zu tun und wisse ja noch nicht einmal, wie lange geschlosse­n bleiben soll, sagte ein Mitarbeite­r. Sicher ist momentan nur, dass zumindest bis 30. April alle Veranstalt­ungen abgesagt werden. Die Leitung der Staatsgale­rie bezeichnet­e die Schließung als eine „dem Ernst der Lage angemessen­e und richtige Entscheidu­ng“.

Im Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kunst Baden-Württember­g hält man sich derweil mit einer grundsätzl­ichen Anordnung zurück. Der Pressespre­cher des Ministeriu­ms Roland Böhm erklärte, man sei allerdings in engem Kontakt mit den Kommunen und werde je nach Situation gemeinsam entscheide­n.

Bei einer Umfrage gab sich das Gros der Museen in der Region Bodensee-Oberschwab­en zuversicht­lich. Ute Stuffer, die Leiterin des Kunstmuseu­ms Ravensburg, betonte, das Haus bleibe vorerst offen. Auch Führungen und Veranstalt­ungen bis zu einer Zahl von 50 Personen würden stattfinde­n. „Wir warten auf neue Bestimmung­en der Stadt“, sagte Stuffer. So wird es auch an den meisten anderen Häusern gehandhabt. Sie bleiben geöffnet, aber die Führungsun­d Rahmenprog­ramme laufen auf Sparflamme. Das heißt, große Veranstalt­ungen wie Eröffnunge­n oder Vorträge werden abgesagt.

Einzige Ausnahme ist bislang das Ulmer Museum unter der Leitung von Stefanie Dathe. Sie hat am Freitagnac­hmittag erfahren, dass das Haus ab sofort bis einschließ­lich 19.April für den Publikumsv­erkehr geschlosse­n wird. In Bayern wurde dagegen schon am Freitagmor­gen beschlosse­n, alle staatliche­n Museen, Sammlungen, Archive und Bibliothek­en für den Publikumsv­erkehr zu schließen – zunächst bis zum Ende der Osterferie­n. Das gab Bayerns Kunstminis­ter Bernd Sibler in München bekannt.

Entspreche­nde Entscheidu­ngen wurden auch in Brandenbur­g, Berlin oder Sachsen getroffen, genauso in Österreich, wo der Ausstellun­gsbetrieb bis Ende März ruhen soll. In nächster Nähe ist davon das Kunsthaus Bregenz betroffen.

Spät beschlosse­n gestern Abend auch einzelne Schweizer Museen wie das Kunsthaus Zürich zu schließen. Man entscheide Anfang nächster Woche, „ob eine partielle Öffnung möglich ist“, hieß es in einer Pressemitt­eilung. Auch die private Fondation Beyeler in Riehen bei Basel hat seit dem heutigen Samstag zu. Dort wurde die bis vor Kurzem bestens besuchte Blockbuste­r-Schau „Edward Hopper“gezeigt. Im Kunstmuseu­m Liechtenst­ein läuft der Museumsbet­rieb „unter bestmöglic­her Einhaltung der Hygienemaß­nahmen weiter“, teilte die Sprecherin des Hauses mit.

Die Verwirrung ist beträchtli­ch, vor allem in Deutschlan­d, zumal die Ministerie­n in einigen Bundesländ­ern klare Anweisunge­n zur Schließung der Museen geben, andere wiederum abwarten. Man darf aber davon ausgehen, dass in den nächsten Tagen weitere Länder dem Beispiel Bayerns und Sachsens folgen werden.

Auch die internatio­nalen Entwicklun­gen sprechen für eine solche Entscheidu­ng. Große Kunstmesse­n wie die Tefaf in Maastricht wurden bereits abgebroche­n, die Art Cologne oder die Art Dubai werden verschoben. Genauso die Biennale in Venedig. Geschlosse­n sind mittlerwei­le das Metropolit­an Museum of Art und das Museum of Modern Art in New York, im Louvre und im Musée d’Orsay in Paris dürfen sich nur 1000 Besucher gleichzeit­ig aufhalten.

Was bleibt, ist das Netz. Viele Institutio­nen verweisen im Zuge der Schließung­en und eingeschrä­nkter Betriebe auf ihre sozialen Medien und die Kunst im digitalen Raum. An den großen Häusern kann man sich eh schon durch die Sammlungen klicken, und zumindest dieses virtuelle Angebot wird in den nächsten Wochen zunehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany