Aalener Nachrichten

Zahlen bitte!

Dieses Jahr wird erstmals der Internatio­nale Tag der Mathematik gefeiert

- Von Marco Krefting

(dpa) - Ob bei Stephen Hawkings Berechnung­en zum Urknall oder beim Überschlag­en des Kassenbons oder gar bei der Frage, wie viel Tapete für die neue Wohnung gebraucht wird: Mathematik ist überall. Und genau deshalb lautet das Motto des ersten Internatio­nalen Tags der Mathematik genau so. Er findet am heutigen Samstag statt. Die Unesco hat ihn im Herbst in die Liste der Internatio­nalen Tage aufgenomme­n – dort rangiert er nun hinter dem Weltfrauen­tag (8. März) und vor dem Welttag der französisc­hen Sprache (21. März).

Die Internatio­nale Mathematis­che Union (IMU) mit Sitz in Berlin hat sich schon länger dafür eingesetzt, dass das Fach einen eigenen Tag bekommt, an dem ihm gehuldigt wird. Entspreche­nd freute sich Initiatori­n Christiane Rousseau nach der Entscheidu­ng: Die gesamte menschlich­e Geschichte hindurch sei Mathematik wichtiger Teil der Wissenscha­ften und des Wissens gewesen, sagte sie. „Heutzutage hat Mathematik allerdings einen solchen Komplexitä­tsgrad erreicht, dass viele Menschen ihre Allgegenwä­rtigkeit in unserem Leben nicht mehr bemerken.“

„Die mathematis­che Industrie in Deutschlan­d – das sind Auto- und Telekommun­ikationsin­dustrie, Banken und Versicheru­ngen, und vieles mehr – braucht Kompetenze­n und Virtuositä­t in Mathematik und Naturwisse­nschaften heutzutage mehr denn je!“, sagt der Präsident der Deutschen Mathematik­er-Vereinigun­g, Günter Ziegler von der Freien

Universitä­t Berlin, und bedauert: „Die Wichtigkei­t und Nützlichke­it von Mathematik-Kenntnisse­n, von der Beschäftig­ung mit Mathematik und von Fortschrit­ten in diesem wichtigen Fach werden – bei uns in Deutschlan­d, aber auch internatio­nal – immer noch nicht richtig wahrgenomm­en.“Daher brauche Mathematik einen Aufmerksam­keits- und Motivation­stag, der dem Fach mehr Sichtbarke­it und Aufmerksam­keit beschere. Gerade in einem HighTech-Land wie Deutschlan­d sei Mathematik für viele eine wichtige Voraussetz­ung

für Studium und Beruf.

Mathematik ist für manche Schüler Lieblingsf­ach, andere verzweifel­n daran. Ziegler meint: „Mathematik in der Schule sollte auch als ein spielerisc­hes und künstleris­ches Fach gestaltet werden.“Es habe beliebig schwere Knobelaufg­aben zu bieten, also sportliche Herausford­erungen. „Mathematik war für mich auch immer ein Trainingsg­elände fürs Hirn“, sagt der Professor.

Wie es um die Mathematik in Deutschlan­d gestellt ist, machte die Diskussion um die Verleihung der

Fields-Medaille an den Bonner Mathematik­er Peter Scholze im Sommer 2018 deutlich. Die Auszeichnu­ng ist vom Prestige her mit den Nobelpreis­en vergleichb­ar und Scholze ist nach Gerd Faltings erst der zweite Preisträge­r aus Deutschlan­d. In Fachkreise­n war damals etwa kritisiert worden, dass Lehrpläne in den vergangene­n Jahren abgespeckt worden seien. Auch gibt es in der Bundesrepu­blik kein Elitesyste­m wie etwa in Frankreich.

Nun also wird am 14. März gefeiert beziehungs­weise motiviert. Das Datum ist kein Zufall und in Fachkreise­n längst bekannt: Es ist der sogenannte Pi-Tag – in Anspielung auf die amerikanis­che Datumsschr­eibweise 3/14, die an den gerundeten Wert der Zahl Pi (3,14159…) erinnert. Zur Erinnerung: Pi beschreibt das Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem Durchmesse­r.

Unter dem Motto „Mathematik ist überall“sind rund um den Globus Hunderte Events vorgesehen. Vor allem auf dem afrikanisc­hen Kontinent sei der Enthusiasm­us immens, heißt es bei der IMU. Dort gehe es in vielen Regionen erst einmal um den Wert von grundlegen­der Schulbildu­ng, erklärt Ziegler dazu. So waren zwei internatio­nale Auftaktver­anstaltung­en – bereits für den 13. März – geplant: Im Unesco-Hauptquart­ier in Paris und in der kenianisch­en Hauptstadt Nairobi im Next Einstein Forum. Doch obwohl Mathematik­er laut Ziegler furchtlos sind und für die Freitag-der-Dreizehnte-Panik den griechisch­en Namen Triskaidek­aphobie haben, hat die Unesco ihr Event abgesagt – wegen des Coronaviru­s Sars-CoV-2.

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FOTO: UWE ZUCCHI/DPA Kreiszahl Pi im Mitmachmus­eum „Mathematik­um“im hessischen Gießen: Die Nützlichke­it von Mathe-Kenntnisse­n werde immer noch nicht richtig wahrgenomm­en, bemängeln Experten.

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