Wird Westhausen zum Flaschenhals der B29?
Altbürgermeister Witzany wirft Landrat Pavel vor, den Ausbau der Bundesstraße nur stückweise betrieben zu haben
AALEN/WESTHAUSEN - Herbert Witzany macht aus seinem Ärger keinen Hehl: „Es war ein unverzeihlicher Fehler, dass der Kreistag seinerzeit die Bundesstraße 29 nicht als Ganzes betrachtet und auch die Aufnahme des Teilstücks zwischen der Röttinger Höhe und Aalen im Bereich des Burrens in den Bundesverkehrswegeplan 2030 beantragt hat. Man hat es ja nicht einmal versucht. Das kreide ich auch dem Landrat persönlich an.“Der frühere Westhausener Bürgermeister befürchtet, dass im Bereich Westhausen/Lauchheim nun ein Flaschenhals entsteht auf einer ansonsten bis Aalen/Essingen vierspurig und ab der Röttinger
Höhe bis Nördlingen dreispurig ausgebauten Bundesstraße 29. Jetzt werde Westhausen benachteiligt, denn keine andere Gemeinde werde so stark vom Verkehr belastet sein.
Der Westhausener Altbürgermeister und Kreisrat der Freien Wähler meldet sich zu Wort, nachdem der Kreistag, wie berichtet, einmütig das Land gebeten hat, die Planungen für den vierspurigen Ausbau der B29 zwischen dem Einhorntunnel in Schwäbisch Gmünd und der Ortsumgehung Mögglingen rasch zur Baureife zu führen. Außerdem hatte das Gremium die Vereinbarung mit dem Land für ein Linienbestimmungsverfahren für die B29 neu zwischen Röttinger Höhe und Nördlingen einstimmig gebilligt.
Sollte der Bund den Böbinger Tunnel genehmigen, könnte das Teilstück zwischen Gmünd und Böbingen bis 2028 ausgebaut sein, rechnet Witzany vor. Böbingen hätte zur Blaupause für Westhausen werden können. Denn nun sehe man, was die Region erreichen könne, wenn sie zusammenstehe. Diese Solidarität habe es auch für den östlichen Kreisteil bei Bopfingen gegeben. Und diese Solidarität hätte sich Witzany auch für Westhausen und Lauchheim gewünscht.
Die Wette, die der Landrat ihm angeboten hat, will Witzany nicht annehmen. Pavel hatte im Kreistag gewettet, dass die Ausbaumaßnahmen, die an der B29 rund um das Kellerhaus vorgesehen sind, längst abgeschlossen seien, wenn bei anderen der erste Spatenstich fällig sei. In den letzten sechs Jahren sei aber von den vorgesehenen so genannten Kleinmaßnahmen zwischen Aalen und dem Kellerhaus nichts zu sehen. Und selbst wenn man in sechs bis sieben Jahren dort Verbesserungen erreicht haben sollte: Östlich der Autobahn laufe bei Westhausen ab der Zufahrt zur Kreisstraße und der Röttinger Höhe bis 2030 nichts. Und ob man danach in den Bundesverkehrswegeplan komme, stehe in den Sternen. Witzany befürchtet daher eine riesige Verkehrslawine, die sich aus dem Tunnel in Aalen ergießt und dann einspurig über die Bundesstraße „gurkt“. Und Westhausen habe kein Pfund mehr, um Druck zu machen.
Gekommen sei dies alles, weil der Kreistag mehrheitlich nicht der Gemeinde Westhausen und den Freien Wählern gefolgt sei, ärgert sich Witzany, sondern dem Landrat. Westhausen habe ihn nicht interessiert. Witzany wird deutlich: „Pavel hat's vermasselt!“Denn hätte er empfohlen, auch die Aufnahme dieses Teilstücks in den Bundesverkehrswegeplan zu beantragen, wäre der Kreistag dem Landrat gefolgt.
Davon ist Witzany überzeugt. Denn damals habe der Bund zwar das Teilstück zwischen der Röttinger Höhe und Nördlingen in den vordringlichen Bedarf aufgenommen. Dass auch das Stück zwischen Gmünd und Böbingen hineinkommen werde, sei da noch nicht absehbar gewesen. Also hätte die Region auch für Westhausen etwas erreichen können, wenn sie zusammengestanden hätte.
Inzwischen, sagt Witzany, hätten ihm bereits Kollegen signalisiert, dies seinerzeit nicht zu fordern, sei ein Fehler gewesen. Jetzt könne man nichts mehr machen und müsse damit rechnen, dass die Situation auf Jahrzehnte schwierig bleibe.
Es könnte sogar noch schlimmer kommen: In Stuttgart wird über eine Nordostumgehung diskutiert. Sollte die Wirklichkeit werden, entstünde mit der ausgebauten B 29 eine Parallelautobahn zwischen Stuttgart und Augsburg. Folge: Der Verkehr könnte hier der überlasteten Autobahn 8 ausweichen.